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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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gelaufen, um mich zu verständigen. Dadurch hat er verpasst, wie die bösen Jungs reingegangen sind. Eine Schande.»
    Mike verzog das Gesicht. «Ich wusste gar nicht, dass sie drin waren, bis sie wieder rauskamen. Sie sind in einen schwarzen Mercedes gestiegen und weggefahren.»
    «Haben Sie das Nummernschild gesehen?», fragte Muir.
    «Schon, nur …» Mike trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. «Diese verdammten griechischen Buchstaben, die kann sich doch kein Mensch merken.»
    «Molhos Wagen war ein schwarzer Mercedes», sagte Grant und nannte die Nummer – auch das war eine alte Gewohnheit aus seiner Zeit beim SOE.
    «Wir lassen ihn von der hiesigen Polizei auf die Fahndungsliste setzen. Wird wahrscheinlich absolut nichts bringen, aber wir müssen es versuchen. Außerdem haben wir Leute an den Häfen und Flughäfen, die nach Roten Ausschau halten. Vielleicht tauchen sie dort auf.»
    «Wir können nur hoffen, dass sie irgendwo auftauchen», sagte Muir in gepresstem Ton. «Ich denke, wir müssen davon ausgehen, dass die Sowjets dieselben Fragen an Molho hatten wie wir. Und wir müssen wohl auch davon ausgehen, dass sie ihm erst den Rest gegeben haben, als sie die Antworten hatten. Nachdem Molho tot ist, bleibt für uns als einzige Verbindung zur zweiten Hälfte der Tontafel Dr.   Belzig.»
    «Sie scheinen davon auszugehen, dass wir ihn finden müssen.» Drei Augenpaare richteten sich auf Grant. «Aber selbst wenn Belzig die ganze Tafel hätte, könnte er sie nicht lesen. Und wen wird er dann aufs Korn nehmen?»

    Jackson und sein Kollege blieben zurück, um das Gebäude nach Aufzeichnungen von Molho zu durchsuchen. Muir und Grant fuhren inzwischen zurück zur Bibliothek, um Reed und Marina abzuholen. Während der Fahrt über die Uferpromenade zum Hotel sprach keiner der beiden ein Wort. Dunst hing über dem Meer, sodass die Silhouetten der Inseln am Horizont nur verschwommen erkennbar waren; das Licht der untergehenden Sonne ließ den Nebel über dem Wasser rosa und golden leuchten.
    Sie gingen schweigend ins Hotel. Grant konnte an nichts anderes mehr denken als an ein kühles Bad und ein Glas Bier, doch als sie an der Rezeption vorbeigingen, kam eine der jungen Frauen hinter dem Tresen hervor auf ihn zu und sprach ihn an. « Ho Kyrios Grant.» Sie hielt ihm einen Zettel hin. «Eine Nachricht für Sie.»
    Grant warf einen Blick darauf. Die Nachricht bestand aus einem einzigen Wort, das sorgfältig in lateinischen Blockbuchstaben notiert war. Derjenige, der sie geschrieben hatte, schien große Mühe mit dem fremden Alphabet gehabt zu haben: Die zaghaften Striche und krakeligen Linien erinnerten an die Handschrift eines Kindes. SOURCELLES stand da.
    «Haben Sie die Nachricht entgegengenommen?», fragte Grant die junge Frau.
    Sie nickte. «Am Telefon. Er hat es ganz langsam buchstabiert.»
    «Wann kam der Anruf?»
    Sie zeigte auf eine kleine Notiz in der Ecke: 13.47. Molho musste angerufen haben, unmittelbar bevor die Russen kamen. Grant sah wieder die Leiche vor sich und schauderte bei der Erinnerung.
    «Was ist das?» Muir nahm ihm den Zettel aus der Hand und las. « Sourcelles? Was zum Teufel ist das?»
    «Vielleicht der Mann, der die zweite Hälfte der Tontafel gekauft hat.»
    «Und wie verdammt nochmal treiben wir ihn auf? Sollen wir ihn vielleicht im Pariser Telefonbuch suchen? Oder bei der französischen Botschaft anrufen?» Muir wandte sich mit einer wegwerfenden Geste ab. Marina jedoch wurde plötzlich lebhaft, begann in ihrer Handtasche zu kramen und zog das schmale Notizbuch hervor, das sie in der Bibliothek benutzt hatte. Sie blätterte darin, dann hielt sie inne und zeigte Grant wortlos die aufgeschlagene Seite.
    Das Papier war mit ihrer kleinen, ordentlichen Handschrift bedeckt – alles in Griechisch bis auf ein Wort, das Grant entgegensprang wie eine Kugel zwischen die Augen: Sourcelles .

ZWANZIG
    Nördliche Ägäis, bei Thessaloniki. Zwei Tage später
    Das Wasserflugzeug schwebte hoch über dem Meer wie ein Götterbote. Im gleißenden Sonnenlicht funkelten die Spitzen der silbernen Tragflächen wie geschmolzenes Glas in einem Hochofen. Kein Wunder, dass Zeus so oft in Gestalt eines Adlers erschien, dachte Reed – von hier oben hatte man einen wahrhaft göttlichen Blick auf ein Land, das nur Götter erschaffen haben konnten. Die Wolken unten wogten um ein Archipel mit hoch aufragenden Berggipfeln, und weiter westlich, wo sich die Wolkendecke teilte, glänzte das Meer saphirblau in der

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