Der vergessene Templer
seiner Hand eine mit Schalldämpfer bestückte Waffe...
***
Da war er, und da war ich!
Er hielt sein Schwert kampfbereit, und ich hatte meine Beretta noch nicht gezogen. Auch das Kreuz steckte unter meiner Kleidung, doch ich wusste, dass ich an einem harten Fight nicht vorbeikam. Einfach aufgeben würde er nicht.
Ich wollte meine Pistole ziehen, als ich hinter dem Templer eine Bewegung bemerkte. Sie lenkte mich ab, und ich sah den zweiten Typen, der Sharon entführt hatte. Leider brachte er sie nicht mit. Stattdessen hielt er eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand, und er würde die Waffe auch einsetzen.
Ich gegen den Templer und gegen seinen Helfer. Aber wir standen nicht auf einem normalen Boden, sondern auf dem Deck eines schwankend dahinfahrenden Bootes.
Der Ritter griff mich an.
Er ging mit einem hart aufgesetzten Schritt nach vorn, verkürzte die Entfernung zwischen uns, riss dabei seine Waffe in die Höhe und setzte zum Schlag an.
Ich sah, dass die verdammte Klinge scheinbar immer länger wurde. Sie hätte mich bestimmt erwischt, aber ich ließ mich fallen und rollte über das Deck. Nicht ganz freiwillig, denn das Boot geriet in einen Strudel, der es schlingern ließ.
Genau dies hatte auch der Ritter zu spüren bekommen. Seine Waffe bekam plötzlich eine andere Richtung. Die Spitze pfiff über das Decke hinweg und prallte mit einem singenden Geräusch gegen die Reling.
Victor von Narbonne taumelte. Er hielt sich noch auf den Beinen und schaute zu mir hin.
Ich lag, ich hatte die Waffe, und ich schoss.
Jemand stieß genau zum Unrechten Zeitpunkt gegen das Boot. Es wurde in die Höhe geschleudert, als wollte es aus dem Wasser heraus fliehen. Meine Kugel jagte in den Himmel, und mich trieb die Bewegung auf dem Boden liegend zurück, bis ich mit dem Rücken gegen den Querpfosten der Reling prallte.
Der Kampf ging weiter.
Vor mir richtete sich der Templer auf. Ich sah ihn jetzt aus der Nähe. Ob sein Gesicht tatsächlich den dunkelblauen Farbton aufwies, konnte ich nicht mit Gewissheit sagen. Jedenfalls waren seine Augen dunkler, gefüllt wie mit flüssigem Teer.
Er schlug nach mir.
Ich zog die Beine an. Die Schwertspitze hieb in die Planken, und ich wollte die Bewegung ausnutzen und aufstehen, als ich ein widerliches, fettes Lachen hörte.
Ich schaute nach links – und in mein Verderben!
Dort kniete der dunkel gekleidete Mann breitbeinig auf den Planken. Sein Gesicht war zu einer entstellten Grimasse geworden, und ich schaute genau gegen die klobige Waffe.
»Merk dir meinen Namen, Scheißkerl. Ich heiße Eric und stehe unter dem Schutz des Baphomet...«
Harry hielt das Boot auf Kurs. Er sorgte durch seine Steuerkünste dafür, dass es immer im gleichen Abstand zu dem anderen Boot blieb. Jeder wollte mitbekommen, was dort geschah, und der erste Optimismus war verflogen, denn John lag am Boden. Zwar hatte ihn das Schwert nicht getroffen, aber er steckte auch so in einer verdammt miesen Lage, denn jemand bedrohte ihn aus kurzer Distanz mit der Pistole.
In den ersten Sekunden waren die Zeugen so überrascht, dass sie nichts tun konnten. Sie mussten das Bild erst in sich aufnehmen. Dann aber drehte Dagmar den Kopf.
»Wir müssen was tun, Harry!«
Das wusste er auch. Es war nur so verdammt schwer, die richtige Entscheidung zu treffen. Doch einen Entschluss fasste er.
»Übernimm das Ruder, Dagmar!«
»Und dann?«
»Frag nicht, mach schon!«
Es war nicht die Zeit, noch weitere Fragen zu stellen, das wusste auch Dagmar Hansen. Jedes weitere Zögern konnte eine Veränderung der Lage zu ihren Ungunsten bedeuten, und so wechselten sich Dagmar und Harry ab. Zu sprechen brauchten sie nicht mehr. Es war alles gesagt worden.
Sven hatte nur zugeschaut, doch er hatte es schwer, die Lage richtig zu begreifen. Seine Gedanken galten einzig und allein der Freundin.
»Was ist denn mit Sharon?«
Harry gab keine Antwort. Es war einfach nicht die Zeit für lange Diskussionen. Er musste auf das Deck und von dort aus Prioritäten setzen. Noch hatte er keinen Schuss gehört.
Er kroch die drei Stufen hoch und robbte auch oben flach über den Boden. Auf keinen Fall wollte er sich aufrichten und sich zeigen.
John wurde bedroht.
Aber auch Harry hatte seine Waffe gezogen. Dagmar machte sich gut als Steuerfrau. Sie schaffte es, die Entfernung zwischen den Booten ziemlich gleich zu halten, aber das Schwanken auf den Wellen des Rheins konnte sie nicht verhindern.
Der Killer auf dem Boot hatte nur Augen für
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