Der vergessene Templer
Eric sie und drückte ihm den Griff in die Hand.
»Verstanden?«
Im Gesicht des Templers bewegte sich nichts.
»Ach verdammt, du...«
»Was ist denn jetzt los?« Sharon hatte ihre Sprache wiedergefunden und schaute fragend über den Tisch hinweg.
»Für dich ist die Sache gelaufen. So oder so.«
»Warum muss er weg?«
»Weil wohl deine Freunde denken, dass sie dich zurückholen können.«
Sie zeigte sich leicht verwundert und bewegte dabei hastig ihre Augendeckel. »Freunde?«
»Ja, sie verfolgen uns.«
»Sven?«
»Ich kenne keine Namen, verflucht. Aber es kann schon stimmen, dass es dieser Sven ist.«
Sharon lächelte. Aber diese Reaktion zerbrach bald, denn plötzlich fing sie an zu weinen. Es mochte das Gefühl der Erleichterung sein, doch darum kümmerte Eric sich nicht, denn er hatte jetzt andere Sorgen. Für ihn war es wichtig, die Verfolger nicht nur loszuwerden, sondern sie auch zu köpfen.
Er packte den Ritter an der Hand und zog ihn mit auf das Deck...
***
Was konnte in dieser winzigen Zeitspanne alles passieren, in der ich in der Luft hing, denn ich hatte den Kontakt zu meinem Boot ebenso verloren wie ich den zum anderen noch nicht bekommen hatte. Es war genau diese Spanne, in der alles auf der Kippe stand. Ich konnte gewinnen oder dabei mein Leben verlieren.
Ich wunderte mich selbst darüber, was mir da durch den Kopf schoss und sogar mit einem Nachgedanken verbunden war: Weshalb gab der andere Fahrer nicht mehr Gas?
Ich prallte gegen das Boot. Trotz der Mini-Distanz war es schon ein verdammt harter Aufprall, den ich allerdings wegsteckte, weil ich meinen Erfolg erlebte.
Es war mir tatsächlich gelungen, den oberen abgerundeten Rand der Reling mit beiden Händen zu fassen, und ich klammerte mich daran fest wie der gute Tarzan früher an seinen Lianen.
Noch eine Befürchtung tauchte in mir auf: Dass Harry unser Boot nicht mehr so halten konnte und es durch den Wellengang oder eine hastige Steuerbewegung gegen das andere geschleudert wurde, wobei ich mit meinen Beinen genau in die Mitte geriet.
Das passierte nicht. Harry hatte perfekt reagiert und den Abstand wohl vergrößert.
Wieder peitschte Gischt an mir hoch. Ich hing noch an der Reling fest, doch das änderte sich. Ich musste schnell sein, denn jeden Moment konnte der Ritter mit seinem verdammten Schwert erscheinen. Da wäre es ein Leichtes für ihn gewesen, mich zu köpfen. Er hätte dann auf einen Torso schauen können, der durch die Wellen trieb.
Es ging nur mit einem Klimmzug, denn meine Füße fanden an der glatten Bordwand keinen Halt.
Das schaffte ich auch. Wenig später schwang ich bereits mein rechtes Bein über die Reling hinweg, setzte zuerst einen Fuß auf das Deck und dann den zweiten.
Schon der erste Blick sagte mir, dass ich hier wesentlich mehr Platz und einen besseren Halt hatte. Es war nicht perfekt, denn das Boot schaukelte auf dem Wasser, aber ich hatte es geschafft, und das gab mir ein gutes Gefühl.
Nur verschwand das sehr schnell. Das Boot war nicht so leer, wie ich es mir erhoffte, denn dort, wo der tiefer liegende Ruderstand lag, entstand eine Bewegung.
Ich ging nicht weiter vor und lauerte in der Nähe des Hecks.
Er schob sich hoch.
Er ging langsam, weil er die Bewegungen des Bootes ausgleichen musste. Es war tatsächlich der vergessene Templer...
***
Harry Stahl hatte sich selten so konzentriert wie in den letzten Minuten, denn jetzt kam alles auf ihn an. Er durfte nicht den geringsten Fehler begehen und durfte sich auf keinen Fall durch etwas ablenken lassen.
Er kam an das fremde Boot heran.
Und dann passierte es.
John Sinclair sprang!
Harry hielt den Atem an, als er diese waghalsige Aktion beobachtete. Vieles konnte schief gehen, aber es ging nichts schief. John Sinclair packte es.
Neben ihm fing Dagmar an zu jubeln. »Ja! Ja! Er hat es geschafft!«
Sven Nolte sagte nichts. Er schaute aus fast hervorquellenden Augen zu, wie sich Sinclair auf dem Deck des anderen Bootes aufrichtete und sich zunächst mal um ein gutes Gleichgewicht bemühte.
Das schaffte er auch. Zugleich passierte noch etwas anderes, und das hatte mit ihm nichts zu tun.
Der vergessene Ritter hatte bisher unter Deck gelauert. Jetzt stieg er mit seinem Schwert bewaffnet hervor, um sich John Sinclair zum Kampf zu stellen.
Harry Stahl hielt die Geschwindigkeit bei. Auch das andere Boot fuhr weder schneller noch langsamer. Es musste irgendwie einen Autopiloten haben, der es lenkte, denn als Nächster stieg Eric an Deck, in
Weitere Kostenlose Bücher