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Der vergessene Templer

Der vergessene Templer

Titel: Der vergessene Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ob es die überhaupt gab, wusste er nicht. Die meisten Menschen wurden tot aus dem Wasser geholt oder, wenn sie durch Zufall hineingefallen waren, an starken Tauen, die man aus einem Fenster oder von der Brücke nach unten baumeln ließ.
    Diese Chance würde er nicht bekommen. Wer ihn aus dem Wasser zog, würde ihn töten.
    Unter der Brücke tauchte er wieder auf. Zuerst brauchte er Luft. Dabei trat er Wasser, doch er fragte sich nicht, wie lange er das durchhalten konnte. Zunächst gab es andere Probleme für ihn, und das war die Stille.
    Kein Schreien mehr. Keine wilden Stimmen, die sich überschlugen. Nur das Plätschern des Wassers war zu hören, ansonsten spürte er einen regelrechten Druck, und er hörte sogar das Sirren der Mücken in seiner Nähe.
    Hatten die Verfolger aufgegeben?
    Beinahe hätte er über seinen eigenen Gedanken gelacht. Das kam ihm in diesem Fall nicht so echt vor. Dafür hustete er, weil er einiges von diesem schmutzigen Wasser geschluckt hatte.
    Wohin?
    Er würde Kräfte verlieren. Automatisch trat er Wasser, bewegte auch seine Arme dabei, aber die voll gesaugte Kleidung wollte ihn immer wieder unter Wasser ziehen. Bisher hatte er es geschafft, stets wieder aufzutauchen, im Gegensatz zu Wolfhart von Lahnstein, der für immer und ewig im Schlamm dieses Burggrabens lag.
    Seine Gedanken wirbelten durcheinander, er wollte sie einfangen, um zu einer vernünftigen Lösung zu gelangen, denn er wusste, dass es eine Chance gab, dem Graben zu entkommen. Er hatte sich mit seinen Leuten lange genug auf der Burg aufgehalten, um diese Chance zu erkennen.
    Es fiel ihm wieder ein.
    Der alte Nachen, der in der Burg vertäut war und in einem mit Wasser gefüllten Graben dümpelte. Es gab ein Holztor, das ungefähr in Wasserhöhe lag. Es sperrte den innen liegenden Kanal zum Burggraben hin ab und konnte von innen geöffnet werden.
    Nur von innen?
    Da war er sich nicht sicher. Möglicherweise gab es noch einen Weg, um das Tor auch von außen hochschieben zu können. Wenn ihm das gelang, war er wieder in der Burg.
    Er schwamm etwas aus seinem Schutz heraus, um sich einen Überblick verschaffen zu können. Bei der ersten Entdeckung hatten sich die Verfolger auf der Brücke versammelt gehabt. Jetzt waren sie bis auf einen Aufpasser von dort verschwunden, und der wechselte ständig die Seiten, um in die verschiedenen Richtungen zu schauen.
    So schnell konnte Victor nicht wegtauchen. Der Mann, der eine flache Mütze auf dem Kopf hatte, sah ihn, und er brüllte ihn an.
    »Wir holen dich! Du wirst uns nicht entkommen! Und dann werden wir dich zerhacken und deine Einzelteile den Schweinen zum Fraß vorwerfen!« Bei seinen Worten drohte er mit dem Schwert, aber die Klinge war zu kurz, um den Schwimmer zu erreichen, der sich auf den Rücken gelegt hatte und in die Höhe lachte.
    Der Mann auf der Brücke hatte einen Stein hochgehoben und warf ihn nach Victor. Schlecht gezielt, der kleine Brocken klatschte links neben ihm ins Wasser.
    Dass er nur einen Verfolger gesehen hatte, konnte ihn nicht fröhlich stimmen. Die anderen vier waren bestimmt nicht zurück ins Tal gelaufen. Sie würden sich etwas einfallen lassen, um ihn zu fassen, und da gab es einige Möglichkeiten.
    Er fühlte sich alles andere als sicher. Noch hielten seine Kräfte, aber er merkte, dass ihm das Schwimmen immer schwerer fiel. Wieder trat er Wasser, um sich umschauen zu können.
    Sein Blick glitt über die Außenwände der Burg hinweg. Es gab keine Leiter, aber Fenster in einer gewissen, für ihn unerreichbaren Höhe. In zwei sich gegenüberliegenden Öffnungen erschienen plötzlich zwei Männer, die zu den Verfolgern gehörten. Keiner von ihnen besaß Pfeil und Bogen, ein kleiner Vorteil.
    Mit Lanzen waren sie auch nicht bewaffnet, aber sie hockten in den Öffnungen und beobachteten ihn. Das Sonnenlicht erreichte immer mehr von der Wasserfläche und ließ die kleinen Wellenkämme aufblitzen, als wären sie mit wertvollen Diamanten geschmückt.
    Die Häscher hatten etwas vor. Sie lauerten nicht grundlos in den Öffnungen, und Victor von Narbonne überlegte fieberhaft, wie er ihnen entwischen konnte.
    Sollte es für ihn je eine Chance gegeben haben, so war die jetzt auch vorbei, denn er sah plötzlich den mit zwei Verfolgern besetzten flachen Nachen, den sie aus dem inneren Kanal ins Freie geholt hatten. Beide knieten hintereinander. Während einer der Männer das flache Boot mit einer langen Stange in Bewegung brachte, indem er sie in bestimmten

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