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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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legte den Arm um Gatabaid und bedeutete Mellow, seinen Stab zu senken. »Immerhin gebt Ihr damit zu, hierzulande fremd zu sein. Von Eurer eigenartigen Redeweise und Eurem Aussehen einmal abgesehen, die Euch verraten. Und Ihr sprecht von Höflichkeit, was wir gerne hören, denn auch wir schätzen sie. Und darum wisset: Nach unseren Regeln gehört es sich nicht, jemanden von hinten zu erschrecken, wie Ihr es tatet. «
    Der Grüngekleidete neigte den Kopf noch weiter zur Seite und lächelte. »Kühn gesprochen. Zumal zu einem Manne, dessen Schwert euch überragt.« Er zog es aus dem Waldboden. Für einen Moment fürchtete Finn, er würde damit zum Schlag ausholen. Doch der Fremde steckte es mit einer betont langsamen Bewegung in die Scheide zurück. Dann trat er zwei Schritte hangabwärts, bis sich sein Gesicht mit denen der Vahits auf gleicher Höhe befand.
    »Da euch zu erschrecken nicht meine Absicht war«, sagte er, »solasst uns einfach noch einmal von vorn beginnen. Wenn ihr einverstanden seid. Seid ihr es?« Er fasste die erwachsenen Vahits nacheinander scharf ins Auge.
    Finn warf Mellow einen fragenden Blick zu.
    »Ich höre«, erwiderte Mellow langsam, »Ihr entschuldigt Euch nicht. Aber ich höre auch, dass Euch keine Absicht trieb. Darum sind wir einverstanden. Allerdings seid Ihr fremd hier, würde ich sagen, denn der Wirrelbach ist unsere Grenze, die nahe Grenze zum Hüggelland, um genau zu sein. Wir befinden uns sozusagen vor unserer Gartentür, während Ihr   … Ich meine, wo Eure eigene Grenze liegt, wisst Ihr allein.«
    Der grüngewandete Mensch nickte. »Und es ist nur gerecht, wenn ich es euch sage. Meine Gemarkung ist weit von hier, an die hundert Tagesreisen entfernt. Im äußersten Osten, jenseits der hohen Ebenen Revinores und jenseits des Khênaith Arutas. Hinter den höchsten Bergen Kolryns gelegen sind die Wiesen, Marschen und Täler Vindlands, meiner Heimat. Falls euch das etwas sagt.«
    »Aus Vindland stammt Ihr?«, fragte Finn verblüfft. »Aus dem schönen, alten Weallian? So kennt Ihr den Nintobel, den Kreisberg mit seiner Wolkenkrone? Und Malmer, den eiligen Strom?«
    Der Fremde hob abermals die Augenbrauen. »Natürlich kenne ich sie. Aber ihr erstaunt mich   – ich hätte nicht erwartet, dass ihr diese Orte noch kennt. Der Strom, den ihr meint, bildet unsere Nordgrenze; Malmduil nennen wir ihn jetzt. Der Nintobel liegt südöstlich davon, und immer noch trägt er seine weiße Krone mit Würde. Caras Dúnciurath, die Königstadt, blickt auf seine Flanken. Wie könnt ihr das wissen?«
    »Unser Volk lebte einst im Gebiet dieses Berges«, antwortete Finn. »Wir haben unsere alte Heimat nie ganz vergessen. Wir wohnten dort glücklich, bis wir   … bis wir gegangen wurden, wie man bei uns sagt. Es waren im Übrigen Eure Vorfahren, die unser Land besiedelten und uns den Raum zum Leben nahmen. Auch das haben wir nicht vergessen.«
    Mellow schaute plötzlich gar nicht mehr friedlich drein undknurrte: »Kommt Ihr, um uns abermals und auch von hier zu vertreiben? Dann lasst Euch gesagt sein: Schon andere strecken derzeit ihre Hände nach dem Hüggelland aus! Falls das Eure wahren Absichten sind«, fügte er bitter hinzu, »so müsst Ihr Euch hinten anstellen.«
    »Ich merke, dass man euch übel mitgespielt hat«, erwiderte der Mensch. »Eure Schrammen sind nicht zu übersehen, und das Mädchen ist noch schlimmer verletzt. Ihr Arm braucht Säuberung und ein paar Kräuter, denke ich. Ich will euch helfen, wenn ich es vermag. Und dazu eure Erlaubnis erhalte! Ich bin ein wenig bewandert in der Heilkunde, müsst ihr wissen. Doch zuvor lasst uns eines völlig klarstellen   – und allen weiteren Missverständnissen vorbeugen. Ich bin gekommen, um die Vahatin in einer wichtigen Sache um Rat zu fragen, und ihr gehört zu diesem Volk, wenn ich richtig sehe. Und euch zu vertreiben? Das liegt mir so fern wie euch die fernsten Küsten Vindlands.«
    Der Dir verneigte sich höflich. »Ich bin Circendil, ein Medhir, ein Mönch, im Orden des Klosters zu Daven. Das sagt euch vermutlich nichts. Nun, seid zunächst gewiss, Falschheit zählt nicht zu den Tugenden der Davenamedhirin! Oder, wenn es euch andersherum lieber ist: Wir Davena schätzen Ehrlichkeit und halten sie in hohen Ehren! Wir stehen zu dem, was wir sagen. Nehmt mich darum beim Namen und beim Wort! Wenn ich euch helfen kann, so will ich es tun. Schon zu meinem eigenen Nutzen. Denn ich suche meinerseits dringend den Beistand der Vahatin: ihre

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