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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Gastfreundschaft, wenn möglich; und mehr noch, ihr Einverständnis, altes Wissen zu teilen.«
    »Altes Wissen?«, fragte Mellow verblüfft. »Darüber lasst uns später reden, Herr Circendil. Finn Fokklin hier zu Eurer Rechten ist mit derlei Dingen besser vertraut als ich. Sprecht mit ihm, wenn das Eure Angelegenheit ist. Außerdem ist er ein Freund der Buoggagilde, an die Ihr Euch ohnehin werdet wenden müssen. Mein Name ist Mellow Rohrsang. Ich bin einer der Landhüter des Hüggellandes.« Er verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß, verzog sein Gesicht, als wäre ihm etwas eingefallen, und fügte beinahe hastig hinzu: »Und über Euer plötzliches Auftauchen haben wir völlig vergessen, wie sehr wir tatsächlich in Eile sind! Zumindest haben wir guten Grund, uns nicht offen sehen zu lassen. Das Geringste, was wir schleunigst tun sollten, wäre nicht länger hier unter den lichten Kiefern zu verweilen. Wenn es Euch nichts ausmacht? Kennt Ihr vielleicht einen Platz in der Nähe, an dem es sich etwas sicherer und angenehmer reden lässt als gerade hier?«
    »Wo Ihr Recht habt, da habt Ihr Recht«, antwortete Circendil. »Zwei Steinwürfe entfernt gibt es einen Flecken, der weniger steil ist. Und verborgen genug. Ein Quell entspringt dort hinter dichten Sträuchern, und es gibt ebenes, weiches Gras zum Sitzen. Die Stelle bietet Schutz vor Wind und   – nun ja   – suchenden Augen.«
    Er zog einen zerschlissenen Rucksack unter einem Busch hervor, warf ihn sich über die Schulter und ging ohne ein weiteres Wort voran.
    Die Vahits folgten ihm nacheinander: Mellow als Erster, Finn bildete hinter Gatabaid den Abschluss.
    Das unerwartete Zusammentreffen warf regelrechte Wellen in Finns Gedanken auf, die schmetternd an die Felsen dessen schlugen, was ihm beigebracht worden war und an dass er bis gestern so unerschütterlich geglaubt hatte wie alle Vahits, die er kannte.
    Niemand kommt den Alten Weg herauf. Bis eben hatte diese alte Schul-Überzeugung Bestand gehabt, so ungeheuerlich und unwahrscheinlich die Ankunft Saisárasars und seiner Gidrogs auch sein mochte. Aber sie waren zweifellos geflogen , durch die Lüfte herbeigeritten auf ihren Criargs. Sie hatten, wenn Finn alles richtig verstanden hatte, den Tennlén Alam nicht erstiegen . So furchtbar ihre Anwesenheit an sich auch war, die Unberührtheit dieses Weges bedeutete immer noch, dass das Hüggelland selbst noch unangetastet war, es noch immer die geheime Zufluchtsstätte seines Volkes vor den Menschen bildete, ein Geheimnis, das über siebenhundert Jahre lang bewahrt worden war.
    Der Alte Weg ist vergessen   – damit hat es sich. Niemand kennt den Weg auf die Linvahogath herauf. Doch einer war jetzt gekommen. Einer hatte sich seiner erinnert, hatte den Tennlén Alam gesucht, gefunden und benutzt. Damit war das Hüggelland nicht länger vor der Außenwelt verborgen. Die tiefsitzende Erfahrung der altvorderen Vahatin lebte in Finn fort: Nach dem ersten Dir würden weitere und immer weitere kommen, erst vereinzelt, dann mit Tross und Wagen. Sie würden den Tennlén Alam mit Lärm und Laster füllen, und am Ende würde das Kleine Volk abermals weichen müssen. So war es damals gewesen, in ihrer alten Heimat, in Weallian, das die hereinströmenden Dirin Vindland nannten. Und so würde es in Kürze wieder sein. Anders war die Ankunft des Menschen nicht zu verstehen. Doch wohin sollten die Vahits noch gehen? Nachdem sie längst bis hierher gegangen waren? Das Hüggelland lag am äußersten Westrand Kolryns, umschlossen von den östlichen Hängen der Khênaith Eciranth. Jene hohen Berge aber standen mit ihren westlichen Füßen im tosenden Meer, und dahinter kam nichts mehr. Alle anderen Lande unterhalb der Linvahogath indes teilten die drei Königreiche unter sich auf. Einen Platz für die Vahits würde es innerhalb von deren Grenzen nicht geben.
    War also mit Circendils Erscheinen das Ende des Hüggellands gekommen? Und wenn nicht sofort, bildete seine Ankunft vielleicht doch den Anfang von einem Ende, das umso unausweichlicher nahen würde? War dies der Beginn des Untergangs seines Volkes?
    Während Finn diese düsteren Dinge durch den Kopf gingen, umschritten sie eine nahe Felsenklippe, die zugleich den steilsten Teil des Hanges darstellte; in ihrem Rücken kamen sie um vieles leichter voran, selbst Gatabaid mit ihren kleinen Beinen. Finn reichte ihr ab und zu die Hand oder hob sie auf einen steinernen Vorsprung; und es war bemerkenswert, dass sie sich trotz

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