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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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daheim?«
    Statt einer Antwort kam eine Fliege aus dem Spalt geflogen und landete auf seiner Nase. Er wischte sie fort, murmelte etwas von Mistvieh und schob die Tür vollends auf. Das Licht fiel in den Raum und scheuchte ein gutes Dutzend weiterer Fliegen auf.
    Aber schon gleich darauf ließen sie sich wieder nieder auf etwas, das sich am Boden befand. Etwas, auf dem aberhunderte von Fliegen herumkrabbelten.
    Mellow trat an Finn vorbei und kniete sich nieder. Er starrte in einen großen, unregelmäßigen, fast schwarzen und glänzenden Fleck, der sich über mehrere der Dielenbretter erstreckte. Als er ihn vorsichtig berührte, zuckte er zusammen. Er fuhr hoch und hielt Finn die fleckigen Finger hin. »Das ist Blut«, sagte er betroffen. »Hier wurde Blut vergossen. Vor nicht allzu langer Zeit. Und zu viel, um an etwas anderes als an etwas ganz und gar Schlimmes denken zu können!«
    Mellow wischte die Tropfen ekelerfüllt an einem auf dem Boden liegenden Stofffetzen ab. Dann riss er sich zusammen. »Komm! Wir müssen die beiden finden.«
    Finn sah sich in dem Raum um.
    Es gab eine Steintreppe in ein oben liegendes Stockwerk. In der hinteren Wand erkannten sie im Dämmerlicht eine weitere Tür. Finn öffnete die Eingangstür bis zum Anschlag, um so viel Licht wie möglich hereinzulassen. Er bemerkte jetzt weitere Flecken auf dem Holzboden. Daneben stand ein Tisch mit mehreren Stühlen, alle von Banavreds eigener Hand gezimmert, wie Finn von seinem ersten Besuch her wusste. Eine gute, handgedrechselte Vahitarbeit, auf die Banavred nicht wenig stolz gewesen war. Einer der Stühle war umgekippt, ein anderer zerbrochen. Eine zerschellte Vase mit Sonnenblumen lag daneben. Die Blütenblätter waren halb vertrocknet und kräuselten sich, das vergossene Wasser war längst verdunstet.
    »Was ist hier nur geschehen?«, fragte Mellow.
    »Nie und nimmer hat Banavred seine eigenen Möbel zerschlagen.«
    Finn stellte den Stuhl zurück auf die Füße. Dabei bemerkte er etwas und winkte Mellow herbei. Beide beugten sich über eine Reihe deutlicher Schuhabdrücke, die zur hinteren Tür hinführten. Im Muster auf den Dielenbrettern konnten sie mehrere über Kreuz verlaufende Nähte der Schuhsohle erkennen.
    »Was bedeutet das?«
    »Jemand ist in die Blutlache getreten und hier herübergegangen«, meinte Mellow.
    Finn spreizte den Daumen ab und maß die Länge der Abdrücke. »Kennst du jemand mit einer Schuhgröße von mehr als drei Handspannen?«, fragte er ungläubig.
    Mellow hob den Blick und sah ihn an. »Wer immer hier ging, war eines mit Sicherheit nicht   – ein Vahit. Das ist nie und nimmer die Fußspur eines Hüggelländers!«
    »Aber wer sollte sonst …?« Er warf Mellow einen argwöhnischen Blick zu. Der Landhüter sprach aus, was Finn nicht einmal zu erwägen gewagt hatte.
    »Jemand von den Großen Leuten. Ein Mensch.«
    Beide richteten sich auf.
    »Und das Blut?«, fragte Finn, der seinen eigenen Gedanken nicht weiter zu folgen wagte.
    »Das ist hoffentlich von ihm. Denn sonst   … Ich weiß nicht   – sonst fürchte ich um Banavred. Oder Anselma.«
    »Oder um beide«, fügte Finn düster hinzu.
    Mellow huschte zur hinteren Tür und legte das Ohr daran, ehe er sie vorsichtig öffnete. Er trat in eine Küche, die rußig war und etwas unaufgeräumt. Doch es befand sich niemand darin, der blutete. Oder der tot war. Oder bedeutend größer als ein Vahit. Die Küche war einfach leer. Finn, der hinterdrein gekommen war, atmete auf. Der Herd war kalt, und auch hier drin roch es stark nach altem Rauch, doch ohne den ekligen Beigeschmack, der draußen vorherrschte. Eine Hintertür ging auf einen schmalen rückwärtigen Hof hinaus, in dem sich außer einem Aborthäuschen nichts befand; ein dünner Schlauch eines schattigen Stücks Wiese, das von der hohen Wehrmauer und der Rückwand des Hauses begrenzt wurde.
    Sie kehrten in den Hauptraum zurück. »Vielleicht«, meinte Finn, »hat sich einer der beiden nur verletzt und liegt nun oben in der Kammer.«
    Mellow sah ihn zweifelnd an. Er schüttelte den Kopf. »Du vergisst den Schuhabdruck. Aber du hast Recht, wir sollten oben nachsehen.«
    Nacheinander stiegen sie die weiße Treppe mit ihren zu hohen Stufen hinauf. Mellow ging oder besser kletterte voran, Finn folgte ihm. Er wusste nicht, was er zu finden erwartet hatte. Dennoch stieß er zunächst erleichtert die Luft aus, als sie auf ungemachte Betten stießen, aber auf niemanden, der darin lag. Ein gemütlicher Sessel stand

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