Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sollst doch nicht fluchen. Wir dürfen es nicht oder mögen es nicht. Wir sind schließlich etwas Besonderes, nicht wahr?«
    Der Mann hatte Sam bei seiner Erklärung nicht aus den Augen gelassen, und Elam spürte, wie der Blick des anderen praktisch auf ihm brannte. Er war so forschend, als wollte er tief in seine Seele eindringen.
    Immer deutlicher klärte sich für Elam jetzt ab, dass es eine große Gemeinsamkeit zwischen ihnen beiden gab. Er wusste nur nicht, wo sie begann und wo sie endete.
    »Hast du es vergessen, Sam?«
    »Was denn?«
    »Woher wir stammen? Wer wir sind?«
    Elam hob die Schultern. Zu einer weiteren Regung war er nicht fähig.
    Die gesamte Szene missfiel ihm. Sie war ihm zu unwirklich, obwohl er mittlerweile schon wusste, dass sie auch mit ihm zusammenhing, denn er war tatsächlich etwas Besonderes, wie dieser ›Fremde‹ schon so treffend behauptet hatte.
    Noch immer wusste er nicht, was der Mann von ihm wollte. Es machte ihn nervös, dass es zwischen ihnen Gemeinsamkeiten gab, die er auch nicht wegdiskutieren wollte. Er war auch neugierig geworden. Fragen hatten sich bei ihm aufgebaut, nur traute er sich nicht, sie dem anderen zu stellen. Dieser Mensch zog ihn auf der einen Seite an, auf der anderen aber fürchtete er sich vor ihm, und nicht nur einmal rann ein Schauer an seinem Rücken herab.
    »Du denkst nach, Bruder?«
    Bruder? Warum hatte er Bruder gesagt? Elam wollte ihn fragen, traute sich jedoch nicht. Das Gesicht des anderen hielt ihn davon ab. Es hatte einen wissenden, spöttischen und auch überheblichen Ausdruck. So etwas konnte Elam nicht gefallen. Sam zuckte mit den Schultern.
    Der andere lachte und füllte sein Glas. »Wie gesagt, ich habe lange gesucht, um dich zu finden. Dich und andere, denn wir gehören zusammen. Ich will -«, er stellte das Glas wieder weg, »- eine alte Schuld begleichen, verstehst du?«
    »Nein, nein, das verstehe ich nicht.«
    »Nun komm und sei vernünftig. Es ist eine uralte Schuld. Ich habe meine Dankbarkeit nicht vergessen, und ich werde sie zeigen. Menschen können sich uns nicht in den Weg stellen, denn wir sind besser als sie.«
    »Besser?« flüsterte Elam.
    »Ja, natürlich. Wir sind besser, und wir sind ihnen über. Hast du das vergessen?«
    »Ja, nein… ich…«
    »Du hast es verdrängt. Stimmt's?«
    Sam wusste nicht, was er sagen sollte. Was wollte der andere hören?
    Die Wahrheit? Ja, die gab es, aber sie sah bestimmt anders aus als die des Fremden. Er wusste nicht einmal dessen Namen, und der andere schien seine Gedanken erraten zu haben, denn er sagte mit leiser und überaus deutlicher Stimme: »Ich bin Kamuel…«
    Sam Elam saß starr. Der letzte Satz wollte ihm nicht aus dem Kopf. Er hämmerte in seinem Gehirn. Er hatte darin jetzt endgültig eine Saite zum Klingen gebracht, die Sam schon vergessen gewähnt hatte. Oder die letztendlich gesprungen war.
    »Du überlegst?« Elam nickte.
    »Kamuel heiße ich. Du bist Sam, aber eigentlich heißt du Samuel. Du weißt es. Du weißt, dass du schon sehr lange hier auf der Erde wandelst, um eine Aufgabe zu erfüllen. Du bist ein Schläfer, der nur geweckt werden muss. Deshalb bin ich gekommen, Sam. Ich habe dich geweckt. Ich habe dich aus dem verdammten Schlaf hervorgeholt, und jetzt sind wir zusammen. Du wirst mir helfen, so wie es das Schicksal vorsieht. Du wirst mich begleiten. Du und andere. Hast du verstanden, Sam?«
    Elam hatte alles gehört. In seinem Innern war eine Klappe geöffnet worden, aus der nicht alles hervorströmte, was so lange darin verborgen gewesen war. Schon immer hatte er gewusst, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Dass er anders war als die übrigen Menschen. Dass in ihm eine Macht steckte, die lange genug verkrustet gewesen war, die von Kamuel jedoch aufgerissen wurde. Er lächelte wieder, doch seine schmalen Lippen blieben dabei geschlossen. Nur die Augen starrten nach vorn.
    Lebendes Glas, gefüllt mit einem uralten Wissen.
    »Du weißt nicht, wer ich bin, Sam?«
    Er war verlegen. Die Sicherheit war weg. Sein Lächeln wirkte hölzern.
    »Nicht genau…«
    »Wo komme ich denn her?«
    »Keine Ahnung.«
    Kamuel bewegte die rechte Hand. Er spreizte dabei den Daumen ab und deutete in die Höhe. »Von dort. Das sagen zumindest die Menschen. Sie meinen, dass ich und auch du, sowie viele andere aus der Höhe kommen und nach unten sanken. Sie schwebten herbei. Einfach so, mein Lieber. Sie kamen auf die Erde, und die Menschen haben nichts davon gewusst. Oder nur wenige unter

Weitere Kostenlose Bücher