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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müssen einen Kasten Bier in den Keller schaffen. Vati ist nicht da.«
    »Gleich, Mutti.«
    »Das mache ich«, sagte Peter.
    »Kommt nicht in Frage«, widersprach Heidrun.
    »Ich tue es ja nicht umsonst.«
    »Was wollen Sie denn dafür haben?«
    »Einen Kuß«, sagte Peter und erschrak über sich selbst.
    Endlich! dachte Heidrun und fragte ihn: »Von wem? Von Mutti?«
    Die Antwort darauf fand sich sofort, aber sie zog sich ein bißchen in die Länge, so daß Frau Feddersen sich noch gedulden mußte, bis ihr Hilfe zuteil wurde.
    Nach ihrer Heimkehr ging Karin in den ersten Tagen kaum aus dem Haus. Es war ihr darum zu tun, daß sich die ungezügelte allgemeine Neugierde wieder legte, die ihr von allen Seiten entgegenschlug. Sie galt ja nun als Star, der sogar die Mattscheibe zehn Minuten lang gehört hatte. Karin fühlte sich dadurch belästigt. Alles, was mit Nickeroog zusammenhing, hatte einen bitteren Beigeschmack für sie bekommen.
    Doch auch zu Hause erwuchs ihr das Problem, dem sie sich gern gänzlich entzogen hätte; dafür sorgte Karins Mutter. Zwar hielt sie sich wohlweislich zurück und nahm den Namen jener Insel nicht in den Mund, wenn ihr Gatte anwesend war. Sobald dieser aber der Familie den Rücken kehrte, erlebte Karin immer wieder dasselbe: ihre Mutter barst vor Fragen.
    Mimmi Fabrici konnte die Reserve, auf die sie bei Karin stieß, nicht verstehen. Sie selbst hätte nichts Schöneres gewußt, als an Karins Stelle zu stehen und jedem zu erzählen, wie das ist, auf dem Gipfel einer Schönheitskönigin über allen anderen zu schweben und hinunterzuschauen ins Tal der Unscheinbaren.
    Das müsse doch wahrlich ein himmlisches Gefühl sein, dachte sie.
    Profanere Fragen traten dem gegenüber in den Hintergrund, obwohl sie durchaus nicht unwichtiger Natur waren. Doch einmal sagte Mimmi zu ihrer Tochter: »Kind, du wolltest mich doch auf dem laufenden halten?«
    »In welcher Hinsicht?« antwortete Karin widerwillig. Geht das schon wieder los! dachte sie dabei.
    »Hinsichtlich der Pille.«
    Karin guckte verständnislos.
    »Ich frage dich, ob du sie regelmäßig genommen hast«, wurde Mimmi deutlicher.
    »Auf Nickeroog?«
    »Ja. Dazu hattest du sie doch mitgenommen, aber auch darüber sprichst du unaufgefordert nicht mit mir, wie du dir ja über das Ganze dort jedes Wort aus der Nase ziehen läßt.«
    Karin seufzte.
    »Ja, Mutter, ich habe sie regelmäßig genommen.«
    Wenn Karin ›Mutter‹ sagte, sprach das Bände über ihre Stimmung. Mimmi nahm aber darauf jetzt keine Rücksicht.
    »Wir müssen also keine Befürchtungen hegen?« fuhr sie fort.
    »Daß ich schwanger geworden sein könnte?«
    »Ja.«
    »Nein, gewiß nicht, Mutter.«
    »Du betonst das so merkwürdig. Soll das heißen, daß du …?«
    Taktvoll verstummte Mimmi und ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.
    »Ja, das soll es heißen, Mutter.«
    »Hast du auch verstanden, was ich meinte?«
    »Sicher. Du meintest, ob das heißen soll, daß ich die Pille überhaupt nicht gebraucht hätte, weil ich mit gar keinem Mann geschlafen habe?«
    »Karin!«
    »Ja?«
    »Du bist manchmal so direkt, statt dich zu bemühen, so wie ich delikat zu sein. Das mußt du von deinem Vater haben, nicht von mir.«
    »Ja, Mutter.«
    »Sag nicht immer Mutter zu mir, ich mag das nicht.«
    »Ja, Mutti.«
    Mimmi räusperte sich.
    »Also wie war das?«
    »Was?«
    »Wie kam's auf diesem Gebiet zu deinem eklatanten Mißerfolg? Warum hat dort keiner angebissen?«
    »Das könnte man aber auch delikater ausdrücken, Mutti.«
    »Antworte, bitte.«
    Karin zuckte die Achseln.
    »Vielleicht war ich keinem reizvoll genug.«
    »Lächerlich«, rief Mimmi Fabrici. »Du bist eines der hübschesten Mädchen, die es gibt, und gerade das wurde dort ja auch wieder unter Beweis gestellt. Jeder normale Mann muß sich nach dir die Finger ablecken, und jeder tut das auch … aber«, unterbrach sie sich, »vielleicht wolltest du nicht … obwohl ich mich«, schloß sie, nachdem Karin stumm blieb, »daran erinnere, daß du mit einem ganz anderen Vorsatz hingefahren bist.«
    »Mutti«, sagte Karin, »du kommst mir vor, als ob du verärgert wärst. Andere Mütter freuen sich über ihre unberührten Töchter.«
    »Nee, nee«, erwiderte Mimmi Fabrici trocken. »Von einem gewissen Zeitpunkt ab nicht mehr. Wenn ich so etwas höre, muß ich immer gleich an das Märchen mit dem Fuchs und den Trauben denken, verstehst du?«
    Da mußte Karin lachen. Plötzlich aber erlosch in ihrem Gesicht jede Heiterkeit, und

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