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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stiegen hinauf in Karins Zimmer. Als Mimmi hinzukam, von Paul gerufen, war sie genauso überrascht wie er. Die beiden Frauen begrüßten sich mit Umarmungen und Küssen.
    »Was ist mit Oma?« fragte dann Mimmi.
    »Die mußte zur Beerdigung einer Freundin nach Frankfurt. Ich benützte die Gelegenheit, ihrer weiteren Fürsorge zu entfliehen. Anders hätte ich das nicht übers Herz gebracht. Sie war reizend, aber anstrengend. Ich habe ihr einen netten Brief hinterlassen.«
    »Du mußt dich rasch umziehen, Karin«, sagte Mimmi. »Es kommen gleich Gäste.«
    »Gäste?«
    »Dabei ergibt sich ein Problem«, mischte sich Paul ein. »Das Essen reicht nicht. Zwei Fasane, weißt du. Ursprünglich waren die berechnet für drei Personen: deine Mutter, mich und Herrn Bock, den du ja kennst. Nun bringt aber dieser unvorhergesehen auch noch seinen neuen Syndikus mit, einen Doktor Soundso, und durch dich sind wir jetzt zu fünft.«
    Paul blickte zwischen Karin und Mimmi hin und her.
    »Wie soll das gehen?« fragte er.
    »Ganz einfach«, erklärte Mimmi. »Dein verfressener Freund tritt eine Fasanenhälfte ab.«
    »Das sagst ihm aber du!«
    »Nein«, ließ sich Karin vernehmen. »Mich könnt ihr vergessen. Ich bin ohnehin abgespannt von der Reise und bleibe lieber auf meinem Zimmer. Laßt es euch schmecken.«
    »Dann werde ich dir aber jedenfalls etwas vom leckeren Nachtisch bringen«, versprach Mimmi. »Süßes magst du doch immer.«
    »Ja, Mutti, mach das«, nickte Karin.
    Die Gäste erschienen pünktlich. Präsident Bock hatte dazu den Taxifahrer zu verkehrswidrigem Tempo antreiben müssen. Mimmi erlebte einen kleinen positiven Schock, als ihr von Präsident Bock der neue Syndikus der Industrie- und Handelskammer vorgestellt wurde. Das bewirkte der Doktortitel des relativ jungen Mannes, dessen Aussehen auch noch als ›sehr gut‹ zu bezeichnen war. Beide Attribute bündelten sich und erzielten bei Mimmi einen unvermeidlichen Effekt. Unverbesserlich, wie sie war, fragte sie sich: Wäre das keiner für meine Karin?
    Das Essen brachte Emilies gediegenem Können die Würdigung des Präsidenten Bock in der Form ein, daß er ihr einen Zwanzigmarkschein in die Küche schickte. Außerdem bat er Paul Fabrici, ihr zu bestellen, daß sie jederzeit einen Stellungswechsel zu ihm ins Auge fassen könne.
    »Und was würdest du dann mit deiner jetzigen Köchin machen?« fragte ihn grinsend Paul.
    »Sie zum Arbeitsamt schicken zur Umschulung.«
    »Zu welcher?«
    »Egal«, erwiderte der Präsident, sich mit der Serviette sorgfältig den Mund abwischend. »Zu jeder, die nichts mit der Zubereitung von Nahrungsmittel zu tun hätte.«
    Nach dem gebotenen allgemeinen Gelächter auf dem Rücken einer Abwesenden, die solchen Hohn keineswegs verdiente, teilte Mimmi mit, daß sie sich nun ein paar Minuten um die Ernährung ihrer Tochter kümmern müsse.
    »Ist sie krank?« fragte der Syndikus höflich.
    »Nein, nein, nur müde«, erwiderte Mimmi. »Sie kam erst vor einer Stunde von einer Reise zurück. Das war auch der Grund, weshalb sie nicht an unserem Essen teilgenommen hat. Sie zog es vor, auf ihrem Zimmer zu bleiben.«
    »Schade.«
    »Vielleicht kann ich sie dazu verleiten, doch noch eine Zeitlang herunterzukommen.«
    »Das wäre sehr schön.«
    »Sie sind nicht von hier, Herr Doktor?«
    »Nein, ich komme aus Norddeutschland.«
    »Man hört es. Und was brachte Sie nach Düsseldorf?«
    »Eine Ausschreibung der Industrie- und Handelskammer. Sie kam mir zur Kenntnis, ich bewarb mich, und es hat geklappt; innerhalb weniger Wochen.«
    Mimmi brachte ihren verschütteten Charme zum Erstrahlen, indem sie lächelnd sagte: »Ein Gewinn für unsere Stadt, finde ich.«
    Der Syndikus errötete. Auch das stand ihm gut.
    »O danke, gnädige Frau«, sagte er. »Sie bringen mich in Verlegenheit.«
    Mimmi nickte ihm zu und erhob sich, um ihre Tochter nicht länger auf ihren Nachtisch warten zu lassen.
    »Prima, Mutti«, sagte Karin dann, das leckere Zeug aus einem Schüsselchen löffelnd. »Was gab's eigentlich bei euch hier Neues, während ich weg war?«
    »Nicht viel. Peter Krahn hat sich verlobt.«
    Karins Löffel stand still.
    »Peter?«
    »Ja.«
    »Mit wem?«
    »Stell dir vor, mit einer Nickeroogerin. Ich finde das unmöglich. Die kann er doch nur ganz kurz gekannt haben.«
    Karins Gesicht verschattete sich. Sie legte den Löffel beiseite. Es schien ihr den Appetit verschlagen zu haben.
    »Das stimmt«, sagte sie mit abwesendem Blick. »Nur ganz kurz …«
    Mimmi

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