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Der verkaufte Patient

Titel: Der verkaufte Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Hartwig
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den bunten Wolken
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    Joe wankte nach Hause. Er aß einen trockenen Toast, um seine Magensäure aufzufangen, und spülte mit einem Glas Wassernach. Dann setzte er sich an sein Terminal und rief die neuen Nachrichten ab
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    »Sehr geehrter Herr Kuhl. Wir erhielten von Ihrer Gesundheitskasse den Hinweis, dass Sie möglicherweise wegen gesundheitlicher Probleme indisponiert sein könnten, und möchten Ihnen daher erfreulicherweise mitteilen, dass wir Sie von allen Verpflichtungen gegenüber der AußendienstServiceAgentur entbunden haben. Bitte geben Sie Ihren Dienstwagen innerhalb von 24 Stunden am nächsten ServicePoint der AußendienstServiceAgentur gegen eine Übernahmegebühr von 155 € ab und melden Sie sich innerhalb dieser Frist bei der Agentur für Arbeitslosigkeitsverwaltung. Mit freundlichen Grüßen Ihre Finanzbehörde.«
    »Hallo, Joe. Der Servicetechniker hat in Deinem Spooler ein merkwürdiges Dokument gefunden, aber er hat eine Sicherheitskopie davon gemacht. Du, ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll: der hat dich sicherheitshalber getracet und mir gesagt, dein Motion-RFID hätte sich an den Toll-Connect-Brücken in der Nähe des Bezirks für erotische Dienstleistungen eingeloggt, und dein Passport-RFID und das einer Leistungserbringerin für unmoralische Dienstleistungen seien fast 10 Minuten ortsgleich gewesen. Wenn das stimmt, kannst du unsere Beziehung echt vergessen. Melde dich nicht, ich bin erst mal bei ’ner Freundin. Gruß Mia.«
    »Sehr geehrter Herr Kuhl. Der Robodoc Ihres Rhein-Kliniken-Sektor-MVZ hat festgestellt, dass Sie an einer ansteckenden Krankheit leiden und dass eine leitliniengerechte Therapie aufgrund Ihrer mangelnden Mitwirkung bisher nicht durchgeführt werden konnte. Außerdem verzeichnet der Scanner Ihres Kühlschranks gesteigerten Alkoholkonsum. Das Log der Providersoftware Ihres Küchenblocks weist auf Unterernährung und einseitigen Kohlehydratverzehr hin. Die Protokolle der Bewegungssensoren Ihres Schlafzimmercontrollers belegen ein Sistieren sexueller Aktivitäten in den letzten zwei Tagen und weisen außerdem darauf hin, dass sich Ihre Ehefrau von Ihnen getrennthaben könnte. Die Sensoraufzeichnungen zweier ServicePoints belegen, dass Sie vegetativ übererregbar sind. Eine Übertragung der Finanzbehörde ergab, dass Sie den Besitz eines Hundes verheimlichen, und schließlich weisen die Aufzeichnungen der Straßenverkehrskontrollbehörde darauf hin, dass Sie zu Regelverstößen und impulsiven Handlungen neigen. Das Risiko einer akuten psychischen Destabilisierung ist daher immanent, und wir fordern Sie auf, sich innerhalb von sechs Stunden mit der sektoralen Instanz der Rhein-Kliniken in Verbindung zu setzen, um einen Aufnahmetermin zu vereinbaren. Im Falle einer Weigerung werden Zwangsmaßnahmen über den sektoralen psychiatrischen Dienst der Rhein-Kliniken eingeleitet. Mit den besten Wünschen für Ihre Genesung Ihr Robodoc.«
    »Hallo, Joe. Ich bin Kurt. Servicetechniker bei AllCom. Interessantes Dokument hab ich da in deinem Spooler gefunden. Konnte den Barcode knacken und hab mich in deine History eingeloggt. Die steht jetzt auf itsyourlife.public.com/joekuhl im Netz. Möchte mal wissen, was es dir wert ist, die Seiten wieder zu löschen. Melde dich. Unter 10 000 brauchst du aber gar nicht erst anzufangen. Kurt.«
    »Sehr geehrter Herr Kuhl. Ihre Gesundheitskasse freut sich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir den Risikoanteil Ihres Beitragssatzes Ihren aktuellen Bedürfnissen angepasst haben. Aufgrund Ihrer psychischen Instabilität bieten wir Ihnen eine zusätzliche Absicherung an, die, gegen einen geringen Aufpreis von 255 € monatlich, auch die stationäre Behandlung in einer der Rhein-Kliniken Ihres Sektors beinhaltet. Wir bitten Sie daher um Anpassung Ihrer monatlichen Solidarbeiträge von 750 auf 1005 €, rückwirkend zum Beginn des Kalenderjahres, um die Ausgleichszahlungen aus dem Risikostrukturausgleich gegenfinanzieren zu können. Sollten Sie der Beitragsanpassung nicht zustimmen, drücken Sie einfach auf ›Ablehnen‹. Der Krankenversicherungsschutz endet dann, ebenfalls rückwirkend, zum Beginn des Kalenderjahres. Ihre Gesundheitskasse.«
    »Sehr geehrter Herr Kuhl. AllCom freut sich, Ihnen mitteilenzu dürfen, dass Ihre Vertragsbindung wegen akuter psychischer Belastungen per sofort neutralisiert wird. Sie haben keine weiteren Verpflichtungen aus Ihrem Account zu erwarten. Mit freundlichen Grüßen Ihre AllCom.«

KAPITEL 12
Callcenter –

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