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Der verkaufte Patient

Titel: Der verkaufte Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Hartwig
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Dritte weiter, sondern nutzen die Daten ausschließlich für Ihre telefonbasierte medizinische Betreuung.«
    Da liegt der Hund begraben. Nach meiner intensiven Beschäftigung mit den Themenkomplexen Gesundheitskarte, Datenspeicherung, Datentransfer sowie mit den daraus resultierenden Gefahren gehen bei mir alle roten Lichter an, wenn ich dergleichen lese. Ihre (Gesundheits-)Daten gehen nur Sie etwas an und den Arzt, dem Sie Ihr Vertrauen schenken. Dort werden Sie durch das Arztgeheimnis grundgesetzlich geschützt. Das heißt auch: Ihre intimsten Daten sind unantastbar! Schlagen Sie jedem auf die Finger, der Ihre Daten will.
    Die Kasse hat alles fix und fertig vorbereitet; sie hat sogar schon den Namen, das Geburtsdatum sowie die Versicherungsnummer eingedruckt. Und was soll der Patient und Beitragszahler noch beisteuern? »Hiermit erkläre ich meine Teilnahme an dem Gesundheitsprogramm ›DAK – Pro Gesundheit, besser leben‹. Die Teilnahme beginnt nach Unterzeichnung dieser Teilnahmeerklärung. Ich stimme der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung meiner Daten zum Zwecke der Programmumsetzung und -auswertung zu. Die Erläuterungen dazu (siehe Rückseite) habe ich gelesen. Diese Erklärung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Hieraus entsteht für mich kein Nachteil. Datum, Unterschrift des Versicherten bzw. des gesetzlichen Vertreters.«
    Na sauber, denke ich, sie haben tatsächlich an alles gedacht, selbst an den gesetzlichen Vertreter. Also gilt dieses Programm auch für Kinder, Jugendliche und Menschen, dienicht mehr selbst für sich entscheiden können. Richtig, integrierte Versorgung beinhaltet alles! Ich suche wie ein Kriminalist nach dem Motiv, irgendetwas muss ich übersehen haben. Wo bitte steht in den DAK-Unterlagen an die Patienten, dass es die Firma Healthways ist? Nirgendwo.
    Wenn wir genau hinschauen, dann muss es einen Grund haben, weshalb in keinem der Schreiben der DAK steht, dass der Anruf von Healthways kommt – im Auftrag der DAK! Dies wäre die juristisch einwandfreie Formulierung. Es wird Zeit, dass sich der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung auch um diesen Fall DAK kümmert! Wie will die DAK eigentlich sicherstellen und prüfen, dass die Informationen vom Patienten an den Healthways-Mitarbeiter (der ja von Healthways angeworben wird und dort unter Vertrag steht, also auch bezahlt wird) und von ihm nur an die DAK weitergehen? Dem Missbrauch sind doch Tür und Tor geöffnet.
Nicht für dumm verkaufen lassen!
     
    Immer mehr Patienten schicken mir ihre Unterlagen zur Information. Ein Unternehmer im Ruhestand, herzkrank, ruft mich an und bringt es auf den Punkt: »Eigentlich wollte ich die Unterlagen sofort in den Reißwolf stecken. Die halten mich wohl für dumm. Seit Jahrzehnten bin ich bei dieser Kasse versichert. Aber was bitte soll jemand am Telefon besser machen als mein Arzt um die Ecke? Wenn mein Herzschrittmacher Probleme bereitet, dann rufe ich meinen Hausarzt an, der kennt mich, meine Krankheit, meine Lebensumstände – und wenn ich kann, bin ich in fünf Minuten bei ihm. Soll ich jetzt in Zukunft im Callcenter anrufen und sagen – mir geht’s schlecht? Ich hab mich mit der Dame am Telefon unterhalten, sie nach ihrer medizinischen Ausbildung gefragt. Wollte wissen, was sie mir über meine Herzkrankheit sagen kann. Was ich essen soll? Dass ich mich bewegen muss? Dass ich aufmich achten muss? Liebes Mädchen, habe ich zu ihr gesagt, das hat mir alles mein Arzt erzählt, und ich werde von ihm engmaschig aufgrund meiner Herzerkrankung betreut! Ich empfinde diese Telefoniererei eher als Störung. Bitte lassen Sie es in Zukunft sein. Ich werde dieses Ding nicht unterschreiben.« Er hat nicht unterschrieben.
    Auf meine Frage, wie sich die Dame am Telefon gemeldet habe, meint er: »Mit DAK, was sonst?« Genau hier liegt der Kern. Der Patient hört nur DAK und hat keine Ahnung. Weder von den hinter seinem Rücken erfolgten Dienstleistungsverträgen noch von dem, was in den Verträgen über den Umgang mit Patienten steht!
    Wochen später meldet sich nach einem Vortrag eine ältere Dame, die per Telefon von der DAK betreut wird. Sie erzählt den ca. 400 anwesenden Zuhörern von diesem Telefonat. Sie sei jetzt 86 und nach diesem Telefonat der DAK völlig irritiert gewesen. Die Dame am Telefon wollte auch wissen, wer sie betreut, deshalb habe sie auch von ihrer Tochter erzählt und wie das bei ihnen in der Familie mit den Kontakten geregelt ist. Auf meine Rückfrage

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