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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf.
    Wie klein sie ist, durchfuhr es Burten, wie zerbrechlich, und doch bewegt sie eine ganze Welt. »Ich bin Edward Burten«, sagte er und verneigte sich vor ihr. »Ich bin gekommen, um einen Dank abzustatten.«
    »Bei mir?« Mutter Teresa sah ihn erstaunt an. »Ich kenne Sie nicht, Mr. Burten.«
    »Ich wollte Gott danken.«
    »Und da kommen Sie zu mir?«
    »Mit Gott kann ich nicht sprechen, aber mit Ihnen. Gott gibt keine Antworten.«
    »Dann haben Sie noch nie versucht, mit ihm zu sprechen. Gott gibt immer eine Antwort – man muß sie nur verstehen.«
    »Vielleicht mangelt es daran. Ich weiß, daß es Gott gibt, aber ich bin kein betender Christ.«
    »Gerade im Gebet spricht man mit Gott.« Mutter Teresa trat aus dem Kreis der Hindufrauen und kam auf Burten zu. Dabei warf sie einen kurzen Blick auf Myriam. »Dich kenne ich doch?« fragte sie.
    »Ich bin Myriam. Eine Krankenschwester.« Schwester Myriam griff plötzlich nach Mutter Teresas Hand und küßte sie. Aber ebenso schnell zog Mutter Teresa ihre Hand wieder zurück. »Ich war schon ein paarmal bei Ihnen.«
    »Du bist auch getauft?«
    »Nein. Ich bin eine Hindu.«
    »Und warum küßt du mir die Hand?«
    »Ich küsse nicht die Hand einer Christin, sondern die Hand, die Tausenden von armen Menschen geholfen hat.«
    »Kommen Sie mit in mein Zimmer.«
    Mutter Teresa ging voraus, und sie betraten einen karg eingerichteten Raum, an dessen Schmalseite, hinter einem mit Papieren übersäten Tisch, ein Kruzifix hing. Sie blieb vor dem Tisch stehen und blickte Burten wieder forschend an. Allein vor diesen tiefliegenden, gütigen, einen unendlichen Glauben ausströmenden Augen muß man den Kopf senken, dachte Burten. Er fühlte in sich eine neue, wunderbare Ergriffenheit, die er nur in seiner Jugend verspürt hatte, wenn in der Armenwohnung, in der er aufgewachsen war, zu Weihnachten die Kerzen flackerten.
    »Wofür wollten Sie Gott danken, Mr. Burten?« hörte er ihre Stimme, so weit weg, als befänden sie sich in einem unendlichen Raum. Er schloß die Augen, aber als er sie wieder öffnete, war die Wirklichkeit um ihn. »Man hat mir das Leben wiedergeschenkt«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich war krank, todkrank; eine Operation hat mich gerettet. Jetzt bin ich wieder ein gesunder Mensch. Ich weiß, es war eine begnadete Chirurgenhand, die mich gerettet hat, aber diese Gnade kommt auch von Gott. Meinen Dank an ihn möchte ich Ihnen bringen, Mutter Teresa. Darf ich Sie so nennen?«
    »Sie nennen mich alle so.« Mutter Teresa drehte sich um und blickte auf das Kruzifix. »Warum beten Sie nicht zu Gott und danken ihm?«
    »Ich habe das Beten verlernt.«
    »Man kann im Leben alles vergessen, nur das Beten nicht.« Mutter Teresa wandte sich wieder Burten zu. »Wollen wir es versuchen?«
    »Hier?«
    »Dort hängt ein Abbild des Herrn. Mit Gott kann man überall sprechen, es gibt keinen Ort, wo er uns nicht hört.« Sie legte die Hände aneinander, und eine Art Verklärung überzog ihre Augen. »Versuchen wir es? Sie brauchen nicht mit dem Mund zu sprechen, sprechen Sie mit dem Herzen. Gott hört jede Sprache und jeden stummen Ton.«
    Sie drückte die Hände gegen das Kinn, hob den Blick zum Himmel, und ihre faltigen Lippen formten unhörbare Worte. Burten war es, als würde er schwerelos. Auch er drückte die gefalteten Hände an sein Kinn, aber er blickte das Kruzifix an und sprach nach innen. Schwester Myriam lehnte an der Wand und starrte auf Burtens gebeugten Rücken. Spricht er jetzt wirklich mit seinem Gott, dachte sie, mit dem Menschen, der dort am Kreuz hängt, weil er anderer Meinung war als die Regierenden, und den man zum Gott erhoben hat? Sie sah das Kruzifix an und spürte nichts von der Kraft, die in diesem Augenblick Burten durchrann. Wir haben viele Götter, dachte sie. Wir sind reich an Göttern, an Göttermüttern, an Götterschwestern. Sie haben nur einen Gott, wie die Moslems nur einen Allah haben – warum sind sie so arm an Göttern?
    Sie beteten fünf Minuten. Mutter Teresa war es, die das Gebet beendete. Sie ließ die Hände sinken, und auch Burtens Hände fielen am Körper hinunter.
    Langsam drehte sich Mutter Teresa zu ihm um. »Haben Sie Gott gehört?« fragte sie leise.
    »Nein. Er kam nicht dazu, mich zu unterbrechen.«
    »Aber er hat Sie gehört.«
    »Ich hoffe es.« Burten war in die Nüchternheit seines Lebens zurückgekehrt. Er ging zu Mutter Teresas Tisch, schob einen Papierstapel beiseite, holte sein Scheckbuch aus der Brusttasche

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