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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und füllte einen Scheck aus. Er streckte ihn Mutter Teresa hin und sagte: »Hier, mein weltlicher Dank.«
    Sie nahm den Scheck, warf einen Blick darauf und legte ihn auf den Tisch zurück. »Zehntausend Dollar«, sagte sie dabei. »Wissen Sie, wieviel Menschen Sie damit retten? Wieviel weiterleben können? Jetzt wird Gott Ihnen danken, Mr. Burten.«
    Irgendwie benommen verließ Burten die Mission. Mutter Teresa begleitete ihn zu dem wartenden Taxi. Als sie vor dem Haus erschien, ging ein Raunen durch die wartenden Armen, das sich zu Rufen, Gewimmer, Stöhnen und bettelnd ausgestreckten Armen verdichtete. Mitten unter der Menschenmenge stand Dr. Kilmoor und verband eine Kopfwunde.
    »Wer ist dieser Clown?« fragte Burten, als sie vor dem Taxi standen.
    »Welcher Clown?«
    »Dieser Dr. James Kilmoor.«
    »Er ist mein bester Arzt. Wenn es nötig ist, arbeitet er vierundzwanzig Stunden. Sie kennen ihn?«
    »Er hat uns vorhin begrüßt.«
    »Warum nennen Sie ihn einen Clown?«
    »Ach, wissen Sie, Mutter Teresa«, Burten überspielte seine Verlegenheit mit einem Lachen, »das sagt man so bei uns, wenn ein Mensch sehr witzig und fröhlich ist. Es war nicht böse gemeint.« Er gab Mutter Teresa noch einmal die Hand und unterdrückte den Drang, genau wie Schwester Myriam ihr die Hand zu küssen. Etwas Merkwürdiges war mit ihm geschehen: Beim Gebet hatte sich seine innere Verkrampfung gelöst, und er kam sich jetzt befreit vor, als wären Gewichte von ihm gefallen, die ihn bisher erdrückt hatten.
    »Gott sei mit Ihnen«, sagte Mutter Teresa zum Abschied. »Und vergessen Sie nicht Gott, wenn es Ihnen wieder gut geht; er ist nicht nur für die schlechten Tage da, wenn man seine Hilfe braucht. Er sitzt am Tisch der Bettler genau so wie am Tisch der Reichen, aber nur die wenigsten erkennen ihn.«
    »Ich werde an Ihre Worte denken, Mutter Teresa«, sagte Burten und spürte einen Kloß im Hals. »Mögen Sie noch lange leben. Ein Mensch wie Sie sollte unsterblich sein.«
    »Gut, daß es solche Ausnahmen nicht gibt. Wenn Gott mich ruft, bin ich bereit.« Sie sah ihn mit ihren gütigen Augen ein paar Sekunden lang an und fügte dann hinzu: »Seien auch Sie bereit.«
    Burten spürte einen Kälteschauer, trotz der Hitze, die ihm den Schweiß aus den Poren trieb. Er nickte, stieg schnell in das Taxi und sagte gepreßt: »Zum Flughafen!« Als der Wagen anfuhr, drehte er sich zum Rückfenster um und sah hindurch. Mutter Teresa stand an der Einfahrt der Mission und winkte ihnen nach, eine kleine, runzlige Gestalt im weißen Ordensgewand, das Kopftuch mit den blauen Streifen tief in die Stirn gezogen.
    »Welch eine Frau!« sagte Burten leise und legte seine Hand auf Schwester Myriams Knie, als müsse er sich abstützen. »Mein Gott, welch eine Frau!«
    Tawan hatte seinen ›Teilhaber‹ Subhash am Flughafen von der Ankunfts- zur Abflughalle umdirigiert.
    »Heute geht eine Maschine nach New York ab«, sagte er. »Lauter reiche Leute. Sorglose Amerikaner. Ich will sehen, ob es sich lohnt, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.«
    Also wartete Subhash jetzt vor dem Eingang zur Abflughalle, wünschte Tawan viel Glück, ließ wie immer die hintere rechte Tür offen und den Motor laufen, als Tawan in der Halle verschwand.
    Vor den beiden Eincheckschaltern drängten sich die Reisenden. Tawan, in seinem weißen Seidenanzug, musterte die Reihen. Ihn interessierte nicht die Vorderseite, das Aussehen der Fluggäste, sondern nur deren Rückseite, und davon wieder die rechten Gesäßtaschen. Hier staken die Portemonnaies, das einzige, worauf es ihm ankam.
    Tawan schüttelte wie so oft bei seinem ›Geldwechsel‹ den Kopf über den Leichtsinn der Touristen, die ihr Geld geradezu provokant zeigten und so dazu aufforderten, es ihnen wegzunehmen. Da war zum Beispiel dieser dicke, schwitzende Amerikaner in Bermudashorts, deren rechte Gesäßtasche von der dicken Geldbörse vorgewölbt wurde, oder die ältere Dame mit rosagefärbten Haaren, die am Arm ihre Handtasche trug, deren Verschluß offenstand. Man brauchte nur hineinzugreifen und die Dollars herauszuholen. Oder dort der auf seine Vordermänner einredende, sichtbar fröhliche Reisende, dessen Jacke beim Gestikulieren immer hochrutschte und ein pralles Portemonnaie freigab. Neben ihm stand ein hübsches indisches Mädchen und lachte mit silberheller Stimme, wenn der Mann einen Witz erzählte.
    Auf ihn konzentrierte sich Tawan. Er schlenderte an der Reihe der Wartenden vorbei, stellte sich hinter den

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