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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schon die innere Spannung – es ist wie eine Klammer, die mich noch an die Slums fesselt. Können Sie das Trinken lassen?«
    »Nein«, antwortete Dr. Kasba ohne Zögern. »Ich weiß, daß ich daran zugrunde gehe, aber ohne Saufen bin ich kaum noch ein Mensch.«
    »Sehen Sie«, sagte Tawan und umarmte seinen Freund, »so hat jeder seinen eigenen Feind, der zu seinem Leben gehört.«
    Dr. Kasba winkte Tawan nach, als dieser in seinem Cadillac davonrollte. Er machte sich Sorgen, aber das hatte er Tawan nicht gesagt. Die Schwächeanfälle und die schleichende Infektion machten ihn sehr nachdenklich.
    In diesen Tagen hatte der deutsche Journalist Bernd Drewitz seine Recherchen in Kalkutta beendet.
    Vor drei Monaten hatte der Chefredakteur der Illustrierten ›Rund um die Welt‹ nach der allgemeinen Redaktionskonferenz zu ihm gesagt: »Bernd, hast du Lust, nach Indien zu fliegen? Nach Kalkutta?«
    »Jederzeit. Aber da gibt's nichts zu berichten, was wir nicht schon alle wissen. Elend, Hunger, Slums, Verhungerte auf den Straßen und in den Hauseingängen, Kinderprostitution, Säuglingsverkauf, Morde, die keiner verfolgt, ein einziger Sumpf abseits der Prachtstraßen, was soll man da noch berichten?«
    »Kalkutta ist immer für eine Sensation gut. Wie ich dich kenne, reißt du ein Superding auf. Außerdem ist Indien immer noch ein paar Fotoseiten wert. Flieg hin und sieh dich um.«
    »Wieviel Zeit gibst du mir?« Aus Drewitz sprach nicht viel Lust. Indien, dachte er. Kalter Kakao. Über Fakire gibt es ganze Bildbände, und vom Elend der Millionen wird hier bei unseren Satten kein Mitgefühl geweckt. »Ich muß sicher lange suchen, bis ich etwas Neues finde.«
    »Ich gebe dir so viel Zeit, wie du brauchst, um eine Exklusivstory abzuliefern. Aber die muß eine Bombe sein! Einverstanden?«
    »Einverstanden. Und wann soll ich fliegen?«
    »So schnell wie möglich.«
    Das war vor drei Monaten gewesen. Bernd Drewitz wohnte nicht in einem der Luxushotels, sondern in einem neugebauten, aber sehr schönen Hotel in der quirligen Altstadt, mitten im täglichen, den meisten Touristen verborgenen Leben. Es war ein Hotel mit einem guten Restaurant, wurde von einer dicken, alten Dame und einem hochgewachsenen, muskulösen, sehr eleganten Inder mit besten Manieren geleitet und hieß ›Bambusgarten‹. Hier fühlte sich Drewitz wohl, und von hier aus unternahm er seine Informationsstreifzüge durch die dampfende Stadt bis hinüber zu den Elendsquartieren am Hugli-Fluß. Er sah die ganze Welt menschlicher Verkommenheit und Verzweiflung, fotografierte das Grauen, kniete bei Sterbenden in der Gosse, um die sich niemand kümmerte, machte eine Reportage bei Mutter Teresa und schoß Fotos von den menschlichen Ratten, den Hungernden, die sich in die Müllberge wühlten und sich in den Müllhalden außerhalb der Stadt sogar Höhlen gegraben hatten. Jedesmal, wenn die Müllwagen anrollten, krochen sie hervor: Der Abfall einer Millionenstadt kann noch Tausende ernähren.
    Bei diesen Streifzügen hatte er einige Hinweise bekommen und war ihnen nachgegangen. Mit der Spürnase eines engagierten Journalisten merkte er: Das könnte die Sensation sein, auf die man in der Münchener Redaktion der ›Rund um die Welt‹ wartete. Wenn er einen Wahrheitsbeweis auf den Tisch legte, war es die Story des Jahres; denn überall, wo er den vagen Hinweisen nachging, antwortete ihm mißtrauisches Schweigen oder gar aggressive Abwehr. Auch Dollars nützten nichts; er war auf ein Nest gestoßen, dessen Hornissen sich nicht bestechen ließen.
    Jetzt saßen sich in der Halle des Grand-Hotels der Oberstaatsanwalt Ramesh Sadrapan und Bernd Drewitz an einem kleinen runden Tisch gegenüber, schlürften durch Trinkhalme einen exotischen Longdrink, den der Barmixer ›Himalaya‹ nannte, und blickten sich höflich, aber voller Distanz an.
    »Was wollen Sie eigentlich, Mr. Drewitz?« fragte Sadrapan etwas herausfordernd. »Ich bin Ihrer Einladung gefolgt, weil ich erstens neugierig bin, zweitens, weil Sie ein deutscher Journalist sind und weil Sie drittens von einer ganz heißen Sache gesprochen haben. Aber was Sie mir eben gesagt haben, ist wie ein kalter Nudelbrei.«
    »Ich will die Wahrheit wissen.« Drewitz blätterte in einigen Papieren, die neben seinem Drink auf dem Tisch lagen. »Durch Zufall, während einer Reportage über die Slums von Kalkutta, habe ich erfahren, daß Händler mit menschlichen Organen handeln und Ärzte sie heimlich transplantieren. Ich habe sogar

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