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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vertraute einen Schlüssel besaßen. Burten war ein vorsichtiger, ja fast ängstlicher Mensch, nachdem zwei Freunde von einer Gangsterbande entführt worden waren – den einen konnte man gegen Zahlung von fünf Millionen Dollar Lösegeld befreien, der andere wurde ermordet, bevor man den geforderten Betrag beschafft hatte. Seitdem lebte Burten in seiner gläsernen Burg, zu der nur der Lift führte. Und selbst wenn es gelingen sollte, den Liftschlüssel an sich zu bringen, endete die Fahrt nach oben in einer Schleuse, die von zwei Fernsehkameras überwacht wurde. Bei einem Eindringen würden sofort stählerne Platten an den Wänden herunterkrachen – es gab keine Chance, aus dieser Stahlkammer herauszukommen.
    Burten war ein Mensch, der seinen Reichtum nicht geerbt und ausgebaut hatte. Er hatte mit achtzehn Jahren als Verkäufer in einem Gemüseladen begonnen. Es war das Jahr 1938, alles starrte gebannt auf Europa und vor allem auf Deutschland, wo ein gewisser Adolf Hitler ein ›Großdeutsches Reich‹ zusammenraffte und seine Gegner in Straflager, die man KZs nannte, einsperrte. Burten interessierte das wenig – was da im alten Europa geschah, war so weit weg. Für ihn war wichtiger, daß er einen eigenen Laden mieten konnte, daß ihm eine Bank einen Kredit gab und daß er damit sein erstes eigenes Lebensmittelgeschäft eröffnen konnte.
    Heute, 1980, mit zweiundsechzig Jahren, gehörte ihm eine Supermarktkette, besaß er alaskische Ölaktien, kontrollierte zweihundertachtunddreißig Tankstellen und war mit fünfzig Prozent an zwei Hotels mit Spielsälen in Las Vegas beteiligt. Er hatte es aufgegeben, den automatischen Zuwachs seines Kapitals auszurechnen; es wurde fast langweilig, allein den Zinsbetrag anzusehen.
    Im Alter von sechzig Jahren, also 1978, erkrankte Burten an einer Nierenentzündung. Sein Arzt, Dr. René Salomon, behandelte ihn mit Antibiotika, und nach kurzer Zeit war die Krankheit vergessen. Aber irgendwie fühlte sich Burten nicht mehr so tatkräftig wie vor seiner Erkrankung. Er ermüdete schnell, litt plötzlich unter Kopfschmerzen, die er bisher nie gekannt hatte, lag nachts stundenlang wach und konnte nicht einschlafen, sogar seine Haut verfärbte sich und bekam ein schmutziggelbes Aussehen. Ab und zu wurde ihm plötzlich übel, er mußte grundlos erbrechen, und dann stellte sich eine Appetitlosigkeit ein, die ihn am meisten ärgerte. Burten galt als ein Genießer am Tisch, er kannte jedes Feinschmeckerlokal, und wenn er in den Weinkarten blätterte, war sein Gesicht wie das eines Kindes, das ein Märchen liest.
    »Das gibt sich alles«, sagte Dr. Salomon, bei dem Burten mindestens einmal in der Woche erschien. »Dein Körper muß erst die Antibiotika-Bomben verarbeiten. Du bist einer der wenigen, die Medikamente nur langsam abbauen.«
    Aufgeschreckt wurde Dr. Salomon, als sich bei einer Routineuntersuchung des Urins eine deutliche Erhöhung der Serumkonzentration harnpflichtiger Substanzen herausstellte.
    »Du lieber Himmel!« sagte Dr. Salomon und sah Burten fast entsetzt an. »Du hast eine Azotämie! Ed, du mußt sofort in eine urologische Klinik.«
    »Was ist eine Azotämie?« fragte Burten verwirrt.
    »Der Beginn eines totalen Zusammenbruchs der exkretorischen und endokrinen Nierenfunktion.«
    »Drück dich vernünftig aus, René«, knurrte Burten. Er sah Dr. Salomon bittend an, Erschrecken lag in seinen Augen. »Hau mir nicht lateinische Brocken um die Ohren. Was habe ich?«
    »Wenn sich bei der klinischen Untersuchung die Symptome bestätigen, hast du eine Niereninsuffizienz. Drittes Stadium nach der Charakterisierungsliste von Sarre. Eine beginnende Präurämie.«
    »Leck mich am Arsch!« brüllte Burten plötzlich. Er sprang auf und hieb mit der Faust auf den Schreibtisch Dr. Salomons. »Sag es deutlich!«
    »Deine Nieren versagen, Ed.« Dr. Salomon hob beruhigend beide Hände, als sich Burten an die Tischkante klammerte. »Keine Panik – das kriegen wir hin. Das ist noch konservativ behandelbar.«
    Burten ließ sich durch diese beschwörenden Worte nicht beruhigen. Er fiel auf den Lederstuhl vor Salomons Schreibtisch zurück und starrte seinen Arzt mit Entsetzen an. Dabei atmete er so schwer, als sei er zu Fuß sein Hochhaus hinaufgeklettert. »Ich … ich habe davon gelesen«, sagte er stockend. Der forsche Ton in seiner Stimme war wie erloschen. »Nierenversagen – da kommt man an so ein Ding, das man künstliche Niere nennt. In dem wird das Blut entgiftet und

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