Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
gewaschen.«
    »Ich hoffe, daß es bei dir noch nicht nötig ist.« Dr. Salomon blickte noch einmal auf die Laborwerte – sie waren erschreckend. »An die Dialyse kommen nur Kranke, die ohne Blutwäsche nicht mehr leben können. Ohne Dialyse tritt der Tod im Coma araemicum ein.«
    »Eine beruhigende Darlegung«, sagte Burten bitter.
    »Noch hängst du nicht an der Dialyse. Die klinischen Untersuchungen werden dir sagen: Alter Junge, du hast noch mal Glück gehabt. Aber das eine muß ich dir jetzt schon sagen: Du wirst dein Leben umstellen müssen. Nicht mehr schwere Burgunderweine zur Fasanenbrust! Kein Whiskey mehr so zwischendurch. Die Insuffizienz ist da, und mit ihr mußt du als ständiger Begleiterin leben.«
    »Ich mache alles, was ihr Quacksalber sagt – nur nicht an diese Nierenmaschine.«
    »Wenn sie dein Leben rettet, Ed –«, sagte Dr. Salomon vorsichtig.
    »Wie oft müßte ich an die Dialyse?«
    »Jeden zweiten oder dritten Tag, je nach individueller Lage.«
    »Und wie lange?«
    »Je Behandlung rund fünf Stunden.«
    »Und das nennst du Leben?« Burten schloß die Augen. »Mein Gott, da hat man sein Leben lang geschuftet und existiert nur noch durch eine Maschine!«
    »Du bist nicht der erste und einzige, Ed. Tausende leben durch die Dialyse und sind glücklich, daß es sie gibt. – Warte ab, was in der Klinik festgestellt wird.«
    Die Entscheidung über sein ferneres Leben überließ Burten nicht einem unbekannten Urologen. Er flog am nächsten Tag nach Rochester, stiftete zehntausend Dollar für den Sozialfonds der berühmten Mayo-Klinik und erhielt einen Untersuchungstermin schon am übernächsten Tag. Der Arzt, der ihn als Patient übernahm, hieß Dr. James Henderson; er las den Bericht von Dr. Salomon, sah dann Burten kurz, aber sehr kritisch an und sagte kumpelhaft: »Na, dann wollen wir mal! In Milch gewässerte Nierchen, mit Speck gebraten, war eine Spezialität meiner Großmutter.«
    »Ihr Ärzte seid eine verdammt makabre Bande!« antwortete Burten. Ihm war nicht nach Scherzen zumute. Über Nacht hatte er auch noch Herz- und Atembeschwerden bekommen. Bisher war er immer stolz gewesen auf seine ›Pumpe‹, wie er sein Herz nannte, er joggte sogar in seinem Alter noch durch den Central Park oder spielte in New Jersey Golf über achtzehn Löcher, ohne hinterher schnaufen zu müssen. Und jetzt, plötzlich, in der vergangenen Nacht, schrak er im Bett hoch, bekam keine Luft mehr und hatte das Gefühl, eine Stahlzange presse sein Herz zusammen. »Was geschieht jetzt mit mir?«
    »Sie müssen sich das so vorstellen, Mr. Burten«, sagte Dr. Henderson unbeeindruckt jovial, »das hier ist eine Wäscherei: Sie kommen als schmutziges Hemd rein und gewaschen und gebügelt wieder heraus.«
    »Oder in einer schmalen Eichenkiste.«
    »Dann waren die Flecken nicht mehr herauszukriegen.«
    »Sie haben wirklich eine individuelle Art, Trost zu spenden.«
    »Nicht Trost – Mut!«
    »Den habe ich zeit meines Lebens gehabt.«
    Die erste Untersuchung ließ Dr. Henderson sehr ernst werden. Die Laborwerte waren katastrophal. »Jetzt sollen Sie mal sehen, was wir alles können!« sagte er und überspielte damit die grausame Wahrheit. »Wir werden jeden Millimeter Ihrer Nieren unter die Lupe nehmen.«
    Edward Burten nickte – für ihn klang das beruhigend. Er wurde von Zimmer zu Zimmer gebracht, lag unter dem Röntgengerät, erlebte eine Nierenszintigraphie und eine Radioisotopennephrographie und zum Schluß ein Nierenangiogramm.
    Dr. Henderson, der Burten nicht von der Seite wich, sagte nach all den Untersuchungen nur: »Na ja …« und telefonierte mit der Dialyse-Station der Klinik.
    Burten blickte den Arzt fragend und ungeduldig zugleich an. »Was heißt ›na ja‹?«
    »Sie sind im richtigen Augenblick gekommen.« Dr. Henderson legte den Hörer wieder auf. »Oder besser: Sie sind ein paar Monate zu spät gekommen. Sie haben eine chronische interstitielle sklerosierende Nephritis, eine sogenannte Phenacetin-Niere. Das reicht.«
    »Mir auch!« Burten lief rot an. »Wenn Sie mir dieses Medizin-Chinesisch übersetzen könnten –«
    »Sie haben eine Urämie und sind dialysepflichtig.«
    »Ich soll an die Maschine?«
    »Sie müssen! Und zwar sofort! In zehn Minuten hängen Sie dran!«
    »Ich weigere mich!« schrie Burten. Für ihn brach in diesem Augenblick seine gesamte, selbstaufgebaute Welt zusammen. Von Dr. Salomon wußte er ja, was Dialyse bedeutet: Jeden zweiten Tag fünf Stunden lang Blutwäsche. Und das bis

Weitere Kostenlose Bücher