Der verkaufte Tod
halt's Maul.«
»Bei den Eskimos ist es üblich, daß man dem Gast –«
»Bitte, laß diese Sprüche in Loras Gegenwart.«
»So puritanisch? Ed, ich glaube, ich muß dir mal Lebensunterricht geben. Wie alt bist du? Dreiundsechzig! Du kannst gut und gern noch zwanzig Jahre leben. Hau dabei auf die Pauke, Junge. Man lebt nur einmal.«
Lora empfing Leybourg in einem engen, jeden Mann umwerfenden scharlachroten Kleid.
Er benahm sich mustergültig; er küßte ihr die Hand, ließ seinen Handkoffer aufschnappen und holte eine Dreiliterflasche Champagner hervor. »Statt Blumen«, sagte er, sichtbar von Lora fasziniert. »Blumen verwelken, aber so ein Fläschchen kurbelt das Leben an. Gnädige Frau, Lora, Ed hat Sie gar nicht verdient.«
Er zeigte keinerlei Wirkung, als Burten ihn schnell gegen die Wade trat.
Lora lächelte und antwortete, die Riesenflasche im Arm: »Ich glaube doch, daß Ed mich verdient hat. Er ist ein fabelhafter Mann.«
»Und er wird noch fabelhafter werden, das verspreche ich Ihnen. Jetzt, wo ich Sie kenne, ist das für mich eine Herzensangelegenheit.«
Der Puter war vorzüglich, der Wein dazu ein sagenhafter Burgunder, die Eistorte zum Dessert ein Gedicht. Burtens Köchin war eine Zauberin; was sie auf den Tisch brachte, hätte jeder Restaurantführer mit drei Sternen bewertet.
Leybourg aß für drei, himmelte Lora stumm an und ließ sich dann von Burten in die Bibliothek führen. »Wir rauchen jetzt eine Havanna«, sagte dieser. »Leider verträgt Lora keinen Zigarrenrauch. Zum Kaffee setzen wir uns auf die Terrasse.«
»Bei dem Sauwetter?«
»Im Winter ist sie verglast und beheizt.«
Leybourg nickte und hob schnuppernd die Nase. »Ed, du stinkst«, sagte er tadelnd.
»Was tue ich?« Burten starrte Leybourg entgeistert an.
»Du stinkst vor Geld, stimmt's?«
»Dann müßtest du hundert Meter gegen den Wind stinken.«
Sie lachten beide. Burten holte die Klimatruhe mit den Zigarren und suchte lange, schmale Havannas heraus. Schon beim Anzünden verbreitete sich ein köstlicher, würziger Duft. Burten setzte sich, aber Leybourg blieb vor ihm stehen.
»Hast du Kalk in den Knien?« fragte Ed.
»Urteile nie über eine Frau, ehe du sie nackt siehst.«
»Was soll denn das nun wieder?«
»Ich will dir etwas demonstrieren.«
»Sag bloß, du bist ein Zwitter.« Burten bekam fast einen Lachkrampf. »Das würde mich aus dem Sessel hauen.«
»Du bist ein Arsch, Ed«, sagte Leybourg, ohne beleidigt zu sein. »Es geht um deine Nieren.«
Plötzlich war Burten ernüchtert, todernst. Er starrte Leybourg schweratmend an. »Jetzt … jetzt verrate mir dein Geheimnis, Jeff«, sagte er leise. »Ich habe die vergangenen Tage an nichts anderes denken können.«
Leybourg löste wortlos seinen Gürtel, ließ die Hose fallen, zog die Unterhose herunter, hob das Hemd und drehte Burten seine linke Seite zu.
Burten sah eine gut verheilte, bogenförmige Narbe, noch etwas gerötet, aber schmal wie ein Strich. Wenn Leybourg eine shortartige Badehose trug, würde man nichts sehen können.
Burten starrte auf die Narbe und schluckte mehrmals. »Jeff«, sagte er dann mit einer Stimme, als käme sie aus einem gewürgten Hals, »Jeff –«
»Du hast's erfaßt, Ed. Ich habe eine neue, verdammt gesunde Niere.«
»Mein Gott.«
»Nicht von Gott – von einem begnadeten Chirurgen.«
Durch Burtens Körper lief ein Zittern. Was er sah, war im Augenblick unfaßbar. »Ohne Warteliste?« fragte er mit belegter Stimme.
»Da hatte ich nie eine Chance.« Leybourg zog sich wieder an, setzte sich, griff nach einer Zigarre und dem Whiskey-Glas. »Auf dem freien Markt.«
»Für lächerliche fünfzigtausend Dollar?«
»So ist's. Das heißt: Die Klinikkosten kommen noch hinzu, und zehntausend Dollar bekommt der Chirurg extra für die Operation. Zusammengerechnet hat mich mein neues Leben rund fünfundsechzigtausend Dollar gekostet.«
»Wo?« fragte Burten, heiser vor Erregung. »Jeff, wo?« Ihm wurde schwindelig, und er krallte die Finger in die lederne Sessellehne.
»In Indien. In Kalkutta.« Leybourg hielt ihm die Hand hin. »Ein Schwur, Ed: Du gibst die Information keinem weiter.«
»Hältst du mich für einen Idioten? Kalkutta. Indien. Jeff, wie heißt der Arzt?«
»Dr. Ratja Banda.« Leybourg paffte den Zigarrenrauch gegen die getäfelte Holzdecke der Bibliothek. »Er hat eine schöne Klinik, modernst eingerichtet, da fehlt nichts. Dagegen sind viele unserer Krankenhäuser wie Buschhospitäler.«
»Und dieser Dr.
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