Der verkaufte Tod
Liste! Ich habe das letzte Mal als Soldat in einer Reihe gestanden, jetzt stehe ich davor!«
»Ich wiederhole, Ed: Du kannst keine neue Niere kaufen! Für all deine Millionen nicht. In keinem Land – nicht hier und erst recht nicht in Europa. Dort läuft alles über das in Leiden in Holland liegende Transplantationszentrum, an das alle verfügbaren Organe gemeldet werden. Die Auswahlliste der Empfänger enthält alle persönlichen Daten und die Einstufung in Dringlichkeitsstufen. Ed, du bist jetzt zweiundsechzig Jahre alt – schon wegen des Alters stehst du nicht auf den vorderen Plätzen. Dort warten die Kranken, die eine noch längere Lebenserwartung haben oder für die Allgemeinheit wichtig sind.«
»Ich bin noch kein Greis!« Burten schlug die Fäuste zusammen wie ein Boxer vor der ersten Runde. »Ich habe noch Saft im Körper, und der sprudelt. Und wichtig für die Allgemeinheit bin ich auch. Sind meine Supermärkte nicht eine Bereicherung für das Volk? Bei mir kauft man billiger ein, spart man Geld! Alles, was du sagst, ist dummes Geschwätz! Ich bekomme meine Niere.«
»Du kannst keine Wunder vollbringen, Ed.«
»Aber ich kann Anzeigen aufgeben.«
»Was willst du?«
»Anzeigen! In allen Zeitungen. Von Alaska bis New Mexico! Suche eine neue Niere. Preis spielt keine Rolle.«
»Du bist völlig übergeschnappt!«
»Ich wette nochmals: Es werden sich welche melden.«
»Und der Staatsanwalt! Was du da machst, ist gegen das Gesetz.«
»Das ist mir scheißegal! Ein Gesetz, das mich nicht überleben läßt, ist kein Gesetz! Soll der Staatsanwalt mich ruhig anklagen – es wird ein Jahrhundertprozeß werden und die ganze Welt aufrütteln! Ich bekomme meine Niere. Niemand kann mir befehlen, wann ich sterben muß!«
Dr. Salomon wischte sich über die Stirn; er schwitzte vor Erregung. »Angenommen«, sagte er heiser, »du bekommst deine Niere. Es melden sich Hunderte. Aber deine Blutgruppe ist nicht dabei, sie ist selten genug. Wenn du das unverschämte Glück hast, doch deine Blutgruppe zu finden, was tust du mit der Niere?«
»Sie wird transplantiert, was sonst?«
»Und wer soll das tun?«
»Der beste Nierenchirurg, den wir haben.«
»Und der wird dir was husten! Er wird sich weigern, vom lebenden Menschen zu transplantieren. Jeder Arzt wird sich weigern. Nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch aus strafrechtlichen. Niemand wird seinen Arztberuf riskieren, weil ein Edward Burten sich eine Niere gekauft hat.«
»Auch das ist eine Preisfrage. Man kann einen Killer kaufen, und er tötet – man kann auch einen Arzt kaufen, und der rettet das Leben.«
»Ich sage nichts mehr.« Dr. Salomon seufzte und winkte ab.
»Das ist auch besser so!« antwortete Burten giftig.
»Du rennst in dein Unglück.«
»Es zwingt dich keiner mitzurennen. Ich schaffe das allein.«
»Mit Sicherheit.« Dr. Salomon blickte auf die Krankenkarten, die vor ihm lagen. »Entschuldige, das Wartezimmer ist voll. Ich muß mich um andere Patienten kümmern.«
Den Kopf zwischen die Schultern gezogen, wie ein angriffslustiger Stier, verließ Burten Dr. Salomons Praxis.
Auf der Straße, am schwarzen Cadillac, riß der Fahrer die Tür auf. »Wohin, Sir?« fragte er.
»Zur New York Times.«
Was Burten tat, das machte er gründlich: Er fing mit der größten Zeitung an.
Burten lief gegen Wände der Ablehnung. Mit der New York Times fing es an und mit dem kleinen Lokalblättchen Oklahoma News hörte es auf: Seine Anzeige wurde nicht angenommen. Bei der New York Times sprach wenigstens der Ressortchef für Medizin und Wissenschaft mit ihm, den der Anzeigenleiter alarmiert hatte.
»Wir können einen Artikel über chronisch Nierenkranke, Dialyse und das Problem fehlender Nieren für Transplantationen bringen und dazu ein Interview mit Ihnen, aber eine Suchanzeige unmöglich! Da haben wir sofort die Staatsanwaltschaft am Hals«, sagte der Redakteur. »Das wäre ja ein Aufruf zur Selbstverstümmelung gegen Bezahlung!«
»Leben wir in einem freien Land?« rief Burten erregt.
»Natürlich, keiner ist freier als ein US-Bürger. Aber wenn es um die Verletzung der Moral geht –«
»Es geht um mein Leben, Mann! Oder glauben Sie, meine Nieren arbeiten wieder, wenn ich mir hinten ein Plakat anklebe: ›Ich bin ein moralischer Mensch‹?«
»Wir dürfen nicht Lebende zu strafbaren Taten anstiften! Transplantationen gibt es nur mit Leichennieren.«
»Und da stehe ich auf der Liste als Nummer 783.«
»Das wird nicht reichen. So etwas
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