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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»ich habe mit Ihnen nie gesprochen! Ich kenne Sie ebenso wenig wie Mr. Leybourg.«
    »Natürlich. Unser Gespräch hat nie stattgefunden.«
    »So ist es.« Dr. Bandas Stimme hörte sich jetzt freundlicher an. »Sie leiden also an einer Niereninsuffizienz im vierten Stadium. Sie sind dialysepflichtig. Wie ist Ihr Allgemeinzustand?«
    »Nach jeder Blutwäsche zufriedenstellend.«
    »Gut geht's ihm, Doc«, rief Leybourg dazwischen. »Er hat eine Pferdenatur wie ich.«
    »Haben Sie eine Telexanlage?« fragte Burten. »Ich gebe Ihnen, wenn Sie wollen, die letzten Laborwerte und die Beurteilung meines Hausarztes Dr. Salomon durch.«
    »Ich mache mir selbst ein Bild von meinen Patienten.« Das klang stolz, so, als wolle er sagen: Was die Kollegen festgestellt haben, ist für mich unwichtig. »Mr. Leybourg hat Sie über die Kosten unterrichtet?«
    »Das ist kein Thema, Doc.« Burten schluckte, als habe er einen Kloß im Hals. »Aber da ist ein Problem: Ich habe eine extrem seltene Blutgruppe.«
    »Das wird unsere Blutgruppenbestimmung zeigen. Ein Problem ist das nicht. Sie sind nicht der einzige auf der Welt mit einer seltenen Blutgruppe, also muß es auch einen passenden Spender geben. Wann können Sie nach Kalkutta kommen?«
    »In zehn Tagen, wenn es Ihnen recht ist, Doc.«
    »Ich hoffe, daß ich dann ein Bett frei habe. Rufen Sie mich bitte an, bevor Sie abfliegen.«
    »Selbstverständlich. Ich komme doch nicht auf gut Glück?«
    »In etwa doch. Glück müssen Sie haben. Eine Niere allein genügt nicht, das Schicksal muß mitspielen! Ich höre wieder von Ihnen?«
    »Ja, Doc. Natürlich hören Sie von mir, so schnell wie möglich.«
    Es knackte im Telefon, Dr. Banda hatte aufgelegt. Auch Burten legte den Hörer zurück.
    Leybourg rieb sich die riesigen Hände. Es war eine ehrliche, herzliche Freude. »Es klappt, Ed!« schrie er. »Es klappt! Und ich wette um jeden Preis: Der Zauberdoc kommt an die passende Niere heran!« Er stürzte auf Burten zu, umarmte ihn, drückte ihn an sich und küßte ihn sogar auf die Stirn. »Und jetzt, Ed, knacken wir eine Flasche Champagner. Die Zeit der künstlichen Niere ist in drei Wochen vorbei!«
    An diesem Tag wurden Burten und Leybourg wirkliche, unzertrennliche Freunde. Und Lora weinte vor Glück.
    Kalkutta empfing Edward Burten mit einem Hitzestoß, als er die klimatisierte Boeing der Indian Airways verließ. Er kannte das von Miami oder Hawaii her, diesen Hammer von Sonnenglut oder Aircondition-Kälte, wenn man ein Hotel verließ oder zurückkehrte. Das Taxi, das er vor der Ankunftshalle bestieg, war ein alter Ford, bunt lackiert, mit einer Trottelgardine am Rückfenster und einem nackten Püppchen am inneren Rückspiegel.
    Der Taxifahrer, ein dunkelhäutiger Inder mit bleckendweißem Gebiß, riß die Hintertür auf und rief: »Sir, Sie haben den besten Fahrer der Welt gewählt.«
    Burten lachte, setzte sich in das mit heißer Luft gefüllte Auto und versank in einer durchgesessenen Polsterung. Der Fahrer hechtete hinter das Lenkrad, drehte den Zündschlüssel, der Motor sprang krachend und keuchend an, der Wagen schüttelte sich, an verschiedenen Stellen schepperte es und knirschte Blech auf Blech.
    Burten beugte sich zu dem Taxifahrer vor. »Sind Sie sicher, daß wir nicht gleich auseinanderbrechen?« fragte er.
    »Mein Auto ist das sicherste von ganz Indien, Sir. Zu welchem Hotel, bitte?«
    »Kein Hotel, zur Belvedere Road. Klinik Dr. Banda.«
    »O sorry, Sir! Sind Sie krank?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie?«
    »Ein zu kleines Arschloch!«
    Der Fahrer verzichtete auf weitere Fragen, trat auf das Gas, der Wagen machte einen Satz nach vorn und schoß in den irrsinnigen Verkehr aus Autos, Pferdekarren, Handwagen, Fahrrädern, Motorrädern und dicht gedrängten Menschenmassen. Mit quietschenden Reifen umfuhr er einige auf der Straße liegende heilige Kühe. Burten hatte das Gefühl, in einem Kamikaze-Fahrzeug zu sitzen, mit dem man sich jauchzend in den Tod stürzte. Bei Kurven schloß er die Augen und war sich im klaren, daß am Steuer nur ein Wahnsinniger sitzen konnte. Gleich kracht es, dachte er, und ich brauche keine Niere mehr. Dafür brauchte ich nicht nach Kalkutta zu fliegen.
    Indien ist das Land der Fakire und Wundermönche, die selbst überleben, wenn sie eingegraben werden. Burten konnte so ein Wunder nur bestätigen, als das Taxi zitternd vor der Banda-Klinik hielt und er noch lebte.
    Der Fahrer grinste ihn an. Stolz strahlte aus seinen schwarzen Augen. »Bin ich der beste

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