Der verkaufte Tod
Banda besorgt Nieren?«
»Jede Menge. Für jede Blutgruppe und Eiweißzusammensetzung. Und das Wichtigste: Die Transplantation ist nicht von einer Leichenniere, sondern von einer lebenden! Von Mensch zu Mensch.«
»Und das alles für lumpige fünfundsechzigtausend Dollar?«
»In Rupien umgerechnet ist das ein fürstliches Vermögen.« Leybourg beugte sich zu Burten vor. »Ed, ich weiß, was du jetzt denkst. Ich lese es in deinen Augen. Ich bin gern bereit, dir die Brücke zu Dr. Banda zu bauen. Das ist doch selbstverständlich. Dr. Banda operiert nur auf Empfehlung. Mich hat ein Botschaftsrat unserer Botschaft in Delhi empfohlen. Sein Bruder ist ein Kunde von mir. Großschlachterei in Los Angeles.«
Burten begann stoßweise zu atmen. »Das heißt im Klartext: Die Transplantationen sind illegal.«
»Das ist hart ausgedrückt, aber wahr.« Leybourg lachte wieder. »Nennen wir es eine Tauschaktion. Dollar gegen Niere.«
»Und wenn es schief geht?«
»Bei jeder Operation ist ein Risiko im Ärmel. Ein Vetter von mir ist an einer harmlosen Mandeloperation gestorben.« Leybourg trank einen Schluck Whiskey und zog genußvoll an seiner Havanna. »Wann kannst du fliegen, Ed? Für wann soll ich dich bei Dr. Banda anmelden?«
»Ich habe eine sehr seltene Blutgruppe, Jeff. Ich müßte erst mit Dr. Banda sprechen.«
»Er hat eine Niere in deiner Blutgruppe, verlaß dich drauf. Wann kannst du?«
»In zehn Tagen vielleicht.« Burten blickte auf die jetzt verglaste Terrasse und den weiten Park mit seinen verschneiten Büschen und den alten, breitkronigen Bäumen hinaus. Allein dieses Grundstück war Millionen wert. Lora deckte gerade den Tisch zum Nachmittagskaffee. Ihr blondes Haar glitzerte in der Wintersonne. Ihr hautenges Kleid in leuchtendem Rot war weniger ein Kleidungsstück als eine Aufforderung, ihren schlanken Körper noch intensiver zu betrachten. Schon Loras wegen lohnt es sich, das Risiko einzugehen, dachte Burten. Und sieh dir nur Jeff an – das blühende Leben in Person! Mein Gott, wie hat er sich verändert seit damals, als er noch an der Dialyse hing. »Ja, in zehn Tagen«, wiederholte er. »Ich kann nicht so einfach aus dem Betrieb weg.«
»Hast du keine verläßlichen Direktoren?«
»O doch, Top-Leute! Aber da sind noch einige wichtige Termine.«
»Der wichtigste Termin ist dein Schritt in ein neues Leben, Ed.«
»Da hast du recht. Ich werde ihn nicht vergessen.«
Leybourg blieb drei Tage bei Burten, benahm sich erstaunlich anständig und saß geduldig neben Burten, als dieser in der Nacht in Dr. Hipplers Klinik an die künstliche Niere angeschlossen wurde. Er erzählte Dr. Hippler von seiner neuen Niere, und der Arzt war so diskret, nicht nach Näherem zu fragen.
Am Sonntag rief Leybourg in Kalkutta an und wartete, bis man Dr. Banda gefunden hatte. Er hatte gerade die Visite beendet und dadurch ein paar Minuten frei. »Mr. Leybourg!« rief er.
Burten, der an einem zweiten Apparat mithörte, nagte an seiner Unterlippe. Die Stimme des Wunderarztes.
»Sie wollen mich sprechen? Ist etwas nicht in Ordnung? Haben Sie Beschwerden? Schildern Sie mir, was Sie beobachtet haben. Haben Sie Fieber? Fühlen Sie sich müde?«
»Nichts von alledem, Doc! Mir geht es blendend«, brüllte Leybourg ins Telefon, als müsse er bis Indien schreien. »Ich bin hier bei einem Freund in New York, der wie ich damals am Dialysator hängt. Ich habe ihm von der Transplantation erzählt, und er möchte –«
»Sie haben mir versprochen, mit keinem darüber zu sprechen!« sagte Dr. Banda kühl. »Beherzigen Sie eins, Mr. Leybourg: Ich kenne Sie nicht. Ich habe Sie nie gesehen, geschweige denn operiert.«
»Mein Freund Ed Burten kann schweigen wie ein Grab, nur möchte er noch nicht so früh ins Grab. Sie sind seine einzige und letzte Hoffnung.« Leybourg nickte Burten zu. »Möchten Sie ihn selbst sprechen, Doc?«
Dr. Banda zögerte hörbar, doch dann sagte er: »Ja. Wenn Sie dafür bürgen, daß kein Wort –«
»Ich halte dafür meinen Kopf hin.« Leybourg gab Burten ein Zeichen, jetzt zu sprechen.
Mit zuckenden Mundwinkeln meldete sich Burten vom zweiten Apparat. »Hier ist Edward Burten.« Seine Stimme schwankte etwas. »Dr. Banda, Jeff Leybourg hat Ihnen kurz geschildert, wie's mir geht. Ich bin Geschäftsmann, ich habe über viertausend Arbeiter und Angestellte, für die ich verantwortlich bin – ich brauche eine neue Niere.«
»Lassen wir uns klarstellen«, antwortete Dr. Banda freundlich, aber zurückhaltend,
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