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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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chirurgischen Gebieten.«
    »Sie verehren ihn sehr, was, Doc?«
    »Ich bewundere ihn. Alle bewundern ihn. Er ist ein Vorbild. Wo gibt es heute noch Vorbilder? Wir Ärzte möchten alle so werden wie er.«
    Und so viel Geld verdienen wie er mit illegalen Nierenverpflanzungen, dachte Burten und lächelte.
    »Doch kaum einer von uns wird es jemals erreichen«, sagte Dr. Entali. »Niemand wird Dr. Banda gleichkommen.« Er verneigte sich wieder leicht. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Sir. Wenn Sie mich brauchen, drücken Sie bitte die rote Klingel an der Wand, die weiße ist für Schwester Myriam.« Lautlos verließ er das Zimmer, lautlos schloß sich die Tür.
    Hier ist alles lautlos, dachte Burten. Selbst ein Ton ist steril. Er trat auf die Terrasse und freute sich über das Plätschern des Springbrunnens. Auf der Terrasse standen ein runder Tisch und zwei hochlehnige Stühle aus weiß lackiertem Rattan, bedeckt mit orange-weißen Kissen. Burten setzte sich, streckte die Beine weit von sich und dachte an Lora. Sie war jetzt – vielleicht – über Wochen allein. Ohne Zärtlichkeit, ohne Streicheln, ohne Sex, sich immer mehr auffüllend mit Sehnsucht nach Liebe. Konnte eine so leidenschaftliche Frau wie Lora das aushalten? Würde sie ihn betrügen, und wenn es nur eine Nacht wäre, um den inneren Druck abzubauen? Er stellte sie sich, wenn er die Augen schloß, in den Armen eines anderen Mannes vor, eines jungen, sportlichen, ausdauernden Mannes mit einem muskulösen Körper, den sie mit ihren Armen und Beinen umschlang. Es war ein Bild, das Burten die Kehle zuschnürte. Er begann zu husten und sagte dann laut zu sich selbst: »Du Idiot!« Er sprang aus dem Korbsessel, lief zur Tür und trat auf den lautlosen Gang hinaus.
    Sofort stand Schwester Myriam hinter ihm, lautlos. »Haben Sie einen Wunsch, Sir?«
    Burten fuhr erschreckt herum. »Sind Sie Hellseherin?«
    »Ich habe Ihre Tür klappen hören, Sir.« Schwester Myriam lächelte. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Nichts. Ich möchte etwas spazieren gehen. Im Park. Ist es erlaubt, den Park zu betreten?«
    »Wir haben nichts dagegen, Sir. Aber bitte, bleiben Sie im Umkreis des Brunnens.«
    Burten spürte es sofort: Das war kein Hinweis, sondern ein Verbot. Er setzte sein Pokergesicht auf und ging auf die große, gläserne Flurtür zu.
    Schwester Myriam blieb an seiner Seite.
    »Was ist jenseits des Brunnens?« fragte er plötzlich.
    »Ein Stückchen Wald und dahinter ein Tennisplatz und ein Gehege.«
    »Ein Gehege? Mit welchen Tieren?«
    »Tiger, Sir.«
    »Interessant! Tiger in begrenzter Freiheit.«
    »So ist es, Sir.«
    »Tiger sind ein Hobby von Dr. Banda?«
    »Der Chef liebt Tiger. Er ist der einzige, der das Gehege betreten kann.« Schwester Myriam blieb vor der Glastür stehen, bevor sie den Flügel aufdrückte. »Das Gehege wird durch Videokameras überwacht. Bitte, gehen Sie nicht dorthin. Dr. Banda kann sehr wütend werden.«
    »So interessant sind Tiger für mich nicht.« Burten sagte es ganz ruhig, wie beim Poker. »Benutzt Dr. Banda die Tiger für Experimente?«
    »Experimente? Wie soll ich das verstehen, Sir?«
    »In China zum Beispiel zahlt man Unsummen für sibirische Tiger. Man tötet sie und stellt aus ihren Geschlechtsteilen ein Potenzmittel her.«
    »Wir sind hier in Indien, Sir, und nicht in China. Der Chef bewundert an seinen Tigern die Schönheit, die Kraft, die Geschmeidigkeit, das Spiel der Muskeln.« Schwester Myriam stieß die Glastür auf. »Gehen Sie im Park nach links, dort stehen wunderschöne Blütenbüsche und Blumen.«
    Burten sagte: »Danke!« und ging über eine von Säulen getragene Diele hinaus in den Park.
    Natürlich sehe ich mir die Tiger an, dachte er dabei und freute sich im voraus über diesen Streich wie ein übermütiger Junge. Wenn mich die Videokamera erwischt, sage ich: »Ich habe mich verlaufen.« Bei so einem großen Park kann man das nicht übelnehmen. Außerdem habe ich zunächst nur den Tennisplatz gesehen, und weil ich früher selbst Tennis gespielt habe …
    An diesem Tag, bei seinem ersten Spaziergang im Park, erkundete Burten zunächst das Gelände. Der schmale tropische Wald, der dreißig Meter hinter dem Brunnen begann, reichte bis fast an den Tennisplatz heran. Dahinter erkannte Burten das Blinken eines sehr hohen Zaunes aus Metall. Vom Waldrand aus war nicht mehr zu sehen. Wer zu dem Gehege ging, war ohne Deckung; er mußte den ganzen Tennisplatz entlang und wurde unweigerlich von den Videokameras

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