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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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würde mein Vertrauen zu Dr. Banda alle anderen Gedanken verjagen.«
    »Warum, glauben Sie, bin ich denn hier? Hätte ich kein Vertrauen, wäre ich spätestens diese Nacht geflüchtet.«
    »In den sicheren Tod, Sir.«
    Burten schwieg. Das ist es, dachte er. Ich habe keine andere Wahl. Ed, Junge, beiß die Zähne zusammen wie so oft in deinem Leben. Da ging es zwar nie um Leben oder Tod, sondern nur um geschäftliche Transaktionen und um den Beschiß deiner Gegner, aber gewonnen hast du immer. Und du wirst auch jetzt gewinnen. Kneif die Arschbacken zusammen und verschlucke deine Angst. »Ist der Spender schon da?« fragte er und atmete tief aus und ein.
    »Ja. Er ist bereit für die Entnahme der Niere.«
    »Wie heißt er?«
    »Sir, Sie wissen doch …« Dr. Entali lächelte entschuldigend. »Absolute Anonymität.«
    »Ich werde ihn nicht zu Gesicht bekommen?«
    »Nein. Warum auch? Wenn Ihr Auto eine neue Lichtmaschine bekommt, besuchen Sie dann auch die Fabrik, in dem sie hergestellt worden ist?«
    »Ihren Fatalismus möchte ich haben.« Burten faltete die Hände über dem Bauch. »Sind alle Inder so?«
    »Die meisten, Sir. Wie könnte man sonst überleben, ohne wahnsinnig zu werden? Lassen Sie sich nach der Operation einmal durch Kalkutta fahren, dann werden Sie uns verstehen. Fatalismus ist ein Göttergeschenk für uns.« Dr. Entali blickte bewußt provozierend auf seine goldene Armbanduhr.
    Burten nickte. »Ich verstehe, Doc«, sagte er. »Ich quatsche zu viel. Es wird Zeit. Man kann die Angst nicht wegreden, das begreife ich jetzt. Also los, Schwester Myriam! Ab auf den Tisch! Nur eine Bitte hätte ich noch.«
    »Ja, Sir?«
    Schwester Myriams Lächeln drang ihm bis zum Herzen. »Wenn ich aus der Narkose erwache, möchte ich zuerst Ihre Augen sehen.«
    »Ich werde bei Ihnen sein, Sir.«
    Dr. Entali gab einen kurzen Wink. Der Pfleger schob das Bett aus dem Zimmer. Burten schloß die Augen. Er wollte nicht sehen, wohin man ihn rollte. Er dachte an Lora und an den Augenblick des Wiedersehens und die dann folgende Nacht, an ihren wundervollen Körper und an ihre Zärtlichkeit.
    Er spürte den Einstich der ersten Injektion, hörte Stimmen um sich, eine Frauenstimme fragte ihn etwas, aber das verstand er schon nicht mehr, er wollte antworten: »Bitte lauter!«, aber er hörte sich selbst nicht mehr.
    Im Lautsprecher des OP I ertönte die Durchsage: »Spender zur Entnahme bereit.«
    Dr. Banda antwortete über Mikrofon: »In zehn Minuten können wir beginnen. Besondere Vorkommnisse?«
    »Keine, Chef.«
    »Haben Sie die Videokamera eingeschaltet?«
    »Ja, Chef.« Auf dem Bildschirm neben dem OP-Tisch erschien OP II.
    »Ich sehe Sie auf dem Monitor. Sehen Sie mich?«
    »Ganz deutlich, Chef.«
    »Sehr gut. Wie immer – wir arbeiten synchron.«
    Es war alles Routine, und doch war der Raum wie elektrisch aufgeladen von Spannung. Einem Menschen wurde ein neues Leben geschenkt.
    Tawan Alipur drückte nicht wie Edward Burten beide Augen fest zu, sondern beobachtete alles um sich herum mit kritischen Blicken. Trotz der Müdigkeit, die ihn nach der ersten Injektion überfiel, hatte er noch so viel Kraft, den Kopf zu heben und durch die Glaswand zu sehen, wie man ein Bett in den OP rollte und an die Wand stellte. Das Bett, auf das man ihn legen würde, wenn er seine Niere geopfert hatte. Das beruhigte ihn sehr – sie werden mich leben lassen, dachte er zufrieden. Würden sie mich töten und ausschlachten, brauchte ich kein Bett mehr. Eine Zinkwanne würde genügen. Dennoch zuckte er zusammen, als ein fremdes Wesen in einem grünen Kittel und einer grünen Kappe und mit grün vermummtem Gesicht sich über ihn beugte. Dunkle Augen, die ihm riesengroß vorkamen, sahen ihn teilnahmslos an. Es war der Anästhesist, aber wie konnte Tawan das wissen?
    »Sind Sie Dr. Banda?« fragte Tawan und merkte, daß er nur mit Mühe sprechen konnte.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nein. Willst du etwas von ihm? Mit jemand wie dir unterhält er sich nicht.«
    In Tawan bäumte sich plötzlich ein unbändiger Stolz auf. Sie brauchen mich, dachte er. Ohne mich könnten sie jetzt kein Geld verdienen. Ich bin Gold für sie wert. Behandelt man so einen wertvollen Menschen? Er hob wieder den Kopf und starrte den Grünvermummten an, ein Wesen wie von einem anderen Stern. »Ich heiße Alipur«, sagte er mit erhobener Stimme und hatte große Mühe mit dem Sprechen. »Mr. Tawan Alipur. Mister, bitte. Ich bin ein wertvoller, reicher Mann.«
    »Du bist ein

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