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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht, daß ich Ihnen das gesagt habe.«
    »Sie sind ein wundervolles Mädchen, Myriam.« Burten zog sie an sich und gab ihr einen Kuß auf den Mund.
    Schwester Myriams braune Haut verfärbte sich noch dunkler, was einem Rotwerden entsprach. »Aber Sir«, sagte sie verlegen. »Das ist nicht üblich bei uns.«
    »Es war ein spontanes Dankeschön.«
    Von da an durfte Burten allein spazieren gehen. Er dehnte seine Ausflüge in den weiten Park von Tag zu Tag mehr aus. In der dritten Woche – er fühlte sich kräftig wie selten – trieb ihn die Neugier wieder bis an den Rand des kleinen Waldes. Von hier aus konnte er den hohen Gitterzaun des Tigergeheges sehen, den Teil des Parks, dessen Betreten Dr. Banda rätselhafterweise allen verboten hatte. Nur ein älterer Gärtner durfte sich hier aufhalten, um den Rasen zwischen Wald und Gehege immer niedrig zu halten. Eine Art Schutzstreifen, der keinerlei Deckung bot. Wer ihn überquerte, wurde von unsichtbar angebrachten Videokameras erfaßt.
    Burten stand unschlüssig im Schatten der hohen Bäume. Was konnte passieren, wenn er an das Gitter des Tigergeheges ging? Weit und breit war kein Mensch zu sehen; es würde also gar nichts geschehen, wenn er einen Blick auf die Tiger warf, falls sie überhaupt an das Gitter kamen.
    Das Geräusch eines knatternden Motors schreckte Burten auf. Von links, wo, wie er wußte, zwei große Gewächshäuser lagen, näherte sich ein Traktor mit einem flachen Anhänger. Er fuhr bis an den Gitterzaun und bremste dort. Der ältere Gärtner, den Burten in diesen Tagen öfter gesehen hatte, sprang vom Bock und sah sich mehrmals nach allen Seiten um. Burten trat sicherheitshalber in den Wald zurück und versteckte sich hinter einem dicken Stamm. Er konnte genau sehen, was am Zaun geschah, ohne selbst entdeckt zu werden.
    Der Gärtner trat an das Gitter heran und stieß einen merkwürdigen Lockruf aus. Es klang wie ein heiseres Knurren; Burten erinnerte sich, solche Laute im Zirkus Barney gehört zu haben, wenn die Raubtiere durch den Laufgang in die Manege trotteten.
    In die dichten Büsche und den künstlich angelegten Dschungel des Geheges kam Bewegung. Burten hielt den Atem an, und da kamen sie, geschmeidig und lautlos, die herrlichen Köpfe vorgestreckt, den Sonnenglanz auf ihren gestreiften Fellen, mit halb geöffneten Mäulern, in denen die spitzen Zähne schimmerten, sieben bengalische Tiger von einer Schönheit, die fast lähmend wirkte.
    Der Gärtner trat vom Zaun zurück, ging zu dem Anhänger, hob einen großen Korb heraus und schleppte ihn mit deutlicher Anstrengung zum Gehege. Dort stellte er ihn ab, bückte sich, holte ein Stück Fleisch heraus und schob es zwischen die Gitterstäbe. Mit heiserem Gebrüll stürzten die Tiger vor. Sie prallten gegen die Eisenstangen, und dem Schnellsten gelang es, das Fleisch zwischen die zuhackenden Zähne zu bringen und es durch das Gitter zu ziehen. Die anderen sprangen gegen den Zaun, richteten sich auf, ihr weißes Bauchfell leuchtete in der Sonne. Der Gärtner griff wieder in den Korb und schob ein neues Stück Fleisch durch das Gitter.
    Burten war es, als sträubten sich ihm alle Haare. Ihm wurde schwindelig, er lehnte sich an den Baumstamm und drückte die Stirn gegen die rissige Rinde. Er konnte es ganz deutlich sehen und sah es wieder, als er kurz die Augen öffnete: Arme, mit den Händen daran, Unterschenkel, zerteilte Oberschenkel, ein zerhackter Brustkorb, gespaltene Hüften – menschliche Gliedmaßen, die die Tiger dem Gärtner aus der Hand rissen und dann bis zu den Büschen zurückrannten. Dort ließen sie sich nieder und fraßen. Burten hörte, wie die Knochen krachten und zwischen den Zähnen zermalmt wurden.
    Der Anblick war so grauenvoll, daß er das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen. Aber er schluckte krampfhaft und unterdrückte seinen Brechreiz. Er verließ sein Versteck nicht, hielt die ganze furchtbare Fütterung der Tiger durch und spürte, wie ein Schauer nach dem anderen über seinen Körper lief.
    Dr. Banda verfüttert Menschenfleisch! Woher hat er es? Ist diese Klinik nicht nur die Wirkungsstätte eines Mannes mit goldenen Händen, sondern auch ein Haus des Mordes, umkleidet mit dem Luxus eines Radscha-Palastes? Jeden Tag mußten die Tiger gefüttert werden, und jeden Tag schob der Gärtner die zerteilten Leichen von mindestens zwei Menschen durch die Gitterstäbe. Sterben in der Klinik so viele Menschen? Wo sind die Verwandten, die die Toten abholen könnten? Kauft

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