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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Sulmani, was ist so dringend?«
    »Chef, ein fremder Mann steht am Gehege. Er lockt gerade Kashmir an.«
    Sulmani wartete, daß Dr. Banda jetzt losbrüllte, aber nichts geschah.
    »Die Kameras laufen doch?« fragte Dr. Banda ruhig.
    »Wie immer, Chef. Das Bild ist ganz deutlich.«
    »Dann werden wir in einer Stunde wissen, wer der Mann ist. Es kann nur ein Patient sein. Sulmani, bringen Sie mir das Band in einer Stunde auf mein Zimmer!«
    »Soll ich nicht das Gittertor öffnen?«
    »Nein, keine Komplikationen!«
    Das Tor im Zaun ließ sich von Sulmanis Zimmer aus elektronisch, durch einen Knopfdruck, öffnen. Nur einmal, vor fünf Jahren, hatte der Gärtner auf diesen Todesknopf drücken müssen. Ein neu eingestellter Hilfsgärtner hatte das Verbot nicht ernst genommen und hatte neugierig das gesperrte Gebiet betreten. Damals hatte Sulmani vorher nicht mit Dr. Banda gesprochen; in Eigenverantwortung hatte er die Tür aufspringen lassen. Den Hilfsgärtner vermißte niemand. Er war aus dem Hinterland gekommen, Sohn eines erbärmlich armen Bauern, und hatte sich in der Klinik beworben. Wie Hunderttausende war er für seine Familie verschwunden, aufgesaugt von dem gnadenlosen Land. Nur die Fütterung mit zerteiltem Menschenfleisch fiel an diesem Tag aus – die Tiger lagen satt im Schatten der Büsche und leckten sich die blutigen Schnauzen.
    Jetzt war das etwas anderes. Der Mann am Zaun konnte nur ein Patient sein, und den konnte man nicht einfach verschwinden lassen. Es war aber auch unmöglich, ihn mit diesem Wissen wieder aus der Klinik zu lassen.
    Burten war längst wieder in seinem Zimmer und las die ›Indian News‹, trank Tee mit Honig und freute sich auf das Abendessen, als im Chefzimmer Dr. Banda und Sulmani das Videoband laufen ließen.
    »Edward Burten!« sagte Dr. Banda, als Burtens Gesicht auf dem Bildschirm auftauchte. »Von ihm hätte ich das am wenigsten erwartet.«
    »Er ist ein Patient, Chef?« fragte Sulmani betroffen. »Was nun?«
    »Ich weiß es noch nicht.« Dr. Banda lehnte sich in seinem Sessel weit zurück. »Ich muß nachdenken.«
    »Es könnte ein Unfall sein, Chef.« Sulmani legte seine schwieligen Gärtnerhände aneinander. »Wie heißt der Herr?«
    »Burten. Aus New York.«
    »Mr. Burten hat ahnungslos die Tür geöffnet und das Gehege betreten, weil er glaubte, hinter der Absperrung und den Büschen einen zweiten, privaten Golfplatz zu finden. Aber er kam nur bis zu den Büschen, und da fielen ihn die Tiger an.«
    »Das glaubt uns keiner, Sulmani.«
    »Ich war dabei, ich habe es von den Gewächshäusern aus gesehen, ich werde das beschwören.«
    »Es geht nicht.« Dr. Banda schüttelte den Kopf. »Niemand weiß, daß ich die Tiger halte. Keine Behörde, nicht einmal mein Freund, der Oberbürgermeister, oder der Generalstaatsanwalt. Und wie alles auch enden wird, einen Skandal würde es jedenfalls geben. Gerade bei einem Amerikaner. Stell dir die Schlagzeilen der Zeitungen in der ganzen Welt vor: ›Patient einer Klinik in Kalkutta von Tigern zerrissen!‹ – ›Das Spielzeug des Dr. Banda: menschenfressende Bestien!‹«
    »Aber wir können Mr. Burten auch nicht laufen lassen. Wenn er in Amerika erzählt, was er hier gesehen hat – ich hätte doch den Türknopf drücken sollen. Wie damals.«
    »Ich werde mit Mr. Burten sprechen.« Dr. Banda stellte den Videorecorder ab. Das Bild zeigte nur noch Burten am Gehegegitter, mit Kashmir, der unruhig hin- und herschnürte, die Augen etwas zugekniffen, mit gesträubten Barthaaren und hechelnder Schnauze, den dicken Schwanz fast waagerecht gestreckt, die Beinmuskeln angespannt, ein herrliches, starkes, faszinierendes Raubtier, ein schwarzgelbweiß gestreifter Tod von lähmender Schönheit.
    »Mut hat Mr. Burten«, sagte Dr. Banda, während Sulmani das Band aus dem Recorder holte. »Jeder andere würde respektvollen Abstand halten – er tut so, als wolle er Kashmir streicheln.«
    »Hätte er es nur getan, dann würden wir keine Sorgen mehr haben.« Sulmani legte das Videoband auf Dr. Bandas Schreibtisch. »Aber nach einigen Minuten ist er wieder zurückgegangen in den Wald. Ich habe ihn mit dem Fernglas verfolgt, bis er zwischen den Bäumen verschwand.«
    Dr. Banda nickte und ging zu der großen Glastür, die auf eine Terrasse führte. Die Hände auf dem Rücken blickte er in den Park. »Ich danke dir, Sulmani«, sagte er. »Du kannst gehen.«
    »Ich soll also nichts tun?«
    »Was willst du tun?«
    »Mr. Burten wird bestimmt wieder zum Gehege

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