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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf einer weißlackierten Bank ausruhte.
    »Es wird lange dauern, bis ich wieder joggen kann«, sagte er. »Vor zwei Jahren bin ich noch eine Stunde durch den Central Park gelaufen. Zusammen mit Lora. Mein Chauffeur, der unbedingt mitjoggen wollte, lag eine halbe Stunde später wie ein geplatzter Frosch im Gras, und dabei ist er erst dreiunddreißig Jahre alt. Aber Lora hat durchgehalten, sie ist ein zähes Weib!«
    »Ich würde vorerst auf das Joggen verzichten, Sir.« Dr. Banda lächelte wie immer, charmant, aber unverbindlich.
    »Was nennen Sie ›vorerst‹?«
    »Wir müssen uns erst im klaren sein, daß die neue Niere sich nicht abstößt.«
    »Ich dachte, bei dem fast identischen Eiweiß des Spenders mit meinem ist die Gefahr gering?«
    »Genau das ist es.« Dr. Banda blickte in den Sprühregen des Springbrunnens, den ein leichter, warmer Wind zerteilte. Der niederfallende Wasservorhang leuchtete gegen die Sonne in den Farben des Regenbogens. »Das ›fast‹ und das ›gering‹ – hundertprozentig ist nichts. Wir müssen alles einkalkulieren.«
    »Und wann sind Sie sich sicher, Doc?«
    »In spätestens einem Jahr. Dann kann ich sagen: ›Joggen Sie wieder!‹ Aber bis dahin keine Anstrengungen, Mr. Burten.«
    Burten zögerte, aber dann stellte er doch die Frage, die ihn sehr beschäftigte: »Gehört zu den Anstrengungen auch ein normales Sexleben?«
    »Wenn Sie es nicht übertreiben, nein. Ich würde aber auf Höchstleistungen verzichten. Sie haben eine sehr erotische Frau?«
    »Lora war immer für eine Liebesstunde zu haben, zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Wenn wir in uns einen Drang spürten, liebten wir uns. Vor allem an den Wochenenden. Ist das nun vorbei, Doc?«
    »Was für das Joggen gilt, kann man auch auf den Sex übertragen. Es kommt alles wieder, nur ein bißchen Geduld.«
    »Ich bin ja schon zufrieden, wenn Sie mir Hoffnung machen.«
    »Die mache ich Ihnen gern.«
    »Danke.« Burten atmete tief durch. Auch dieses Problem war nun gelöst. »Sie sind ein wunderbarer Arzt, Dr. Banda. Man hat im Leben nur einmal das Glück, einem Menschen wie Ihnen zu begegnen.«
    »Und für mich war es eine große Freude, Ihnen helfen zu können, Mr. Burten. Danken Sie Ihrem Gott, daß wir rechtzeitig den richtigen Spender gefunden haben. Das andere, die Operation, war nur Technik.«
    »Ich danke Ihnen, Doc. Sie haben mir das Leben gerettet. Das ist unbezahlbar.«
    »Fünfzigtausend Dollar sind genug.« Dr. Banda sagte es leichthin, als rede er nicht gern über Geld. »In dem Betrag ist auch die erste Nachuntersuchung enthalten, nur die Laborkosten müßten extra abgerechnet werden.«
    »Das heißt, ich muß wieder nach Kalkutta kommen?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Und wann?«
    »In zwei Monaten. Wenn Sie plötzlich Beschwerden haben, sofort! Betreut Sie in New York ein guter Arzt?«
    »Mein Hausarzt ist Dr. Salomon. Sie haben am Telefon mit ihm gesprochen, bevor ich zu Ihnen geflogen bin.«
    »Richtig. Seine Stimme hat sympathisch geklungen.«
    »Wir kennen uns fast dreißig Jahre. Dr. Salomon kennt mich besser als ich mich selbst.«
    »Das ist eine gute Sicherheit.« Dr. Banda erhob sich von der Bank und blickte auf seine mit Brillanten besetzte goldene Armbanduhr. Sie war bestimmt keine Nachbildung einer Cartier-Uhr. »Sie entschuldigen mich, Sir? Ich habe heute noch fünf Patienten zur Untersuchung bestellt.«
    Burten sah ihm nach, wie er über den mit weißem Kies belegten Weg zur Klinik ging. Ein kleiner Gott im weißen Kittel, ein Genie, dessen er sich bewußt war. Der Herr über Leben und Tod. Man konnte ihn nur bewundern.
    Das war Burtens erster Ausflug in das neue Leben gewesen. Beim zweiten Mal lehnte er Schwester Myriams Hilfe ab. »Ich muß allein lernen, wieder auf den eigenen Beinen zu stehen«, sagte er. »Sie sind ein liebes Mädchen, Myriam, auch Sie und Dr. Entali werde ich nie vergessen. Ich werde schon nicht zusammenbrechen, wenn ich jetzt allein gehe. Ich bin ein harter Bursche, ich habe Zeit meines Lebens immer gekämpft und meistens auch gesiegt.«
    »Sie sollen sich nicht überanstrengen, hat der Chef gesagt. Sir, ich bekomme Ärger, wenn etwas passiert.«
    »Ich verspreche, mich sofort hinzusetzen, wenn meine Beine wackeln.« Burten lachte auf. »Aber es wird nichts passieren, Myriam. Ich werde von Tag zu Tag stärker werden.«
    »Das muß auch so sein, Sir, sonst können wir Sie nicht in zehn Tagen entlassen.«
    »In zehn Tagen? Ist das wahr?«
    »So steht es auf dem Plan. Bitte, verraten Sie

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