Der verletzte Mensch (German Edition)

Leben.“
    Gemüseputzen im tibetischen Kloster oder über glühende Kohlen laufen
    Dieser kurze Ausflug in die Philosophie, der ältesten aller Wissenschaften, offenbart uns eine tiefere Weisheit: Das Lesen von klugen Büchern, der Besuch von seriösen Seminaren zu Lernzwecken und von unseriösen zu Unterhaltungszwecken, das Studium von spirituellen Lehren, das tägliche Laufen mit einem Lächeln im Gesicht oder das einmalige, Blasen am Fuß generierende Laufen über glühende Kohlen, der Rückzug für eine Woche ins Kloster oder gar eine Wüstendurchquerung können hilfreiche Vorbereitungen auf die großen Prüfungen in unserem Leben sein – aber sie verändern weder nachhaltig unsere Persönlichkeitsstruktur noch unser Leben. Entscheidende Veränderungen in unserer Persönlichkeit passieren immer nach gravierenden Brüchen, Krisen und Verlusten in unserem Leben – also immer dann, wenn es uns am wenigsten passt. Seminare, Reisen und Bücher können uns helfen, dann in diesen realen Herausforderungen das Wissen und die gewonnenen Fertigkeiten anzuwenden.
    Die Beschäftigung mit den alten Weisheitslehren der Menschheit lohnt sich ebenfalls. Von Siddhartha Gautama bis zum strengen Ignatius von Loyola, von den großen griechischen Philosophen bis zur Kabbala zeigt sich, dass Persönlichkeitsentwicklung ein lebenslanger Weg der Suche ist.
    Der wesentliche Unterschied zwischen westlichem Denken und den immer populärer werdenden östlichen Philosophien ist die unterschiedliche Bedeutung der Zielerreichung für den Lebenserfolg. Westliches Erfolgsdenken lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: „Du kannst alles erreichen, du musst dir nur klare Ziele setzen, Ausdauer und Motivation entwickeln und die nötigen Techniken kennen – und die lernst du nur durch dieses Buch, Seminar und so weiter.“
    In den östlichen Lehren sagt der Lehrer seinem Schüler: „Du kannst gar nichts, du bist gar nichts und wenn du bereit bist, dich auf einen langen beschwerlichen Weg mit täglicher Disziplin einzulassen, dann wirst du auch erkennen, dass du Teil von etwas höherem Ganzen bist – und jetzt geh bitte in die Küche und hilf, das Gemüse zu putzen.“
    Westliches Denken geht davon aus, dass sich mit der Veränderung der äußeren Lebensumstände (Geld, Macht, Liebe) auch die Lebenszufriedenheit verbessert, östliches Denken stellt das Glücklichsein im Augenblick und den Weg dahin ins Zentrum. Das gemeinsame Ziel aller Lehren lautet: Erkenne dich selbst.
    Zum Abschluss: Der Stein der Weisen
    Unter dem Stein der Weisen, nach dem die Alchemisten jahrhundertelang suchten, verstand man das Geheimnis, unedles Metall in Gold umwandeln zu können. Dieser Transformationsprozess der Elemente sollte durch den Zusatz einer geringen Menge dieser geheimen Substanz möglich sein. Vielen Alchemisten galt der Stein der Weisen zudem als Universalmedizin gegen alle Krankheiten und vor allem gegen den Alterungsprozess. Durch das zunehmende Wissen über chemische Reaktionen und die Beschaffenheit der chemischen Elemente wurde immer klarer, dass die Umwandlung von Eisen in Gold auf den von den Alchemisten angestrebten Wegen unmöglich ist.
    An der Sehnsucht des Menschen, mittels geheimer Rezepturen oder anderer Mittel ohne große Anstrengung Unedles in Edles zu verwandeln – am besten gleich sich selbst –, hat sich durch diese Erkenntnisse der Naturwissenschaften nichts geändert. Deshalb verkaufen sich noch immer Badezusätze, mit denen man in einer Woche 20 Kilogramm abnehmen kann, rezeptfreie Arzneien, die den Alterungsprozess stoppen, Seminare, die aus Durchschnittsbürgern Superstars machen, und alle Arten von erlaubten und unerlaubten Glückspillen blendend. Der Glaube an den Stein der Weisen, der uns über Nacht Heilung, Reichtum und ewige Jugend bringt, ist heute um nichts geringer als im Mittelalter. Eine alte Sufi-Weisheit erklärt uns den Grund dafür:
     
    „Falschgold existiert aus drei Gründen:
    Die Gier der Menschen ist sehr groß.
    Ihre Fähigkeit, zu unterscheiden, ist sehr klein.
    Echtes Gold existiert tatsächlich.“

Sieger und Verlierer

Vom Schmerz des Waisenkindes zum Triumph des Helden
Was wir von „Star Wars“ und Harry Potter für unser eigenes Leben lernen können
    Jede Geschichte ist eine Behauptung über das Leben. Alle großen Erkenntnisse der Menschheit sind in Geschichten gekleidet. Was können wir in diesen Geschichten über Verletzungen lernen?
    Die Waisenkindgeschichte ist die archetypische