Der verletzte Mensch (German Edition)
Heldengeschichte. Das Waisenkind ist das Symbol für eine der Urverletzungen des Menschen, das Ausgestoßen-, das Abgelehnt-, das Missbrauchtwerden. Die Geschichte vom Waisenkind findet sich in der Bibel mit dem Aussetzen von Moses im Weidenkörbchen, bei den Gründern von Rom, Romulus und Remus, und setzt sich fort mit Oliver Twist und Pippi Langstrumpf. Auch die modernen Helden Luke Skywalker und Harry Potter sind Waisenkinder – so wie sogar die Comicfigur Batman. Das von aller Welt ausgesetzte Kind bewältigt aufgrund seiner Fähigkeiten alle scheinbar unlösbaren Herausforderungen, wächst über sich hinaus und erobert die Welt. Das gibt uns Hoffnung, dass auch wir in aussichtslosen Situationen unsere größte Angst, die des Wiederverletztwerdens, bewältigen können.
Die Geschichten von Waisenkindern versprechen uns Tröstung, gerade in unserer so mit Angst besetzten Zeit. Es ist kein Zufall, dass eine der erfolgreichsten Hilfsorganisationen der Welt die SOS-Kinderdörfer sind. „Holen wir Waisenkinder wieder in unsere Gesellschaft zurück, indem wir ihnen Eltern, Geschwister und ein Zuhause geben.“ Wenige Organisationen können ihren Zweck so einfach formulieren, dass wir uns sofort angesprochen fühlen. Tief in unserem Innersten spüren wir alle den Schmerz von Waisenkindern, weil wir selbst bestimmte Facetten eines kleinen Waisenkindes in uns tragen. Wir wurden schon allein gelassen, fühlten uns hilflos und unser Grundvertrauen in die Welt wurde massiv erschüttert.
Der erfolgreichste Film aller Zeiten war kein Zufallstreffer
Die sechs Episoden der „Star Wars“-Saga gelten als die erfolgreichste Filmproduktion aller Zeiten. „Star Wars“ ist ein sogenannter Quantum-Film, der völlig unabhängig vom künstlerischen Geschmack Millionen von Menschen und Generationen in vielen Ländern anspricht, weil er Themen aufgreift, die im kollektiven Unbewusstsein der Menschheit abgespeichert sind. Selbst die Besetzung wichtiger Rollen mit unbekannten Schauspielern funktionierte. „Star Wars“ ist ein Märchen, in dem viele andere Märchen verpackt sind.
Ganz am Anfang der Geschichte steht ein Waisenkind. Luke Skywalker wächst als Waisenkind auf und gibt sich mit der Erklärung zufrieden, dass sein Vater ein längst verstorbener Jedi-Ritter gewesen sei. Der erste Teil des Filmes kam vor 30 Jahren (!) das erste Mal in die deutschen Kinos und zeichnete noch eine kindliche Gut-und-Böse-Welt. Das hielt viele bis heute ab, sich mit „Star Wars“ auseinanderzusetzen, was schade ist. Denn mit jeder neuen Episode entfaltete die Geschichte immer mehr mythische Kraft und auch die Charaktere wurden immer tiefgründiger. Anakin Skywalker, der als junger Held dazu geboren wurde, die ganze Galaxis zu führen, dann aber aus Angst der dunklen Seite der Macht verfällt, gehört sicher zu den komplexesten Heldenfiguren der gesamten Filmgeschichte. Anakin zeigt uns, dass es in jedem Helden immer auch die dunkle Seite gibt, die sich gleichfalls durchsetzen kann – wie im realen Leben.
Eines kann man George Lucas, dem genialen Schöpfer von „Star Wars“, sicher nicht vorwerfen: dass er ein kindischer Spinner ist. Die Auseinandersetzung mit den archetypischen Heldenfiguren in Märchen, Sagen und Legenden ist nichts Esoterisches, sondern Pflichtprogramm für jeden Regisseur auf der Welt – nicht nur in Hollywood. Joseph Campbell gilt neben C. G. Jung als einer der herausragenden Mythenforscher des 20. Jahrhunderts. Er untersuchte die Heldengeschichten in vielen Kulturen und fand heraus, dass diese alle nach einem einfachen Muster gestrickt sind. Das was Menschen von Helden lernen sollen, ist offensichtlich unabhängig von der Kultur und der Zeit. Die Stationen, die ein Held im Laufe seiner Geschichte zu bestehen hat, stehen für die Phasen, die wir alle in unserem Leben zu bewältigen haben. George Lucas bestätigte, wie sehr ihn die Forschungen von Campbell beeinflusst hatten, und die Urversion von „Star Wars“ hält sich sogar fast sklavisch genau an die Reise des Helden, die Campbell in seinem Buch „Der Heros in tausend Gestalten“ veröffentlicht hatte. [1]
Warum Helden immer auf die gleiche Abenteuerreise gehen – und wir mitreisen sollten
Der „Held“ steht im Verständnis von Joseph Campbell immer für die Hauptfigur einer Geschichte, ist daher geschlechtsneutral und kann auch zum Beispiel für ein Fantasiewesen wie den Hobbit Frodo Beutlin in „Der Herr der Ringe“ stehen. Forrest Gump, ein
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