Der verletzte Mensch (German Edition)
lautstarke Auseinandersetzungen in ihrer eigenen Familie sowie Mobbing und Gewalt gegen Mitschüler deutlich schlechter verarbeiten als Kinder, denen von ihren Eltern Märchen vorgelesen wurden. [8]
Csikszentmihalyi ist ebenfalls der Meinung, dass die Aufmerksamkeit und Liebe, die Eltern ihren Kindern geben, indem sie sich Zeit für das Vorlesen oder Erzählen nehmen, ungemein wichtig für die positive Entwicklung der Kinder sind. Märchen sind also Modelle für das Kind, mit deren Hilfe es lernt, zu erkennen, dass man immer etwas tun kann, um zu überleben.
Der Wissenschaftler und der Mönch – zwei Sprachen und eine Botschaft
Die Sprache des Wissenschaftlers Mihaly Csikszentmihalyi und des Benediktinermönchs Bruder David könnte nicht unterschiedlicher sein – ihre Botschaft an uns ist die gleiche:
1. Freude existiert unabhängig von allen materiellen Maßstäben, das beste Beispiel dafür ist die Liebe.
2. Glück kommt immer aus der Tätigkeit selbst und nicht von dem, was wir dafür bekommen. Wann immer man etwas nur deshalb tut, um in der Zukunft dafür belohnt zu werden, dann ist man schon im Zweckdenken und dieses zerstört das flow -Erlebnis.
3. Es gibt keine von Gott gewollte Trennung in nützliche, aber mühevolle und wertlose, aber lustvolle Tätigkeiten. Auch wenn wir angenehme Tätigkeiten wie Essen oder Freizeitaktivitäten maximieren, kann das zur Abstumpfung unserer Sinne führen. Auf der anderen Seite bietet jede Tätigkeit, auch wenn sie scheinbar unproduktiv ist wie Spielen oder Routine wie Staubwischen, Gelegenheit für Gefühle der Freude.
4. Glück kann man nur im Augenblick erleben.
5. Tue das, was du tust, mit ganzem Herzen.
Diese fünf einfachen Grundsätze bei Kindern wiederzuentdecken, sie darin zu bestärken und diese Glücksfähigkeit jeden Tag zu üben, wäre schon eine wertvolle Aufgabe.
Der Mut des Visionärs
Wie Bill Strickland mit Orchideen, Jazz und einer Handvoll Lehm aus Drogendealern Menschen mit Hochschulabschluss macht
Wenn Sie ein Afroamerikaner in Pittsburgh wären, der beschließt, eine Schule und ein Lernzentrum für gefährdete Jugendliche zu gründen, würden Sie wahrscheinlich zu den Stadtvätern gehen, sie um ein aufgelassenes Fabrikgebäude, einige arbeitslose Junglehrer und eine Subvention bitten. Bill Strickland ist anders. [9]
Er überzeugte einen ehemaligen Schüler des berühmten Architekten Frank Lloyd Wright [10] davon, ein Modell für das weltweit einzigartige Schulungszentrum für benachteiligte Jugendliche zu bauen. Allein das Modell kostete 10.000 Dollar, was mehr Geld war, als er damals besaß. Als er begann, bewaffnet mit dem Modell, seine Vision potenziellen Sponsoren zu präsentieren, fragten diese: „Ist das nicht ein bisschen zu aufwendig für ein Zentrum für Arme?“ – „Das ist kein Zentrum für Arme, das ist ein Zentrum für Erfolg“, antwortete Bill Strickland. „Wie viel soll der Bau kosten?“ – „Fünf Millionen Dollar.“ – „Hör auf, Bill, wir brauchen kein Tadsch Mahal in Manchester.“ Manchester heißt die Gegend im Zentrum von Pittsburgh, die für ihre Gefährlichkeit berüchtigt ist. Bill ist selbst in Manchester aufgewachsen, vier Straßen entfernt von dem Platz, wo heute das Manchester-Bidwell-Zentrum steht.
Ein Labor für eine bessere Welt – warum Ghettos mehr Springbrunnen brauchen
Heute besteht Manchester Bidwell aus drei separaten Gebäuden und hat 150 hauptamtliche Mitarbeiter. 1200 Kinder und Jugendliche aus Risikofamilien, aber auch allein erziehende Mütter nehmen jährlich an den Programmen teil. 90 Prozent der Kinder, die durch das Manchester-Bidwell-Schulungszentrum gehen, schließen die Highschool ab, 85 Prozent besuchen anschließend ein College. Diese Zahlen liegen bei Ghetto-Kids üblicherweise um die zehn Prozent. Vor dem Zentrum steht ein riesiger Springbrunnen wie vor einem Luxushotel. Drinnen gibt es überall frische Orchideen und das ganze Gebäude ist mit Licht durchflutet. Es haftet ihm weder der Mief an, der sich in vielen unserer Schulen festgesetzt hat, noch die kalte Distanziertheit Plastik bestuhlter öffentlicher Sozialeinrichtungen. „Gott hat Wasser, Blumen, Licht und Schönheit für alle Menschen geschaffen, nicht nur für die Reichen. Natürlich wäre der Springbrunnen nicht notwendig, aber ich will allen, die herkommen, schon beim Eingang zeigen, wie sehr sie ihren Erfolg verdienen“, sagt Strickland über seine Philosophie.
Dafür vermisst der Besucher
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