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Der Verlobte

Der Verlobte

Titel: Der Verlobte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Sylvester
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hinunter …« Sie verzog angewidert das Gesicht. »Er lag auf dem Dach.«
    »Papa!« Lilly sprang auf und brachte ihren Stuhl zum Kippen. »Ich muss zu ihm!«
    »Du bleibst hier!«, rief Bert. »Ich fahre. Mit dem Motorrad bin ich sowieso schneller!«
    Tillmann stellte Lillys Stuhl wieder auf. »Setz dich«, sagte er leise und strich ihr sanft über den Arm. Lilly nickte und ließ sich auf den Stuhl sinken. Tillmann wich nicht von ihrer Seite.
    »Sollte nicht Leopold mitkommen?«, fragte Tante Lilo. »Falls ihr einen Arzt braucht.«
    »Quatsch!« Bert stand schon in der Tür. »Wenn wir einen Arzt brauchen, holen wir einen richtigen«, knurrte er und verschwand. Clara starrte hinter ihm her.
    Tillmann warf erneut einen besorgten Blick auf Lilly. Sie zeigte keine Regung. Er griff nach ihrer Hand.
    »Clara, hast du deine Tabletten schon genommen?«, fragte die Großmutter und griff nach Claras Handtasche.
    Clara starrte noch immer ausdruckslos zur Tür.
    Die Großmutter zog eine Medikamentenpackung aus der Tasche. »Hier«, sagte sie und reichte Clara eine Tablette und ein Glas mit Wasser. »Nimm die!«
    Clara schob sich die Tablette in den Mund und trank einen Schluck. Schweigend starrte sie weiter auf die Tür.
    Tillmann wurde aus dieser Clara nicht recht schlau. Sie war so hilflos und unbedarft, dass es geradezu absurd wirkte, dass sie die Mutter von Bert sein sollte.
    Abrupt entzog Lilly Tillmann ihre Hand. »Finger weg!«, zischte sie und riss dann unvermittelt ihrer Mutter die Schnapsflasche aus der Hand. »Kannst du das nicht mal lassen?«, fuhr sie Mama-Lou an. »Machst du dir denn gar keine Sorgen um Papa?«
    Mama-Lou hatte seit Claras Erscheinen noch keinen Ton von sich gegeben. Auch jetzt schienen sie die Geschehnisse um sie herum nicht sonderlich zu interessieren, sie begann leise vor sich hin zu summen. Tillmann seufzte. Lilly war wirklich nicht zu beneiden. Er musste ihr beistehen. Was für eine abgewrackte Familie!
    Die Großmutter erhob sich. »Lilly, komm doch bitte mal mit mir«, sagte sie mit Samtstimme. »Tillmann, mein Lieber, wären Sie so gut, sich ein wenig um Lillys Mutter zu kümmern?«
    »Aber sicher doch.« Tillmann sah Mama-Lou fragend an.
    Sie summte grinsend.
    »Kommen Sie«, sagte er und nahm sie mit sich hinüber in den Salon. »Wir können uns ein bisschen unterhalten.«
    »Und zusammen einen trinken«, trällerte Mama-Lou. An der breiten Flügeltür drehte sie sich nach Tante Lilo und Elisabeth um. »Ätsch, jetzt habe ich den süßen Förster ganz für mich alleine!«
    Als Tillmann Lillys Mutter sanft in einen Sessel drückte, erschien der Großvater würdevoll in der Flügeltür. »Danke, mein Freund! Wir wissen Ihre Hilfe zu schätzen!« Er schloss sorgfältig die Türflügel.
    »Ich mache uns mal ein paar schöne Drinks«, verkündete Mama-Lou fröhlich und hüpfte wie ein Flummi aus dem Sessel hoch. Sie war erstaunlich sicher auf den Beinen. »Was möchtest du trinken, mein Försterchen?«
    Tillmann seufzte. Er hatte seinen Schnaps unberührt stehen lassen. Von all diesen Geschichten und Ereignissen schwirrte ihm schon genug der Kopf.
    »Bitte nur einen ganz kleinen Whisky«, sagte er und erhielt ein randvolles Glas. »Machen Sie sich denn gar keine Sorgen um Ihren Mann?«
    Lillys Mutter sah ihn aus großen Augen an. »Ich habe aufgehört, mir Sorgen zu machen. Prost!«
    »Und die sonstigen Vorfälle in den letzten Stunden?«, bohrte Tillmann weiter.
    »Was ist damit?« Sie unterdrückte einen Schluckauf.
    Er musterte sie skeptisch. War sie vielleicht gar nicht so betrunken wie sie tat? »Immerhin sind zwei Menschen ermordet worden!«
    Mama-Lou nickte. »Ja, das ist schade. Wissen Sie, mein kleiner Förster, ich habe Veronika nicht besonders gemocht.« Sie schien zu überlegen. »Aber Paul war lustig. Das Abendessen ohne ihn wird sicher langweilig!«
    Tillmann holte tief Luft. »Es könnten noch weitere Morde passieren.« Er wollte sie aus der Reserve locken.
    »Oje, meinen Sie?« Sie sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Dann wird das Abendessen ja noch langweiliger!«
    Er seufzte resigniert und nippte vorsichtig an seinem Glas. Wie konnte Mama-Lou nur Unmengen von diesem Zeug in sich hineinschütten? Tillmann beobachtete sie von der Seite.
    Sie kicherte. »Soll ich dir ein Geheimnis verraten, Försterchen?« Wie ein kleines Mädchen blinzelte Mama-Lou ihn über den Glasrand hinweg an. Sie war irgendwie rührend.
    »Ich mag Geheimnisse, und ich sage auch nichts weiter«,

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