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Der Verlobte

Der Verlobte

Titel: Der Verlobte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Sylvester
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versprach er.
    »Gar nichts?«, fragte sie.
    »Überhaupt gar nichts«, antwortete er.
    »Schwören!«, verlangte sie.
    Tillmann streckte drei Finger seiner rechten Hand in die Luft. »Ich schwöre.«
    Mama-Lou kicherte. »Und du sagst echt nichts weiter?«
    »Natürlich nicht«, versicherte er erneut.
    Sie rührte mit dem Zeigefinger in ihrem Whisky. »Nee, das ist ja langweilig. Dann sag ich lieber doch nichts.«
    Wie auch immer. »Vermissen Sie Ihren Bruder eigentlich?«, fragte Tillmann aufs Geratewohl drauflos. Er wollte mehr über diese seltsame Familiengeschichte erfahren. Und hieß es nicht, Kinder und Betrunkene würden die Wahrheit sagen?
    »Nö, nicht besonders«, sagte Mama-Lou. »Er sitzt ja gleich nebenan.«
    »Nein, nicht Leopold«, sagte er. »Ich meine Ihren anderen Bruder, Ludger.«
    »Ach, den.« Mama-Lou stellte ihr Glas ab und begann, sich eine Haarsträhne um den Zeigefinger zu wickeln.
    »Wurde er nicht entführt?«, bohrte Tillmann weiter.
    Mama-Lou grinste verschmitzt. »So sagt man.«
    »Und mussten Sie und Ihre Geschwister nicht damals das Lösegeld überbringen?« Er ließ nicht locker.
    »Das sollten wir wohl«, sagte Mama-Lou noch immer grinsend.
    »Und?« drängte Tillmann.
    »Nichts und«, sagte Mama-Lou schulterzuckend und griff nach ihrem Glas. »Meinst du, dass Ludger uns noch böse ist?«
    Tillmann musterte sie irritiert. »Lebt er denn noch?«
    Mama-Lou nickte und führte das Glas an die Lippen.
    »Haben die Entführer ihn denn freigelassen?«, fragte Tillmann.
    »Welche Entführer?« Mama-Lou sah ihn aus großen glasigen Augen an. »Ist er denn nun noch böse oder nicht?«
    Ihre Sprache wurde langsam schleppend und Tillmann war nicht sicher, ob sie dem Gespräch überhaupt noch folgen konnte.
    »Ich kann es nicht wissen«, sagte er.
    »Du bist so ein süßes kleines Försterchen«, stieß Mama-Lou hervor. Sie beugte sich vor, um seine Hand zu tätscheln, verfehlte sie jedoch. »Du bist so süß ehrlich, ehrlich. Und du glaubst immer alles!« Sie erhob sich wankend und er nahm ihr schnell das Glas aus der Hand.
    »Hoppala!«, sagte sie fröhlich. »Tanzen wir?« Sie klammerte sich an ihn und begann, sich hin und her zu wiegen.
    Erschrocken schaute Tillmann auf die kleine pummelige Person hinab. »Aber wir haben doch gar keine Musik?«
    »Oh, ich singe!«, rief sie lachend und schob sich und ihn durch den Raum. Er hatte Mühe, ihrer beider Gleichgewicht zu halten.
    »Junge, komm bald wieder, bald wieder zurück!«, grölte Mama-Lou. »Junge, komm bald wieder …«
    »Psst!«, machte Tillmann.
    »… bald wieder zurück.« Mama-Lou senkte verschwörerisch die Stimme.
    »Was halten Sie davon, wenn ich Sie auf Ihr Zimmer bringe?«, schlug er vor und bugsierte sie langsam in Richtung Tür.
    »Darf ich da singen?«, fragte sie schleppend.
    »Sicher, dort dürfen Sie auch singen.«
    Tillmann versuchte, beruhigend auf Lillys Mutter einzusprechen, während er sie langsam hinüber zur Treppe und die Stufen hochbugsierte. Sie war offensichtlich so sturzbetrunken, dass sie von ihrer Umgebung kaum noch etwas mitbekam. Von ihr konnte er vermutlich kaum weitere Informationen erwarten.
    »Und dann dürfen Sie sich auch ein bisschen ausruhen«, fügte er hinzu.
    »Ich bin aber gar nicht müde«, entgegnete sie trotzig. »Ich muss mal …«
    Bitte nicht jetzt, flehte Tillmann innerlich. Sie hatten gerade einige wenige Stufen geschafft.
    »Ich muss mal …«, stammelte sie erneut.
    Er hatte wirklich kein Verlangen danach, Lillys Mutter auf die Toilette zu begleiten. Ob für so etwas auch das Personal zuständig war? Er blickte sich Hilfe suchend um, doch es war niemand zu sehen.
    »Ich muss mal … sitzen!« Mama-Lou ließ sich erschöpft auf eine Treppenstufe sinken. »Kennst du eigentlich meine Tochter?«, fragte sie.
    Tillmann atmete erleichtert auf. »Aber sicher kenne ich Lilly!«
    »Das ist ja praktisch«, lallte Mama-Lou. »Dann müssen wir sie jetzt gar nicht suchen.«
    Er nickte nur. Was sollte er darauf auch sagen? Ganz offensichtlich war Mama-Lou jenseits von Gut und Böse.
    »Woher kennst du Lilly denn?«, fragte sie sichtlich irritiert.
    »Sie ist … meine Freundin«, erklärte Tillmann zögernd. »Ich, ähm, bin mit ihr zusammen.«
    »Och.« Mama-Lou zwirbelte wieder an ihren Haarsträhnen herum. »Schade, mir würdest du auch gefallen …«
    »Aber Sie haben doch Fritz«, sagte Tillmann, um Geduld bemüht.
    »Was für einen Fritz?« Mama-Lou sah ihn verständnislos an.
    »Ihren Mann,

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