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Der Verlobte

Der Verlobte

Titel: Der Verlobte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Sylvester
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durch die Dämmerung, kurz darauf folgte der Donner. Er musste sich unbedingt um Lilly kümmern!
    Entschlossen marschierte Tillmann zurück zum Haus. Drinnen schälte er sich aus dem Cape und betrachtete sein sehr fragwürdiges Äußeres im großen Wandspiegel der Halle. Dann warf er einen kurzen Blick auf Elisabeth, die noch immer schlafend im Sessel lag, und ging zunächst aufs Zimmer, um nach Lilly zu schauen und sich ein frisches Hemd anzuziehen.
    Lilly war nicht hier. Alles sah noch genauso aus, wie sie es am Morgen zurückgelassen hatten. Er beeilte sich, seine Haare durchzukämmen und sich ein Jackett überzuwerfen. Mist, sein Mobiltelefon lag immer noch im Auto! Er hatte es bei dem Hin und Her und den fehlenden Reifen völlig vergessen.
    Tillmann trat hinaus auf den Flur. Er würde sich später um das Handy kümmern. Hier hatte er im Moment sowieso keine Verwendung dafür. Jetzt musste er Lilly finden. Erneut grollte Donner über dem Haus.
    Dann hörte er Stimmengewirr. Es kam aus dem Salon der Großmutter. Als er näher trat, um zu lauschen, bemerkte er, dass die Tür nur angelehnt war. Erstaunt vernahm er Lillys Kichern. Er klopfte kurz und stieß die Tür auf.
    »Kommen Sie herein, mein lieber Tillmann!« Die Großmutter winkte ihn zu sich. Sie wurde von Hänsel und Gretel flankiert, die nur kurz die Köpfe hoben und sogleich wieder auf ihre Pfoten sinken ließen.
    »Tillmann heißen Sie also.« Das war Clara, die neben Lilly auf dem kleinen Sofa saß. »Und Sie sind der neue Freund meines Sohnes?«
    Tillmann blickte schweigend auf Lilly, doch sie sagte nichts, sondern kicherte nur albern vor sich hin.
    »Clara, du scheinst da etwas zu verwechseln«, erklärte die Großmutter. »Tillmann gehört zu Lilly.«
    »Ach je!« Clara riss die Augen weit auf. »Da habe ich ja alles durcheinandergebracht!« Sie lächelte versonnen. »Ich dachte nur, weil Bert doch …«
    »Bert ist nicht schwul«, sagte Lilly grinsend. »Ganz sicher nicht, Tante Clara!« Sie kicherte erneut.
    Tillmann beobachtete Lilly aufmerksam. Sie verhielt sich eigenartig.
    Die Großmutter hatte offenbar seine Blicke bemerkt. »Wundern Sie sich nicht, mein lieber Tillmann«, sagte sie im Tonfall einer Krankenschwester. »Leopold hat ihr etwas zur Stimmungsaufhellung gegeben. Sie stand ein wenig neben sich.«
    Erst jetzt bemerkte Tillmann, dass Onkel Leopold weiter hinten im Raum an einem der Fenster lehnte. Er starrte hinaus in die Dunkelheit. Tillmann widerstand nur mühsam der Versuchung, Lilly aus dem Raum zu zerren und lautstark zur Rede zu stellen.
    »Lilly! Clara! Ihr solltet euch für das Abendessen frisch machen«, sagte die Großmutter. »Und Sie, Tillmann, setzen sich mal zu mir, ja?«
    Er nickte grimmig und sah den beiden Frauen nach, die kichernd den Salon verließen. »Danke, ich stehe lieber«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
    »Stimmt es, dass Sie zur Polizei fahren wollten?«, fragte die Großmutter. »Bert sagte etwas in der Art.«
    »Ja, das hatte ich vor«, erklärte Tillmann, »aber leider sind meinem Auto die Räder abhanden gekommen.«
    »Oh, das ist aber misslich.« Die Großmutter verzog das Gesicht, als habe sie in eine Zitrone gebissen. »Und das hier auf dem Anwesen!«
    Tillmann sah zu Onkel Leopold. Der stand noch immer starr am Fenster.
    »Das ist doch allerhand!«, empörte sich die Großmutter. »Erst diese Sache mit Veronika, dann wird Ihr Auto demoliert … Heute Nacht werde ich auf jeden Fall die Hunde wieder hinauslassen.« Sie tätschelte erst den einen und dann den anderen Hundekopf.
    Hänsel und Gretel sabberten.
    »Sicherer scheint es innerhalb des Hauses wohl auch nicht zu sein«, sagte Tillmann mit angestrengter Freundlichkeit.
    Die Großmutter sah zu Onkel Leopold hinüber. »Nun, das ist alles wirklich sehr bedauerlich. Aber«, fügte sie ganz ruhig hinzu, »wo man lebt, wird eben auch gestorben, nicht wahr?«
    Tillmann sog Luft ein. Die übertriebene Beherrschtheit dieser alten Dame ließ ihn zunehmend die Beherrschung verlieren. Die war ja kälter als die Schnauzen von Hänsel und Gretel.
    »Meinen Sie nicht, dass hier derzeit ein bisschen viel gestorben wird?«, fragte er gereizt.
    »Ich bitte Sie, mein Lieber«, sagte die Großmutter streng. »Fritz hatte einen Unfall!«
    »Er war schon immer ein verantwortungsloser Raser.« Der Großvater betrat mit brennender Zigarre in der Hand den Salon. »Elegant gekleidet, Geld wie Heu, aber kein bisschen Charakter«, fügte er bissig

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