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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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zu essen. Er zeigte Sinnglas das Bällchen aus Maismehl und Melasse, ehe er es sich in den Mund steckte. »Ich habe noch mehr davon, falls ein anderer etwas braucht«, sagte er kauend. »Wie war der Kampf?«
    Sinnglas zuckte gleichgültig mit den Schultern. »In wenigstens elf Hütten im Dorf werden die Frauen ihre Kleider zerreißen und schreien, wenn sie die Nachricht hören. Vielleicht noch mehr. Die meisten Männer werden Narben davontragen, als Beweis dafür, dass sie heute gekämpft haben. Die Eindringlinge haben mehr Männer verloren als wir. Aber sie haben auch viel mehr Männer.« Er verstummte und starrte in den Himmel. Als er wieder sprach, war seine Stimme ganz leise. »Glaube mir, nie hätte ich gedacht, dass sie in einer so großen Zahl kommen und so tapfer kämpfen.«
    Made schluckte und leckte seinen Finger ab. »Dieses Kämpfen darf nicht weitergehen, Bruder.«
    Pisqueto schaute von seiner Arbeit auf. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen und verdunstete dann wie ein Tropfen Wasser auf einem heißen Fels.
    »Heute hast du dich wahrhaftig als mein Bruder erwiesen«, sagte Sinnglas. »Aber deine Worte treffen hart wie ein Schwert.
    Wir können nicht weiterkämpfen. Selbst die alten Männer wissen das.«
    Made war erleichtert über dieses Eingeständnis. »Was werden wir tun?«
    »Squandral plädiert dafür, um Frieden zu bitten, so wie er und mein Vater es vor dreißig Jahren taten. Er sagt, wir hätten uns als Männer bewiesen, und die Eindringlinge würden uns den Respekt bezeugen, der tapferen Männern zusteht.«
    »Hm«, sagte Made. »Das wäre gut.«
    »Ich glaube nicht, dass der Fluss in diese Richtung fließen wird.« Sinnglas zeigte auf die Amulette um Mades Hals. »Ich frage dich ein letztes Mal: Willst du nicht die Zauberkraft der Eindringlinge gegen sie verwenden, um uns zu helfen?«
    Made legte die Hand über die vergessenen Zaubersteine. »Ich weiß nicht, wie.«
    Sinnglas klopfte mit den Knöcheln auf den Boden. »Dann müssen wir in ein sicheres Versteck fliehen. Die Männer, gegen die wir heute kämpften, ziehen wie ein Sturm über die Berge. Wir können ihn nicht aufhalten. Sobald wir den Bergrücken überquert haben, folgen wir dem Pfad nach Norden. Wir gehen über den Pass, marschieren in das nächste Tal und kehren nach Süden zu unseren Familien zurück. Es ist ein langer Weg, aber er ist sicherer, und mit etwas Glück und dem Segen der Geister kehren wir ins Dorf zurück, ehe das Heer des Löwen kommt. Wir werden unsere Sachen zusammenpacken und fortziehen. Vielleicht über die Berge zum Meer.«
    Seine Worte klangen nicht sehr hoffnungsvoll. Made überlegte einen Moment. »Ich möchte nicht in diese Richtung gehen.«
    »Ich hatte gehofft, du würdest mit uns kommen, mein Freund.«
    Pisqueto legte Pfeil und Federn aus der Hand. »Nein, Mahdeh hat Recht. Ich bleibe und kämpfe an Squandrals Seite.«
    »Bruder!« Sinnglas zog beunruhigt die Augenbrauen in die Höhe. »Denk an unsere Mutter - komm und flieh mit uns. Pflanze deinen Zorn wie einen Samen, dessen Früchte du in den nächsten Jahren ernten wirst.« Er drehte den Kopf zurück zu Made. »Dann wirst du bei Squandral bleiben? Hast du keine Mutter? Wird sie nicht weinen, wenn sie sieht, wie du dein Leben sinnlos wegwirfst?«
    »Meine Mutter… « Made verstummte.
    Sinnglas und Pisqueto musterten ihn aufmerksam.
    »Meine Mutter war für mich wie Regen, der Pflanzen wachsen lässt, oder Dunkelheit für die Wurzeln. Sie schickte mich hierher, damit ich mich Menschen anschließe, wie ich einer bin. Ich denke, sie würde… « Ihm fiel das Wort in Sinnglas’ Sprache nicht ein und auch keine Entsprechung, daher verwendete er das Trollwort: »… sich-wieder-und-wieder-im-Gestank-der-Trauer-wälzen, wenn sie sehen könnte, was ich heute sah. Wenn sie sehen könnte, was ich tat. Ich werde nie wieder Krieg führen.«
    »Ich werde bleiben und an Squandrals Seite kämpfen«, sagte Pisqueto. »Bis der letzte Eindringling getötet ist oder sie uns in Frieden leben lassen.«
    Sinnglas’ Lippen wurden schmal. »Nun gut. Jeder Mann muss dem Weg folgen, den er vor sich liegen sieht, egal, ob er ihn in den Krieg führt oder weit weg von der Hütte seiner Mutter.«
    Made beobachtete, wie sich das Heer in den Wäldern sammelte, und suchte unter den Gesichtern nach dem Oberhaupt. In der Luft lag der trockene, scharfe Geruch des Sommers, erfüllt vom Summen der Fliegen und dem Sirren der Stechmücken.
    »Ich werde einen Teil des Weges mit

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