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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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bringen, und rückten schließlich langsam hinter einer Wand aus Schilden vor. Ihre Bogenschützen ließen einen steten Hagel gut gezielter Pfeile auf die Bergkrieger niederprasseln. Die Aufmerksamkeit der Angreifer richtete sich nun immer mehr auf Squandrals Leute, die am Hauptweg eine Barrikade errichtet hatten. Made nahm seinen Bogen, der früher Keekyu gehört hatte; Keekyu hatte versucht, Made damit zu trainieren. Er hob den Kopf, schoss blindlings einige Pfeile und duckte sich dann rasch wieder. Die Eindringlinge rückten in so dichten Reihen vor, dass es unmöglich schien, sie zu verfehlen. Doch ob seine Pfeile tatsächlich getroffen hatten, konnte er nicht erkennen. Sein Magen war in Aufruhr wie eine Schwefelquelle. Er wollte unbedingt an Sinnglas’ Seite bleiben und ihm beistehen, gleichzeitig wünschte er, sie wären beide weit weg.
    Einer der Männer in ihrer Reihe stöhnte, als ein feindlicher Pfeil direkt durch den Blätterhaufen geflogen kam und in seinem Oberschenkel steckenblieb. Zu diesem Zeitpunkt war der Feind keine zweihundert Fuß mehr von ihnen entfernt.
    »Zurück zur nächsten Baumreihe«, sagte Sinnglas.
    Made stützte den Mann mit dem gebrochenen Schlüsselbein und zerrte ihn mit sich. Pisqueto blieb länger als alle anderen hinter der Stellung zurück und schoss einen gut gezielten Pfeil nach dem anderen ab. Als die feindlichen Bogenschützen auf ihn aufmerksam wurden, steckten fast ein halbes Dutzend Pfeile in dem Stamm, hinter dem er sich versteckte. Erst als der letzte Krieger hinter der nächsten Baumreihe verschwunden war, rannte er ebenfalls los und gesellte sich zu den anderen Männern.
    Am Waldrand machte der Feind halt und formierte sich neu. Die Soldaten waren sehr langsam und sehr bedacht in allem, was sie taten. Made spähte durch die grünen Baumwipfel zum Himmel. Ohne dass er es bemerkt hatte, war der Morgen bereits halb vergangen.
    Pisqueto kauerte neben Made. »Das ist nicht gut.«
    »Wie viele Pfeile hast du noch?«, fragte Made und spannte seinen Bogen.
    »Keinen«, sagte der Junge schlicht. Made teilte die restlichen Pfeile in seinem Köcher und gab ihm eine Handvoll.
    »Behalte sie lieber«, sagte Pisqueto. »Und pass auf meinen Bogen auf; ich geh mir ein paar Pfeile suchen. Nimm ihn mit, wenn wir fliehen müssen.«
    Made nickte.
    Pisqueto robbte dorthin zurück, wo er eben noch gekämpft hatte. In dem schwachen Licht, das durch die Baumwipfel drang, konnte Made die verschwommenen Gestalten der feindlichen Soldaten erkennen. Gefechtslärm drang von der rechten Flanke zu ihnen herüber, wo Squandral sich mit seinen Männern auf einen Bergkamm zurückgezogen hatte. Ganz in ihrer Nähe tönte ein lautes Brüllen durch den Wald - das zweite Mammut hatte Custalos Linien durchbrochen, streunte nun hinter ihnen umher und zerstörte die Brustwehre. Hinter Sinnglas’ Trupp, der sich linkerhand der Kampfzone verschanzt hatte, bewachten ein paar Südländer eine Schlucht.
    Pisqueto lag auf dem Bauch und wühlte im Laub, als sich ein Pfeil neben ihn in die Erde bohrte. »Pass auf!«, rief Made.
    Einige feindliche Bogenschützen hatten bereits hinter den Bäumen Stellung bezogen, die Sinnglas’ Männer eben erst verlassen hatten. Pisqueto zog den Pfeil aus dem Boden und rollte zur Seite, während Made und ein paar andere den Pfeilbeschuss unter lautem Geschrei erwiderten. Sinnglas jedoch beobachtete seinen Bruder nur, ohne die Waffe zu heben.
    »Wir haben noch einen langen Tag vor uns«, sagte er. »Bis er vorbei ist, werden wir Pfeile dringender benötigen als Männer, die die Bogensehnen spannen.«
    Made sah es genauso.
    Da flitzte Pisqueto hakenschlagend zu den Brustwehren zurück und sprang mit einem Satz über die Stämme. Er rannte zu Made und holte sich seinen Bogen wieder.
    »Wie viele?«, fragte Made.
    Pisqueto hielt die Pfeile mit den viereckigen Köpfen in die Höhe. »Fünf.«
    Im Gegenzug hatten sie wenigstens vier auf den Feind schießen müssen, aber Made hatte sich vorgenommen, auch die kleinen Erfolge zu zählen.
    Die beiden Seiten beschossen sich noch kurze Zeit. Sobald ein Feind seinen Kopf hinter den Stämmen hervorstreckte oder ins freie Gelände trat, schickten sie einen Pfeil los. Auf einmal tönte lautes Siegesgeschrei von der hinteren linken Flanke herüber. Die Südländer stürmten hinter Made durch den Wald und flüchteten zur Mitte der Gefechtslinie.
    Ohne zu wissen, was passiert war, rief Sinnglas die Männer aus seinem Dorf zu sich und zog sich mit

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