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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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dem Rückweg ziellos hin und her; immer wieder verließ er die Bergpfade und rastete unter umgestürzten Bäumen, wenn er müde war.
    Als die Sonne über den westlichen Horizont zog, schritt er entschlossener voran, bis er einen schwachen Rauchgeruch witterte und ihm zu einer kleineren Lichtung inmitten des Unterholzes folgte.
    Dort hatten sich etwa dreißig Krieger um ein kleines Feuer versammelt und reichten eine Pfeife im Kreis herum, deren Geruch die Abendluft beizte. Made suchte nach Pisqueto, aber die meisten der jüngeren Männer waren verschwunden. Vielleicht waren sie tot. Oder sie lockten die Eindringlinge in eine andere Richtung.
    »… wir müssen unsere Familien holen und über die Berge fliehen«, forderte Custalo gerade, laut genug, dass ihn alle hören konnten. »Es macht dem Wolf keine Schande, wenn er vor dem Löwen und seinen Dolchzähnen flieht.«
    Squandral nahm die Pfeife und paffte bedächtig, ehe er sprach. Der flackernde Feuerschein ließ seine Gesichtszüge noch schärfer hervortreten.
    Ein Gefühl der Enge ließ Mades Bauch verkrampfen. Er kroch dicht an den Kreis heran, kauerte sich hin und unterdrückte ein angestrengtes Grunzen.
    Nachdem er seinem Nebenmann die Pfeife gegeben hatte, sprach Squandral, die Worte mit energischen Gesten unterstreichend: »Sie haben uns erneut beleidigt. Diesmal müssen wir den Löwen jagen und ihn töten. Lasst uns auf der Stelle zurückgehen und die Eindringlinge noch während der Nacht angreifen!«
    Mades dampfende Kotkugel traf Squandral seitlich am Kopf und spritzte auch über Menato, den Trollvogel, der neben ihm saß. Die Männer sprangen auf, rannten durcheinander und griffen nach ihren Waffen.
    Diese dummen Menschen. Made trommelte einen höhnischen Trommelrhythmus auf seine Brust und jammerte spöttisch, ehe er sich duckte und rasch ein Versteck suchte. Die Männer standen wie erstarrt im honiggoldenen Schein des Feuers gefangen wie Fliegen im Bernstein.
    »Das ist einer der Riesen«, sagte Custalo. »Während der letzten vier oder fünf Jahre waren sie eine echte Plage für meine Leute. Immer wieder kamen sie nachts und stahlen Kleider und Waffen.«
    »Das klingt aber nicht nach den Riesen«, sagte Squandral. Oder wenigstens vermutete Made, dass er das sagte; seine näselnde Stimme war schwierig zu verstehen.
    »Wir fürchten euch nicht!«, rief Menato, der sich immer noch wutentbrannt das Gesicht schrubbte.
    Mit einem Wink bedeutete Squandral ihm zu schweigen. Der breitschultrige, alte Mann mit dem zerfurchten Gesicht schirmte die Augen ab, einen Pfeil zwischen den Fingern seiner Hand, und starrte in die Dunkelheit. Made, der mittlerweile unmittelbar hinter ihnen stand, trommelte sich erneut auf die Brust und beobachtete, wie sich die Männer blitzschnell umdrehten. Squandrals Pfeil flog zuerst, gefolgt von mehreren anderen, aber Made hatte sich bereits geduckt. Die Geschosse schwirrten durch das Unterholz oder segelten über seinen Kopf hinweg in die Nacht.
    Nach einer kurzen Stille fragte ein Mann: »Glaubt ihr, wir haben ihn getroffen?«
    »Vielleicht wollte er nur Schabernack mit uns treiben, und wir haben ihn verjagt«, meinte Custalo. »Das kommt manchmal vor.«
    Squandral befahl allen zu schweigen, dann winkte er Menato zu, worauf dieser das schwelende Feuer mit einem Fußtritt löschte. Funken stoben auf und wirbelten durch die Luft, während sie zu Asche verbrannten. Es wurde dunkel.
    Danach flüsterten sie nur noch ganz leise miteinander.
    Drei Männer schlichen aus dem Lager in Mades Richtung, doch er zog sich zurück und wich ihnen aus. Als sie das Lager ein gutes Stück hinter sich gelassen hatten, stahl er sich zwischen die beiden Gruppen, hob den Kopf und brach in kreischendes Gelächter aus. Als beide Seiten daraufhin einen Pfeilhagel aufeinander abfeuerten, huschte er rasch beiseite. Einer der Männer aus dem Lager wurde getroffen, woraufhin Squandral völlig entsetzt die anderen zurückrief.
    Made kauerte hinter einem Baum und verschluckte sein Lachen, bis seine Brust schmerzte.
    Eine Schar von etwa sechs oder sieben Männern stritt laut mit Custalo und zog davon. Kurz darauf rannte ein zweiter Trupp in die Dunkelheit davon, dann machten sich noch ein paar auf den Weg und noch ein paar, bis alle Männer in die Richtung verschwunden waren, die auch Sinnglas eingeschlagen hatte.
    Made saß im Dunkeln und kratzte sich. Er überleg te, ob er ihnen folgten sollte, aber sie interessierten ihn nicht mehr. Nachdem er seine Hand im Gras

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