Der verlorene Troll
ihnen hinter eine andere Stellung zurück. Überall herrschte Chaos. Einige Männer verschwanden. Der Mann, dessen Finger abgetrennt waren, war nicht mehr aufzufinden, ein anderer wurde ebenfalls vermisst. Sinnglas griff sich ein paar der Südländer, die an ihnen vorbeirannten, beschimpfte sie, weil sie flohen, und befahl ihnen zu bleiben. Einige liefen trotzdem weiter, doch ein paar blieben stehen. Eine Sechsergruppe, angeführt von einem Mann, den Sinnglas kannte, gesellte sich zu ihnen. Und auf einmal stand ihr Trupp, mittlerweile wieder auf fünfzehn angewachsen, an vorderster Front des Kampfes, wo dreimal so viele Feinde durch die Bäume auf sie eindrangen.
Der Pfeilbeschuss war kurz und heftig, als hätten beide Seiten es eilig, die Pfeile zu verbrauchen, um sich endlich dem Kampf Mann gegen Mann zu stellen.
Hinter einer Reihe Soldaten, die sich hinter ihren Schilden verschanzt hatten, näherte sich ein Dutzend Speerträger. Ihre Waffen waren lang genug, um die Barrikaden aus Stämmen und Gestrüpp zu durchstoßen, allerdings mussten sie sich bergauf vorkämpfen. Made kauerte sich nieder und schob die Arme unter einen Baumstamm. Im letzten Moment, als der Angriff bereits begonnen hatte, gab er einen ohrenbetäubenden Schrei von sich, schnellte in die Höhe und schleuderte ihnen den Baum entgegen. Der Stamm polterte den Hang hinunter und durchbrach die Reihe der Speerträger. Die Angreifer stoben auseinander. Ein Schildträger wurde unter dem Baumstamm eingeklemmt und von einem Südländer erstochen.
Hastig formierten sich die Eindringlinge zu einem neuen Angriff - Made schlug nach einem Speer, der durch die Zweige nach ihm stieß, aber da die Spitze aus Eisen war, glitt sein Messer einfach daran ab. Ein Angreifer sprang über die Barrikade, stürzte sich auf Pisqueto und ging kämpfend mit ihm zu Boden. Sinnglas’ Männer zerstreuten sich und zogen sich noch weiter zurück.
Gemeinsam mit Squandrals und Custalos Männern wurden sie zur Mitte der Gefechtslinie gedrängt, nur dass es längst keine Mitte mehr gab. Made und einige andere rannten in einer wilden Suche nach Deckung durch die zerstörten Reihen der Feinde und zerstreuten sich bergab in ein halbes Dutzend Richtungen.
Made musste über am Boden liegende Äste springen, Zweige peitschten seine Haut, während er durch das Unterholz stürmte. Die Amulette um seinen Hals hüpften wild. Auf der Lichtung, wo das gefallene Mammut lag, blieb er stolpernd stehen. Einer der Eindringlinge lag tot neben dem Tier auf dem Boden, in einem Kreis aus zertrampeltem Gras.
Ein paar Angreifer, vier Fußsoldaten ohne Rüstung, kamen von der anderen Seite auf die Lichtung gerannt. Made ging hinter dem mit Pfeilen gespickten Mammutkadaver in Deckung, dem einzigen Hindernis zwischen ihm und ihren Speeren. Sie schauten ihn nur an und stürmten einfach weiter.
Made steckte sein Messer in die Scheide. Er griff in das rote Fell und zog sich an der Flanke des toten Mammuts hinauf, um sich die Pfeile zu holen. Als er drei herausgezogen hatte, fiel ihm ein, dass er Bogen und Köcher längst verloren hatte. Vermutlich hatte er sie bei seiner Flucht weggeworfen; er wusste es nicht mehr.
Während er hoch oben auf dem Kadaver saß und über die Wälder schaute, meinte er, Sinnglas allein im Kampf gegen einige Eindringlinge zu sehen. Blitzschnell warf er die Pfeile weg, sprang zu Boden und rannte los, um ihm zu helfen.
Stattdessen stieß er jedoch auf einen einzelnen Krieger, einen Südländer, der von einem Ritter in Rüstung und zwei Speerkämpfern bedrängt wurde. Der Südländer wirbelte um die eigene Achse und schwang sein Kriegsbeil in weiten Bögen, um die Waffen abzuwehren, die immer wieder nach ihm stießen. Blut strömte aus mehreren Wunden an seinem Körper. Made senkte den Kopf und stürzte sich wie ein Bisonbulle auf den Speerträger, der den Mann von hinten attackierte. Der Soldat flog zu Boden. Made packte einen scharfkantigen Stein und zielte damit auf seinen Kopf, doch behende rollte sich der Mann zur Seite, der Schlag ging daneben.
Als Made die primitive Waffe aufhob und erneut zuschlagen wollte, stürzte sich der zweite Speerträger auf ihn. Made warf den Stein und traf seinen Gegner am Kinn, worauf dieser zu Boden ging. Sogleich packte Made den Speer, der dem Mann aus der Hand gefallen war, und zielte damit auf den Ritter, der mit seinem blutbefleckten Schwert vor ihn trat. Beide schrien aus vollem Hals.
Der Schrei in Mades Kehle erstarb plötzlich.
Der
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