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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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dunkle Gestalt auf dem steinigen Pfad. »Willst du es dir nicht noch einmal überlegen und mit uns kommen?«, fragte er.
    Mades Hand griff nach den Zauberanhängern an seiner Brust. Er wusste nicht, welchen Weg er nehmen sollte, um die Frau zu finden. Aber er wusste, dass er umkehren und es versuchen wollte.
    »Ich bin nicht so weit gekommen, um nun zurückzugehen«, erwiderte er mit einem halben Achselzucken, indem er die Schultern vorschob und dann vergaß, sie wieder sinken zu lassen.
    Sinnglas hob das Kinn. »Die Geister werden uns wieder zusammenfuhren. Du wirst in meinem Haus immer etwas zu essen finden.«
    »Und du in meinem Haus«, antwortete Made, wie er es bei anderen gehört hatte.
    Ein Grinsen erschien auf Sinnglas’ Gesicht. »Schick mir eine Nachricht, wenn du dieses Haus gefunden hast, Mahdeh. Mein Bruder.«
    Die beiden Männer gingen aufeinander zu und fassten sich an den Unterarmen. Dann drehte Sinnglas sich um und gesellte sich wieder zu den anderen. Sie rannten den Berghang hinunter, bis sie verschwanden wie Schatten, die ins tiefe Wasser gleiten.
    Made zitterte. Nun war er wieder allein. Er schüttelte sich, um die Kälte wie eine Staubschicht abzustreifen, machte kehrt und rannte vornüber gebeugt los.
    Schläfrige Nebelfetzen, noch zu müde, um sich mit der Sonne zu erheben, verdeckten unten zwischen den Bäumen den Berg. Made glitt wie ein Geist durch diese Welt, die keine Entfernungen zu kennen schien, unsicher, welchen Weg er die steilen Hänge hinab einschlagen sollte. Er marschierte einfach immer bergab und kletterte dort, wo er nicht weiterkam, fast senkrechte Pfade in die Tiefe. Wenn er gar keinen anderen Weg fand, hangelte er sich über die Bäume nach unten.
    Als der Nebel gegen Mittag verdampft war, kam eine große Müdigkeit über ihn. Er entdeckte eine kleine Grube am Hang, zwischen zwei Pfaden, wo vor langer Zeit ein Stück Erde weggeschwemmt worden war, wühlte sich in einen Haufen Blätter und Zweige und sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Dumpfe Stimmen weckten ihn. Immer noch von Trägheit erfüllt, rollte er sich herum. Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, und überlegte, ob er wohl nachsehen sollte.
    Wieder hörte er die Stimmen - sie sprachen Sinnglas’ Sprache. Er konnte das Wort Eindringlinge verstehen.
    Als er langsam den Kopf aus seinem Blätterbett steckte, stellte Made fest, dass die Laute von dem Pfad über ihm kamen. Kurz konnte er ein paar Köpfe zwischen den Bäumen erkennen. Die Männer gingen in Richtung des ehemaligen Kampfplatzes.
    Er schlüpfte aus seinem Versteck und kletterte den Hügel hinauf, um sich die Krieger genauer anzusehen. Lichtfetzen drangen durch die hauchzarte Luft zwischen den hohen Wipfeln. Nun entdeckte er, dass es keine Männer waren, sondern junge Burschen, in Pisquetos Alter oder sogar noch jünger. Unentschlossen standen sie auf dem Weg und stritten, ob sie weitergehen sollten. Zuerst hielt Made sie für eine Nachhut, Krieger, die von ihren Anführern getrennt worden waren. Aber als er den Hang entlangschlich, sah er, dass die meisten zwei Köcher umhängen hatten und keine Verbände trugen. Sie waren Nachzügler, vermutlich aus den Siedlungen südlich von Custalos Dörfern, Knaben, frisch eingetroffen, um sich dem Krieg anzuschließen.
    Dumme Burschen, die nicht wussten, dass die Kämpfe längst vorbei waren.
    Made schlich gebückt über den Pfad und kletterte die Böschung hoch. Dort querte er den Hang, bis er ein gutes Stück über ihnen einen morschen Stamm entdeckte. Nachdem er mit dem Fuß geprüft hatte, ob er lose lag, beförderte er ihn mit einem Fußtritt die Böschung hinunter und trommelte dazu die Todeswarnung der Trolle auf seine Brust.
    Unter ihm rannten die Burschen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Made schleuderte Steine hinter ihnen her und hielt nur ab und an inne, um sich erneut auf die Brust zu trommeln und zu schreien.
    Als sie außer Sichtweite waren, hockte er sich zu Boden und stützte sich auf die Hände. Der Krieg war vorbei.
    Er schnupperte, ob er irgendwo etwas zu essen witterte. Da fiel ihm wie im Traum der Beutel an seinem Gürtel ein. Er schaufelte die Überreste in seinen Mund und schlang sie in einem Bissen hinunter. Dann warf er den Beutel weg und machte sich auf die Suche nach Wasser.
    Sinnglas hatte die Entfernung vom Ort der Kämpfe bis zu dem Pass in den Bergen in einer einzigen Nacht zurückgelegt, denn er kannte den Weg und hatte ein Ziel. Made dagegen wanderte auf

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