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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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abgewischt hatte, tastete er nach den Glassteinen an sei nem Hals. Er hatte zwei. Er würde die Frau finden und ihr einen davon geben, als Zeichen seines Interesses.

    *

    Am Morgen geriet dieser Entschluss ein wenig in Vergessenheit. Stattdessen suchte Made verzweifelt nach etwas mehr Wasser als den Tau, den er von Steinen und Blättern leckte. Endlich entdeckte er in einem Graben, der voll modriger Äste und Borkenstücke war, eine Pfütze trüben Wassers. Die wenigen Schlucke, die er trank, schmeckten widerlich, aber als er die Zweige zerbrach, fand er Larven darin. Er kaute eine Mundvoll davon, als ihm auf einmal der Geruch von Rauch und verbranntem Fleisch in die Nase stieg. Er folgte dem Gestank und fand sich bald auf dem nun menschenleeren Schlachtfeld unter den hohen Pappeln wieder.
    Inmitten einer Lichtung schwelten die Überreste eines riesigen Feuers. Made näherte sich vorsichtig, entdeckte aber niemand, nur tote Kämpfer, Eindringlinge und auch Krieger der Wyndaner, die um das getötete Mammut herum aufgeschichtet und in Brand gesteckt worden waren. Jemand hatte den Boden um den Leichenberg vom Gestrüpp befreit und einen Graben darum gezogen, damit sich das Feuer nicht ausbreiten konnte.
    Das Fett des Mammuts blubberte im Innern des Kadavers und ließ eine rauchlose, blaue Flamme auflodern, um die herum die Luft zuckte und zitterte. Obwohl die Nacht fast vorüber war, kamen immer wieder Insekten angeflogen, um sich in das Feuer zu stürzen.
    Ihr Anblick erinnerte Made daran, wie sich sein Freund Sinnglas und die anderen Krieger in den Kampf geworfen hatten.
    Winzige Fledermäuse schossen hakenschlagend vom Himmel und jagten kreischend nach den Insekten. Made fiel sein eigener Hunger wieder ein und der köstliche Geschmack von frischem Fleisch, und er verließ den Haufen geschwärzter, schwelender Knochen.
    Auf einer Astgabel entdeckte er ein Eichhörnchennest, einen bienenkorbförmigen Haufen aus Blättern und Zweigen, und kletterte hinauf. Hastig steckte er die Hand hinein und tastete darin herum. Die Blätter schlugen wild um sich, dann bohrten sich spitze Zähne in seinen Daumen. Als er die Hand herauszog, hing ein zappelnder Ball aus rötlichgrauem Fell an seiner Faust.
    Der Ast bebte, als er versuchte, seine Beute zu packen. Doch das Eichhörnchen wand sich aus seinem Griff, kraxelte mithilfe seiner spitzen Krallen an seinem Arm empor, floh auf den Ast und dann auf einen anderen Baum und verschwand.
    Made ließ sich zu Boden fallen und saugte an seinem Daumen. Der Geschmack des Bluts lag scharf und bitter auf seiner Zunge. Er hatte großen Hunger.
    Irgendwo in der Nähe antwortete ein Knurren auf das Kreischen der Aasvögel. Er folgte dem Geräusch, wie seine Mutter es ihn gelehrt hatte. Trolle töteten einander nicht wegen Nahrung, aber vielleicht töteten sich die Menschen ja gegenseitig, um die wilden Tiere zu füttern.
    Im Unterholz lag tauglänzendes Metall, Waffen, verstreut wie die Früchte eines mörderischen Baumes. Made, der immer noch sein Messer um den Hals hängen hatte, ließ sie achtlos liegen.
    Er näherte sich dem Kreischen der Krähen und wäre fast über ein Rudel wilder Hunde gestolpert, das den kopflosen Leichnam eines Kriegers zerfetzte. Sie starrten ihn mit gelben Augen und vollen Bäuchen an, während er einen Bogen um sie schlug. Auf einer Astgabel thronte ein Geier mit rosafarbenem Kopf und faltigem Truthahnhals und hielt etwas in den Krallen. Über ihm schaukelten einige Krähen auf einem Ast. Als Made näherkam, flogen sie davon. Der Geier flatterte drohend mit den Flügeln und kreischte ihn erzürnt an, ehe er versuchte, mit seiner Trophäe zu fliehen und sie dabei fallenließ.
    Made rannte herbei und hob sie auf - es war ein abgehackter Kopf mit leeren Augenhöhlen, dem eine halb verspeiste Zunge aus dem Mund hing. Made dachte erst, es sei der Mann, der ihn einen Riesen genannt hatte, aber der Tod verwandelte die Gesichtszüge eines Menschen so sehr, dass er nicht mehr zu erkennen war.
    Da durchbrachen Stimmen die Stille. Die wilden Hunde hoben die Köpfe und schlichen davon.
    Made biss in eine Haarlocke des Toten, damit er den Schädel im Mund tragen konnte. Dann schlang er die Arme um einen Baumstamm, stemmte die Füße gegen die Rinde und kletterte hinauf. Menschen schauten nie zu den Baumwipfeln empor.
    Fünf, sechs Männer kamen aus dem Wald. Einer von ihnen hatte den Arm voller Waffen und klirrte beim Gehen. Sie sammelten alles auf, was nach den Kämpfen

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