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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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rann. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und schützend an den Körper gedrückt. Made beugte sich vor - die Füße des Mannes waren rot wie reife Kirschen und von Blasen bedeckt, die während ihres langen Marsches aufgeplatzt waren.
    Die Augen des Fremden öffneten sich. Er setzte sich auf und stieß dabei hart gegen die Wand.
    Made blieb ruhig sitzen, um dem Mann zu zeigen, dass keine Gefahr drohte.
    Als der Fremde das wahrnahm, holte er tief Luft und öffnete die verkrampften Hände. An seiner rechten Hand fehlten einige Finger. Er schaute auf die Skelette in der Ecke und warf Made einen fragenden Blick zu.
    Made zuckte mit den Schultern.
    Der Mann entspannte sich. Er hob die verbliebenen drei Finger seiner rechten Hand an seine Lippen und sagte etwas.
    Sein Name! Er versuchte, seinen Namen zu nennen. Das Wort bestand aus harten Lauten, die sich miteinander verwoben und schwierig nachzusprechen waren. Dennoch berührte Made ebenfalls sein Kinn, um sich ihm vorzustellen. »Made.«
    Der Mann runzelte die Stirn. Seine verletzte Hand zitterte, als er erneut an seinen Mund klopfte und seinen Namen mit Nachdruck wiederholte.
    Made versuchte, das Wort nachzusprechen, aber es war zu lang, um es in einem Bissen zu schlucken. Wieder legte er die Knöchel an sein Kinn, während er versuchte, das Wort zu wiederholen, und musste dabei an seinen Fehler denken, als er Sinnglas zum ersten Mal begegnet war. Er lächelte bei dem Gedanken - was für ein kurzes Wort für den Ort-wo-Essen-hineinschlüpft.
    »Mund«, sagte er.
    Der Mann berührte ein drittes Mal die Lippen und wiederholte das Wort langsam und laut, wie Windy, wenn sie zu einem tauben, alten Troll sprach.
    Wie ein Stern, der plötzlich am Himmel aufleuchtete, begriff Made: Ort-wo-Essen-hineinschlüpft - der Mann wollte Wasser und etwas zu essen. »Durstig?«, fragte er in Sinnglas’ Sprache, für den Fall, dass der andere sie verstand. Er schlug sich mit den Fingern gegen den Mund und forderte ihn auf, mitzukommen. »Durstig, da lang. Wasser ist am Fuß des Berges. Trinken gegen durstig am Fuß des Berges. Durstig, da lang.«
    Der Mann stemmte die Füße in den Boden und wollte sich an der Wand hochziehen, doch auf halbem Weg verzog er das Gesicht und gab auf. Made deutete auf das Loch und krabbelte darauf zu. Der Mann ließ sich auf Knie und Ellbogen sinken und zog sich hinter Made über den Boden. Draußen vermochte keiner von beiden zunächst, sich aufzurichten. Der Mann lag zusammengekrümmt da, den geschorenen Kopf im Dreck, und keuchte.
    Langsam drehte Made sich zur Seite, bis sein Gesicht sich gegen die Holzwand presste. Dort griff er nach den Balken und zog sich Hand um Hand nach oben. Dann streckte er Beine und Rücken, bis er das Gefühl hatte, wieder stehen zu können.
    Dem anderen Mann aufzuhelfen, dauerte um einiges länger. Auf Äste gestützt, torkelten sie schließlich den Hang hinab zur Quelle wie ein Paar dreibeiniger Reiher. An dem kleinen Teich ließen sie sich ins weiche Gras fallen und löschten ihren Durst. Made, der die Sitte des Badens von Sinnglas gelernt hatte, schrubbte sein Gesicht und seine Glieder. Währenddessen reinigte und untersuchte der andere Mann seine Wunden, die Stirn in tiefer Konzentration gerunzelt, den Kiefermuskel angespannt. Lange Zeit weichte er Hände und Füße im eiskalten Wasser ein und redete dabei mit Made. Dieser lauschte und grunzte hin und wieder ermutigend, während er versuchte, den Klang der Sprache in sich aufzunehmen. Die Trollsprache polterte und krachte, während die Sprache von Sinnglas’ Volk zischend dahinströmte wie ein Fluss über Steine. Die Worte des Fremden waren dagegen alle sehr kurz. Sie klangen durchdringend, bellend und klirrend, wie Kinnicuts Eisenhammer, der gegen Stein schlug.
    Der Himmel über ihnen wurde dunkel. Die Wolken am westlichen Himmel spiegelten den Sonnenuntergang in rosafarbenen und roten Schattierungen wider, von gelben Streifen durchzogen.
    Schließlich schaute der Mann auf, starrte Made in die Augen und legte die verletzte Hand auf sein Herz. Aus den Wunden strömte frisches Blut. »Bran«, sagte er. Zur Betonung klopfte er auf sein Herz. »Bran.«
    Dann zeigte er mit den Knöcheln auf Mades Brust.
    Made wiederholte die Geste. »Made.«
    »Mhadha?« Bran beugte sich vor.
    »Made«, wiederholte er langsam.
    »Mhaaa-dhaaa… «
    Da fiel ihm ein, was Banya ihm gesagt hatte, und weil er zu müde war, sich an so etwas Schwierigem aufzuhalten, legte Made ebenfalls die Hand

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