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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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kleinen Schritt vor und blieb dann stehen.
    Zwei Männer waren an zwei kurze Pfosten gebunden, Feuerholz türmte sich zu ihren Füßen auf, und kleine Flammen knisterten inmitten der Zweige und Äste. Einer der beiden war bereits tot. Man hatte ihm das Haar vom Kopf gezogen und heiße Kohlen auf den bloßen Knochen seines Schädels gehäuft. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. Diesen Körper umgab kein Strahlen, kein Leuchten mehr. Der andere Mann jedoch lebte. Ihm waren Hautstreifen aus Brust und Armen geschnitten worden, aber er atmete noch. Durchsichtige, grüne Flammen und ein gelbes Leuchten kränzten sein Haupt.
    »Du wirst damit aufhören«, sagte Made schlicht.
    Mit einem verwunderten Stirnrunzeln ließ Sinnglas die Arme sinken. Das Feuer spiegelte sich in seiner blutigen Klinge.
    Made zeigte mit gespitzten Lippen auf den lebenden Gefangenen. »Du wirst ihn abschneiden, damit ich ihn von hier wegbringen kann.«
    Sinnglas lachte. »Du warst doch dabei, als Keekyu starb!«
    »Nichts von dem, was du hier tust, wird seine Knochen wieder zusammenfügen können.«
    »Weißt du, was sie Damaqua angetan haben?«
    »Ich habe Damaqua gesehen… «
    »Er ging zu den Eindringlingen, weil er um Frieden bitten wollte, um herauszufinden, was er tun muss, um die Frauen und Kinder des Dorfes zu schützen.«
    »… und ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass sein Leiden vorbei ist.«
    Sinnglas verzog das Gesicht. »Aber unser Leiden geht weiter. Unsere Felder wurden zerstört, die Stimmen der Uralten gestohlen. Unsere Frauen haben kein Dach mehr über ihren Köpfen, keinen Schutz für ihre Kinder - sie verstecken sich in den Bergen wie wilde Tiere und erwarten von uns, dass wir ihnen Frieden und Sicherheit und den Geistern der Toten Trost bringen.« Er stach mit dem Messer nach dem Gefangenen. »Und so gelingt uns das.«
    Als Made einen Schritt vortrat, kamen zwei Männer herbei und versperrten ihm den Weg. Der finster blickende Kinnicut schwang seinen langstieligen Kriegshammer. Neben ihm stand Pisqueto, wie Made nun sah, nachdem er ihn in der Hütte des Zauberers nicht erkannt hatte. Er war kein junger Mann mehr; die Wochen des Krieges hatten ihn um Jahre altern lassen.
    Alle anderen rotteten sich hinter Made zusammen.
    »Jenseits der Berge«, sagte Sinnglas, »dort, wo du herkommst, mögen sie andere Sitten haben, aber das hier ist unser Weg. Du warst mir ein Freund, Mahdeh. Ich möchte nicht dein Feind werden.«
    Einige der jüngeren Männer stießen ein lautes Trillern aus, schrille Schreie mit einem furchtsameren Unterton als vor dem Krieg.
    Das Feuer prasselte. Der Gefangene stieß einen Seufzer aus.
    »Der Krieg ist vorbei«, sagte Made schließlich. Das Gewicht der Zauberanhänger zog schwer an seinem Hals, und ihm fiel wieder ein, was der Zauberer ihm von ihrer Macht erzählt hatte. »Schneidet ihn ab.«
    Sinnglas schüttelte ablehnend den Kopf. Kinnicut schrie auf und wollte sein Kriegsbeil erheben, aber Pisqueto hielt seinen Arm fest. »Hör auf.«
    Kinnicut entriss ihm seine Hand und trat zurück.
    Sinnglas zog ein langes Gesicht. »Du auch, Pisqueto? Werde ich keinen Bruder mehr an meiner Seite haben?«
    Pisqueto deutete mit einer schroffen Kopfbewegung auf Made. »Er kämpfte neben uns beim Angriff auf die Siedlung, streckte den Mann vor der Palisade nieder und kletterte als Erster über den Zaun. Er hat mit uns zusammen das Mammut angegriffen… «
    »Ich habe es zu Fall gebracht!«, warf Kinnicut ein.
    »Aber Mahdeh hat mit uns die Gefahr geteilt.« Pisqueto schaute Sinnglas an. »Er rettete dein Leben aus der Flut und gab dich uns zurück.« Er schaute die anderen Männer an, ein Gleichgestellter unter ihnen und wie ein Anführer sprechend. »Liebe Freunde und Verwandte, dafür schulden wir ihm ein Leben.«
    Sinnglas drehte Made und Pisqueto den Rücken zu und starrte mit gesenktem Kopf in die Dunkelheit. »Dann nimm ihn mit.«
    Made achtete nicht auf das aufgebrachte Murren der Menge und schob hastig mit den Füßen die Kohlen und das Feuerholz von den Beinen des Mannes weg. Dann zog er sein Messer und durchtrennte die Seile, mit denen Arme und Beine des Mannes gefesselt waren. Die geballten Fäuste des Fremden waren blutverkrustet - Made konnte nicht erkennen, ob man ihm die Finger abgeschnitten oder die Fingernägel ausgerissen hatte. Als das letzte Seil von ihm abfiel, stöhnte der Mann und sank vornüber zu Boden. Sogleich versuchte er, sich mit den Händen wieder aufzustemmen, und sackte

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