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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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mit einem schmerzerfüllten Stöhnen wieder zusammen.
    Made steckte sein Messer ein. Er zog den Mann am Ellbogen hoch und stützte ihn. Der Mann sagte ein paar Worte, die Made nicht verstand.
    Unterdessen zankten die Krieger wie Trolle vor einer Abstimmung.
    Sinnglas stand mit verschränkten Armen da und weigerte sich, das Ganze anzuschauen. »Lass ihn hier, Mahdeh, und du wirst immer noch mein Bruder sein. Wenn du nun gehst, zeige nie wieder deinen Zopf vor meinen Augen, sonst schneide ich ihn dir ab.«
    »Tut mir leid, Sinnglas, mein Bruder. Es war gut, einen Bruder zu haben, und du wirst mir immer ein Bruder bleiben. Aber der Krieg ist vorbei.« Made half dem Mann, zum Tor zu humpeln.
    Plötzlich versperrten ihm die Krieger den Weg, Kinnicut an der Spitze. »Geier«, schnaubte er, »lass uns diesen Kadaver oder wir werden deinen Körper gemeinsam mit seinem den wilden Hunden zum Fraß vorwerfen.«
    Um erneut zu vermitteln, trat Pisqueto vor, doch Made zog den Hammerzauber hervor und zerriss den Silberfaden. »Tretet zurück oder ich werde den Zauberstein zerbrechen.«
    Pisquetos Gesicht wurde bleich, und er blieb stehen.
    Sinnglas wirbelte herum. »Du hast ihn nicht benutzt, um mir zu helfen, und willst ihn nun gegen mich verwenden?«
    Kinnicut knurrte und hob den Hammer.
    Das Glas zersprang zwischen Mades Daumen und Zeigefinger, Blut strömte und ein Lichtblitz leuchtete auf, rostfarben, dunkelrot. Als auf einmal Feuer aufloderte, blieben die Männer wie gebannt stehen.
    Ein Donnern rumpelte unter ihren Füßen. Es wurde schwächer und erstarkte wieder. Der Boden begann zu wackeln. Der Gefangene taumelte auf unsicheren Füßen, und Made musste ihn mit beiden Händen festhalten.
    Aus dem Donnern wurde ein ohrenbetäubendes Tosen, und der Boden schwankte. Die beschädigten Hütten beugten sich wie Bäume in einem heftigen Wind, Bretter fielen herab, die letzten Pfosten stürzten um. Kinnicut ließ sein Kriegsbeil fallen und schlang die Arme schützend um den Kopf, andere warfen sich in den Schmutz.
    Stille…
    … dann ein plötzliches Aufbäumen, wie ein Bulle mit einer Wildkatze auf dem Rücken. Die Männer flogen durch die Luft wie die Samen eines Baumes im Wind. Made fiel zu Boden, der Gefangene auch. Plötzlich war die Erde wieder ruhig.
    Made rappelte sich auf und zog den verwundeten Mann mit sich hoch. Sinnglas starrte ihn zutiefst empört an, die Hände leer, und sagte eher verletzt als wütend: »Du hattest diese Macht und hast sie nicht gebraucht, um mir zu helfen?«
    »Damals wusste ich noch nicht, wie man sie gebrauchen muss.« Made schlang den Arm um die Taille des Fremden. »Aber ich werde sie jetzt verwenden, um dir zu helfen. Ich werde Frieden für dich erkämpfen, wenn ich kann.«
    Flammen knisterten. Krachend stürzte eine weitere Hütte ein. Verglichen mit dem ohrenbetäubenden Brüllen von Sinnglas’ Schweigen klangen diese Geräusche leise und fern. Schließlich sagte er: »Dann geh.«
    Der andere Mann klammerte sich mit seiner verletzten Hand an Mades Schulter und schleppte sich vorwärts. Made führte ihn dorthin, wo einst das Tor stand, und dann auf den Pfad, der von dem zerstörten Dorf in die Berge führte. Sein Körper sehnte sich nach einer Rast, aber er flüchtete, dass Kinnicut und einige andere ihnen vielleicht auf einem anderen Weg nachjagen könnten, auch wenn Sinnglas sie beide ziehen ließ.
    Der Gefangene schien das Gleiche zu denken. Er marschierte mit grimmiger Entschlossenheit weiter, schlurfend, aber aufrecht, die rechte Hand schützend an den Körper gedrückt. Sie passierten die verwüsteten Felder und erreichten das Weideland.
    Sie mussten das Dorf möglichst weit hinter sich lassen und ein sicheres Versteck suchen.
    »Weiter unten gibt es eine Höhle«, sagte Made in Sinnglas’ Sprache, für den Fall, dass der andere ihn verstand. »Ein Troll und ein paar Menschen wohnten einst dort zusammen.«
    Sie ließen die dicht bewaldeten Berghänge hinter sich zurück und überquerten saftig grüne Wiesen. Eine Eule flog dicht über ihnen hinweg, ohne ihren Ruf erklingen zu lassen. Der Mann murmelte leise vor sich hin; zwischendurch schwieg er immer wieder.
    Mit der Zeit hielt das Schweigen länger an, bis er schließlich ganz verstummte und nur noch sein regelmäßiger Atem und gelegentliche wirre Ausrufe zu hören waren. Er stolperte mehrmals und musste von Made aufgefangen werden, marschierte aber jedes Mal weiter.
    An einer niedrigen Uferböschung bückten sie sich und

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