Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
Vom Netzwerk:
auf sein Herz und sagte: »Claye.«
    Bran lächelte und nickte. »Claye.«
    Brans Füße entzündeten sich, schwollen an und sonderten stinkenden Eiter ab. Rote Streifen schnellten an seinen Beinen empor, und ein Fieber schüttelte seinen Körper und wütete tagelang mal stärker, mal schwächer in ihm.
    Made brachte ihm Wasser, nicht in einem Schädel, wie er ursprünglich vorgehabt hatte, sondern in einem ausgehöhlten Stück Holz, das er in ihrer Behausung fand. Wilde Bohnen und Kürbisse wuchsen in der Nähe ihres Unterschlupfs, Beerenbüsche wucherten an den Berghängen, und an den Bäumen hingen Nüsse, die noch nicht reif waren. Er suchte Eier und fing eine Schlange. So hatten sie genug zu essen.
    Solange Brans Geist klar war, unterhielten sie sich, und Made erfuhr von ihm die Bezeichnungen für die verschiedenen Früchte, für Körperteile und für die Dinge um sie herum. Durch das Nachahmen bestimmter Bewegungen lernte Made auch die Worte für essen, trinken und gehen. Zwischendurch jedoch phantasierte Bran immer wieder und schwang zornig seinen Stock. Dann verließ Made ihr Versteck und wartete draußen, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    »Ich muss aus dieser Gruft raus«, sagte Bran, als das Fieber endlich sank. Er war so ausgelaugt, schwach und erschöpft, dass Made ihm helfen musste, aus dem Loch zu kriechen und zur Quelle zu humpeln.
    Ein fast voller Mond füllte die Lichtung mit seinem bleichen Schein. Sie saßen am Wasser und beobachteten den Himmel. Made hatte Hunger auf Fleisch, selbst Aas, solange es frisch genug war. »Bran«, fragte er, »Was ist… ?« Er stieß ein hustendes Bellen aus.
    Bran lächelte. »Das war sehr gut. Ein Reh, nicht wahr?«
    »Reh? Ja, Reh. Ich bin Hunger für… «
    »Hungrig. Hungrig auf.«
    »Ich bin hungrig auf Reh. Oder, was ist… « Und er muhte.
    »Bison. Das wäre auch ein gutes Essen. Hör zu.« Bran legte den Kopf in den Nacken, das Gesicht zum Mond gewandt, wölbte die schorfigen Hände über dem Mund und heulte.
    Made grinste und heulte zurück, und bald heulten sie zusammen den Mond an. Weit weg, jenseits eines fernen Bergkamms, hörten sie einen missmutigen Wolf antworten.
    »Ha«, sagte Made. Er legte seine offenen Hände an seinen Kopf und benutzte das Trollwort. »Flachhorn-Elch. Nun du sprechen Flachhorn-Elch.«
    »Nein«, antwortete Bran. Sein Lächeln war traurig. »Ich kann nur Wölfe nachahmen. Ich hörte zu viele von ihnen, als ich noch ein junger Schäfer auf dem Hof meiner Mutter war. Sie schlichen sich an die Herde heran, um Schafe zu reißen. Ich saß da und wachte und fürchtete ihr Schweigen mehr als ihr Geheul.«
    »Ist… «, Made legte die gewölbten Hände an seine Brust wie Brüste und borgte ein weiteres Trollwort, »… Weibchen da, wo du kommst her?«
    »Frauen?« Bran lächelte und drehte den Kopf. »Es gibt Frauen.«
    »Frauen, gut«, sagte Made ernst. »Du mich bringen. Du mich sprechen Frauen.« In seinem Kopf meinte das Wort nur eine einzige von ihnen.
    Vielleicht spürte Bran den Ernst in seiner Stimme. »Wenn du willst. Ich werde dich mitnehmen und dir einige Frauen vorstellen.«
    Er schaute auf den Teich hinaus. Er kannte vor allem eine Frau, die diesen seltsamen Mann gerne kennenlernen würde.
    Portia, Lady Eleuate, hatte das Fell des Dolchzahnlöwen in ihrem Lager am Fluss herumgetragen und auf die Stiche darin gezeigt. »Das war ein Mann, ganz allein, mit einem Messer.«
    »Es könnte auch ein Speer gewesen sein«, hatte Bran eingewandt.
    Portia war eigentlich nicht auf eine Weise schön, wie die meisten Männer es begehrten. Ihre Gesichtszüge waren zu markant und nicht sehr weiblich. Aber wenn ihre Augen blitzten, so wie bei dieser Bemerkung, fielen einige der Männer ihr anheim und verliebten sich unsterblich in sie. Bran hatte das selbst erlebt, viel unmittelbarer, als ihm lieb war.
    Sie steckte ihren Finger durch die Löcher. »Vier Stiche, nah beieinander, mitten ins Herz. Könntet Ihr das mit einem Speer?«
    Er schwieg, weil er es natürlich nicht konnte.
    »Vielleicht war der Löwe krank«, wandte Sebius, der Eunuch, ein. »Oder verletzt.«
    Portia schleuderte das Fell zu Boden und schnaubte. »Wir führen ein Kriegsmammut, ein halbes Dutzend Ritter, Soldaten und zwei Dutzend Treiber mit uns und können den Löwen noch nicht einmal finden. Dieser Mann spürt ihn auf, tötet ihn mit einem Messer und bringt das Fell zu mir.« Bei diesen Worten lachte sie. »Zu mir.«
    Ihr Vater kniete sich neben das Fell und

Weitere Kostenlose Bücher