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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Atem über sein Gesicht wogte. Er hob den Holzstummel und griff an.
    Der Löwe drehte sich um, packte die Ziege mit seinen starken Kiefern und schüttelte sie. Das Seil, mit dem sie am Baum festgebunden war, riss, und er sprang in die Dunkelheit davon.
    Einige Sekunden lang tropfte Regen wie zögerliche Tränen vom Himmel, dann prasselte er heftig auf sie herab.
    Yvons Knie gaben nach, und er sackte zu Boden. Blut strömte aus den Wunden in seinem Arm und Rumpf. Der Schmerz zuckte in der Ferne wie der Blitz eines Gewitters und traf ihn kurz darauf wie ein Donnergrollen, das seinen ganzen Körper beben ließ.
    Er stöhnte und stemmte sich stolpernd auf.
    Xaragitte lag flach auf dem Bauch, die Arme über den Kopf gestreckt, schluchzend und stöhnend. Ihr Kleid hing in Fetzen an ihrem Rücken, der weiße Stoff in Streifen gerissen und mit Blut und Haut zu einer einzigen roten Masse vermischt.
    »Wartet«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da. Wartet!«
    Ihr Körper zog sich bei jedem keuchenden Schluchzen krampfartig zusammen, ihre Beine zuckten. Es war schlimm.
    Rasend schnell untersuchte er sich. Tiefe Kratzer zogen sich über seinen Brustkorb. Solange nichts gebrochen war, hatte er Glück habt. Eine klaffende Wunde an seinem Arm hatte den großen Muskel verletzt, doch zum Glück war es nicht sein Schwertarm, und das Blut strömte gleichmäßig und nicht in kleinen, pulsierenden Fontänen.
    Er rannte ins Haus. Claye heulte, unglücklich, verlassen und verängstigt. Yvon beachtete ihn nicht und suchte sein Messer. Er schnitt einen Ärmel seiner Kutte ab und band ihn sich so fest wie möglich um den Arm, um die Blutung zu stoppen. Claye krabbelte zu ihm und klammerte sich an sein Bein. Yvon stieß ihn weg und griff nach der Decke.
    Er rannte hinaus und kniete sich in den strömenden Regen neben Xaragitte. »Ich müsste Eure Wunden nähen«, flüsterte er. »Aber ich habe keine Nadel und keinen Faden.«
    »Ich habe Durst«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    Er wölbte die Hände und versuchte, etwas Regen aufzufangen, aber das Wasser sickerte ihm durch die Finger, ehe er ihr zu trinken geben konnte. Der Boden unter ihr hatte sich bereits in Matsch verwandelt. »Ich muss Euch ins Haus bringen«, sagte er und drückte die Decke gegen ihren Rücken, um den Blutstrom zu stillen.
    Clayes Weinen wurde noch höher und schriller und drang gellend durch den Regen.
    »Ich muss Claye beruhigen«, sagte sie, so leise, dass die Worte kaum zu hören waren. »Hört Ihr ihn nicht weinen?«
    »Nur ruhig, ruhig«, sagte er, seine ganze Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. »Ich werde Euch helfen.«
    Er hob sie sanft auf und stützte sie, als ihre Knie wieder nachgaben. So humpelten sie Seite an Seite ins Haus, während ihre Füße immer wieder im Schlamm rutschten.
    Einen Augenblick lang ließ der Regen nach, und ein merkwürdiges Donnern dröhnte vom Hang zu ihnen herüber. Eine menschenartige Gestalt stand dort, die Silhouette zwischen den Bäumen vor dem blauschwarzen Himmel kaum sichtbar. Yvons Füße hielten inne, fast hätte er Xaragitte fallen lassen.
    Sie sackte in seinen Armen zusammen und stöhnte, als er sie auffing. »Was?« Ihre Stimme klang schrill, von Panik erfüllt. »Was ist?«
    Die Silhouette richtete sich auf, streckte ihre langen Arme aus wie die groteske Parodie eines Menschen, und ließ sie auf den Boden donnern. Dann stand sie still, als würde sie lauschen, ehe sie sich umdrehte und im Wald jenseits des Berggipfels verschwand.
    »Nichts, es ist nichts. Keine Angst«, sagte Yvon und half ihr in die Hütte.
    Nun wusste er, woher der seltsame Geruch stammte. Das Wesen, das er soeben gesehen hatte, war ein Troll, und vermutlich benutzte es diese Hütte gelegentlich als Unterschlupf. Auch Trolle zählten zu den drei Dingen, die Yvon fürchtete und hasste, und lieber wäre er einem Mammut oder einem Dämon begegnet.
    Xaragitte schluchzte außer sich, als sie durch die Tür stolperten. Claye lag am Boden, sein Körper gekrümmt und steif, die Augen fest zusammengekniffen. Er schrie wie am Spieß.
    Yvon hielt Xaragitte zurück, als sie zu dem Kind stürzen wollte. Schmerz stach wie ein Messer durch seinen Arm und seine Rippen. »Ihr dürft ihn nicht hochnehmen.«
    »Lasst mich… «, keuchte sie, »einfach bei ihm sitzen.«
    Yvon ließ sie langsam an der Wand zu Boden gleiten und kniete sich neben sie, um ihren Oberkörper aufzurichten. Sic murmelte beruhigende Worte, während Claye sich auf den Bauch rollte und sofort

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