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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Zelt der Frau, das Dritte vom Ende des Bogens aus gesehen, genau wie er gezählt hatte. Er rannte hinüber, zog die Tuchbahn vor dem Eingang beiseite und schlüpfte hinein.
    Ein Feuer brannte in einer polierten Schüssel und tauchte das Zeltinnere in einen taghellen Schein. Made blinzelte.
    Die Frau saß auf einem seltsamen Gestell neben dem Feuer. Sie wollte aufspringen, hielt aber inne, als auch Made wie angewurzelt stehenblieb.
    Mit offenem Mund glotzte er sie an. Ihr Haar war auf einmal sehr lang, länger noch als Mades. Die andere, ältere Frau hielt den Haarschopf umfasst und wollte mit einer Art Messer darüber fahren, war aber mitten in der Bewegung erstarrt. Vielleicht schnitt sie es gerade…
    »Du st-stinkst«, stotterte Made hastig, wie es sich unter Trollen gehörte, ehe er den Mut verlor. »Du st-stinkst ganz wunderbar.«
    Der Mund der älteren Frau öffnete und schloss sich wie ein Fisch, der an die Wasseroberfläche kam, um zu fressen.
    Aus Angst, sie könnte schreien, streckte Made rasch die Zunge raus und schüttelte entschieden den Kopf, eine Geste, mit der die Trolle ein »Nein« anzeigten.
    Die Frau streckte zögernd die Hand nach ihrer Gefährtin aus. Ohne den Blick vom Fell des Großzahns abzuwenden, sprach sie ein paar Worte, die Made nicht verstand.
    Aber was gab es da noch zu verstehen? Mit den scharf geschnittenen Gesichtszügen und der breiten, flachen Nase war sie noch schöner, als Made es sich erträumt hatte. Sie hatte blaue Augen, in der gleichen Farbe wie der Edelstein, der an einer goldenen Ranke um ihren Hals hing. Ihr gelbes Gewand klaffte oben am Hals auseinander, und aus den seitlichen Schlitzen ragten ihre Beine hervor. Sie roch nach Lavendel und Flieder.
    Er strich über das Fell und bot es ihr an.
    Sie hob die Augenbrauen und sagte wieder ein paar Worte.
    »Es ist für d-dich«, sagte er und hielt es ihr auffordernd entgegen, damit sie es nahm.
    Sie schaute zu der älteren Frau auf, zuckte mit den Schultern und zeigte auf eine Stelle zu ihren Füßen.
    Ja! Er sank auf die Knie und breitete den Pelz auf dem Boden aus, den Kopf des Raubtiers zu ihr gerichtet, die Klauen gut sichtbar zur Schau gestellt. Mit rasendem Herzschlag richtete er sich wieder auf.
    Sie bückte sich, betrachtete das Fell, und sagte erneut etwas.
    Made nahm dies als verheißungsvolles Zeichen ihres Interesses, und um seine Absichten deutlich zu machen, trat er dicht vor sie hin, spreizte die Beine und wedelte ihr mit seinem schmerzhaft geschwollenen Geschlecht vor dem Gesicht herum.
    Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück, ehe sie unvermittelt aufsprang und ihm einen harten Tritt gegen den Unterleib versetzte.
    Er fiel wie ein Baum in einem Sturm und stürzte so hart in den Staub, dass es ihm den Atem verschlug. Er japste, bekam aber keine Luft.
    Sie griff nach einem langen Messer und richtete es auf ihn, während sie ihn mit dem Zeh anstupste, so wie er es bei dem toten Großzahn gemacht hatte. Als er sich nicht regte, tat sie einen Schritt zur Seite und untersuchte das Fell. Sie wendete die Klauen hin und her und musterte die Zähne. Dabei redete sie die ganze Zeit auf ihn ein.
    Wieder konnte er die Worte nicht verstehen, aber ihr Tonfall klang eindeutig mahnend. Mühsam stemmte er sich auf Knie und Ellbogen und rang nach Luft. Er schaute sie an und versuchte zu verstehen, was er falsch gemacht hatte.
    Draußen vor dem Zelt ertönte ein Ruf. Die Frau richtete sich auf und drehte sich hastig um. Als sie sich bewegte, konnte Made durch eine Öffnung unter ihrem Kleid ihr Geschlecht sehen. Obwohl es unter einem Büschel lockiger Haare verborgen war, sah er deutlich, dass es weder geschwollen noch rot war. Also war sie doch nicht an ihm interessiert. Sie schaute zu ihm herab, folgte seinem Blick und zog das Kleid eng um ihren Körper, während sie einen Schritt zurückwich. Von draußen drang ein zweiter Ruf herein, hektischer als der erste. Die ältere Frau rannte zum Zelteingang und schrie eine Antwort.
    Bestimmt hatten sie den Körper des Mannes entdeckt, den er getötet hatte. Doch für ihn gab es nun sowieso keinen Grund mehr zu bleiben. Er stemmte sich auf, stolperte an der älteren Frau vorbei nach draußen, und blieb kurz stehen, um sich zu orientieren.
    Hinter ihm flog die Zeltbahn auf. Die Frau stand im Eingang und streckte die Hand nach ihm aus, während sie erneut etwas sagte, das er nicht verstand. Ihr langes Messer zeigte zu Boden. Vielleicht fragte sie, ob er das Fell des Großzahns zurück

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