Der verlorene Troll
einen Teil des Tieres zu zeigen. Das Fell vielleicht, da die Menschen Felle so gerne verwendeten.
Beim Betrachten des Kadavers fiel ihm ein, dass er die Klauen behalten wollte, damit er zeigen konnte, wie tapfer er war. Und die Zähne.
Made kniete nieder und nahm die Vorderpfote in die Hand - sie besaß immer noch ein tödliches Gewicht. Mit dem Messer durchtrennte er die Fußgelenke so, dass die großen Pranken am Pelz hängen blieben. Dann schlitzte er Bauch und Beine auf, hackte und zerrte, bis er schließlich das Fell in einem Stück vom Kadaver abziehen konnte, zusammen mit dem Kopf, den er ebenfalls vom Körper getrennt hatte. Während er arbeitete, aß er die Leber und dünne Streifen des Fleischs. Sie waren zäh und hatten einen strengen Geschmack, füllten jedoch seinen leeren Magen.
Als er schließlich aufschaute, kreisten Geier am bleichen Himmel der Morgendämmerung; sollten sie sich ruhig den Rest holen.
Made rollte seine Trophäe zusammen, warf sie sich über die Schulter und schlug den langen Weg um den Fluss herum ein, damit sein nun äußerst beeindruckender Geruch nicht abgewaschen wurde.
Bei Sonnenaufgang war er müde wie ein Troll. Ehe er zum Lager der Frau zurückkehrte, kletterte er auf die Gabelung einer Ulme und machte es sich dort für ein Nickerchen bequem.
Das Kitzeln von Ameisen, die auf dem Weg zum blutigen Fell des Großzahns über ihn hinwegkrabbelten, schreckte ihn auf. Er schaute mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel, suchte nach dem Stand der Sonne und stellte fest, dass er den warmen Teil des Tages einfach verschlafen hatte.
Er wischte die Ameisen von Zunge, Augen und Zähnen des Großzahns und leckte sie als kleine Zwischenmahlzeit von seinen Fingern. Dann kletterte er vom Baum und setzte seine Wanderung fort. Die tiefen Kratzer an seiner Wade und seinem Oberkörper pochten, und die Schürfwunde an seinem Schenkel brannte, aber es waren keine schlimmen Wunden. Wenn er sie nicht sah, vergaß er, dass sie überhaupt da waren.
Das Mammut, die Speerträger, die Trommel-und-Schepper-Männer und die anderen hatten am Flussufer eine Spur aus niedergetrampeltem Gras, gebrochenen Zweigen und anderen Zeichen ihrer Anwesenheit hinterlassen, ein Pfad, dem Made leicht folgen konnte. Sie kamen von einem weiteren Tag in den Bergen zurück, wo sie auf das Unterholz eingeschlagen hatten, ohne zu wissen, dass ihre Beute bereits tot war. Made grinste und stellte sich die Überraschung der Frau vor, wenn er ihr sein Geschenk überreichte.
Die Sonne stand tief hinter den Bergen, der Himmel war rot wie Blaubeerblätter im Herbst, als das Lager in Sicht kam. Feuer brannten innerhalb der Umzäunung. Made schlug einen Bogen zu dem kleinen Hügel am Fluss, etwas oberhalb des Lagers, von dem aus er über die Palisade spähen konnte. Er verbarg sich zwischen den letzten verbliebenen Bäumen und hielt erneut Ausschau nach der Frau.
Einen Herzschlag lang konnte er sie sehen, wie sie mit langen Schritten durch den Feuerschein zwischen den Zelten schritt. Sie betrat eines davon, mit blaugelben Streifen, das wie die falsche Höhle auf dem Rücken des Mammuts aussah. Er zählte sorgfältig nach - das Zelt stand im zweiten Halbkreis, an dritter Stelle, vom Ende des Bogens aus gesehen.
Als kaum noch Menschen im Lager umhergingen, nahm Made das Großzahnfell und schlich zum Zaun. Als er durch die Ritzen keine Bewegung mehr wahrnahm, schlang er sich den Pelz um die Schultern und kletterte über die Pfosten.
Er versuchte, die Zelte zu zählen und sich zu orientieren, aber der rauchige, fleischige Gestank der vielen Menschen machte ihn nervös. Er fing an zu laufen, immer schneller, bis er schließlich in eine Richtung rannte, die er für die richtige hielt. Doch als er den zweiten Zeltkreis umrundete, stand plötzlich einer der Speermänner vor ihm.
Der Mann schaute auf Made, dann auf das Fell des Großzahns, dann wieder auf Made, und öffnete den Mund, um zu schreien.
Made geriet in Panik. Er packte den Mann am Hals, zog ihn zu Boden und verdrehte ihm brutal den Kopf, wie beim Kampf mit einem Troll. Der Mann wurde schlaff, als Made auf ihm landete. Made rollte zur Seite, die Hand immer noch fest auf den Mund des Fremden gepresst, bis er merkte, dass er ihm den Hals gebrochen hatte.
Mades Herz schlug laut in seiner Brust. Andere Stimmen ertönten und kamen näher. Er hatte das Fell fallen lassen, als er den Mann angriff, und nahm es nun hastig wieder an sich. Dabei fiel sein Blick auf das gestreifte
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