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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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daß wir auf dem richtigen Weg waren. Denn laut dem Lageplan des Gottes Thunupa befanden sich in diesem Teil des Tunnels vier von diesen Köpfen. Die mittleren zwei sollten zu beiden Seiten des Eingangs zur Kammer der gehörnten Schlange angebracht sein. Vorsichtshalber untersuchten wir diesen kurz, doch hier gab es keine Tocapus, sondern nur einen eindrucksvollen, furchterregenden Kopf. Ohren und Maul schienen einem Puma zu gehören, doch eigentlich sah er eher aus wie ein merkwürdiger Clown mit runder Nase und einem Schlangenkopf als Mund.
    »Also, ich glaube, das soll so eine Art Pumaface sein. Wißt ihr, was ich meine?« fragte Jabba.
    Natürlich wußten wir es nicht.
    »Es gab in der Antike einen Gott, der sich einen Löwenkopf übergestülpt hat wie einen Helm und über dessen Rücken ein Löwenfell hing.«
    »Herkules«, sagte ich. »Aber der war kein Gott.«
    »Na ja, egal. Auf jeden Fall reichte ihm der Tierkopf nur bis zur Nase und ließ Mund und Unterkiefer frei. Ich finde, dieses Tier sieht genauso aus: wie ein Typ, der einen Raubtierkopf trägt, wobei sein Gesicht halb frei bleibt. So als trüge er eine Maske.«
    Ja, er hatte recht. Diese ganze taipikalische Kunst, oder wie auch immer sie hieß, war irgendwie eigenartig. Aus unterschiedlichen Perspektiven kam man jedesmal auf eine andere Interpretation, die trotzdem schlüssig war. Proxi, diese Nervensäge, schoß wieder eine ganze Fotoserie, als könnte ihr Apparat unbegrenzt Bilder speichern. Sie mußte die größte im Handel erhältliche Speicherkarte besitzen, anders konnte ich mir nicht erklären, warum sie so endlos weiterfotografieren konnte.
    Nach ein paar Minuten setzten wir unsere Entdeckungsreise rund um die Kammer des Reisenden fort. Trotz meiner seelischen Verfassung entging mir nicht, daß die Doctora schweigsam war und abwesend wirkte. Ich überlegte, ob ich mich bei ihr für all die Unverschämtheiten entschuldigen sollte, die ich seit dem Tag, als ich in ihrem Büro in der Universidad Autónoma aufgetaucht war, losgelassen hatte. Aber ich schlug mir den Gedanken rasch aus dem Kopf, denn dies war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit - und eigentlich hatte ich auch keine Lust dazu. Ich hatte schon genug Ärger am Hals, da brauchte ich nicht noch zusätzliche Komplikationen.
    Endlich, nach etwa zweihundert Metern, stießen wir auf den zweiten Pumakopf, der aus der linken Mauer herausragte.
    »Der Eingang!« rief Proxi freudestrahlend.
    Als wir auf der Höhe des Tiers angekommen waren, kam dahinter eine riesige Tür in Sicht. Jedenfalls sah es so aus wie eine Tür, dabei war es nichts anderes als eine gigantische quadratische, glattpolierte Steinplatte. Sie reichte von der Decke bis zum Boden und war etwa vier Meter hoch und zwei Meter breit.
    »Und da ist der andere Kopf«, sagte Marta Torrent.
    Tatsächlich, zu beiden Seiten der großen steinernen Tür saß je ein Pumakopf, der dem entsprach, den wir uns genauer angeschaut hatten.
    »Und die Tocapus?« fragte mein Freund.
    »Vielleicht ist das Feld unter den Köpfen«, meinte Proxi, »so wie beim ersten Kondor. Kommt, wir legen uns auf den Boden.«
    »He, Moment mal!« rief Jabba und hielt sie blitzschnell am Arm fest, damit sie ihm nicht entwischte. »Du bleibst mal schön brav, okay? Ich werde mich selbst auf den Boden legen.«
    »Und warum?«
    »Weil ich Lust dazu habe. Und weil ich es leid bin, dir das Leben retten zu müssen. Zwei Katastrophen reichen mir, auch wenn es heißt, aller guten Dinge sind drei. Also geh zur Seite und laß mich das machen.«
    Proxi stellte sich neben Marta und murmelte irgend etwas, und ich sah, wie die Doctora lächelte. Wahrscheinlich antwortete sie etwas Witziges, aber ich verstand nicht, was. Doch urplötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ich schaute zur Tür, ihrem Blick und dem Licht ihrer Stirnlampe folgend. Genau in der Mitte der Tür war ein kleines Rechteck zu sehen, das irgend etwas enthielt.
    »Warte, Marc«, rief ich und trat ganz nah heran. »Hier ist was. Guck mal.«
    Das Rechteck befand sich etwa zehn Zentimeter über meinem Kopf. Ich mußte mich auf die Zehenspitzen stellen, um es erkennen zu können. Auch mein Freund, der kaum kleiner war als ich, sah die winzigen Tocapus, die dort eingemeißelt waren, aber Proxi und Marta Torrent (vor allem letztere) hätten sie nicht einmal dann sehen können, wenn sie auf einem Trampolin herumgehopst wären. Es war eines dieser Tocapu-Felder, mit denen wir es bereits mehrmals zu tun

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