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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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den wir am Abend durchquert hatten, wo es einen ständig und überall stach, biß und juckte.
    Gegen zehn Uhr legten wir uns endlich schlafen, nicht ohne die Lebensmittel vorher fein säuberlich verstaut und alle Essensreste abgewaschen zu haben, um keine nächtlichen Besucher anzulocken. Efrain und Gertrude teilten sich natürlich ein Zelt, doch ich schlief bei Marc und Lola bei Marta, damit ich nicht allein mit Marta unter demselben kunststoffbeschichteten Zeltdach nächtigen mußte.
    Trotz des guten Wetters und obwohl wir uns in der Trockenzeit befanden, zog sich der herrliche Sternenhimmel gegen Mitternacht zu, als wir alle schliefen oder es zumindest -wie in meinem Fall - krampfhaft versuchten. Ohne daß wir uns erklären konnten, woher auf einmal die Wolken gekommen waren, entlud sich ein irrer Platzregen über uns, begleitet von einem stürmischen Südwind, der beinahe die Heringe unserer Zelte aus dem Boden gerissen hätte. Das Feuer ging aus, und weil das Holz naß war, konnten wir kein neues anzünden. Wir mußten Wache halten, wollten wir nicht irgendeinem Raubtier zum Fraß fallen. Als es endlich Tag wurde und das Unwetter weiterzog, waren wir total erschöpft, durchnäßt und halb erfroren. Die Temperatur war, wie mein GPS anzeigte, auf fünfzehn Grad gefallen - für den tropischen Regenwald mehr als ungewöhnlich, aber phantastisch für den Marsch, der uns an dem Tag bevorstand, wie Gertrude zufrieden feststellte.
    Zum Frühstück stopften wir uns mit Kalorien voll und bahnten uns dann mit Hilfe der Machete den Weg in Richtung Nordosten. Das war in der Tat so ermüdend, daß wir uns an der vordersten Front regelmäßig ablösen mußten. Beim zweiten Durchgang begann meine rechte Hand zu schmerzen, und als ich zum dritten Mal an der Reihe war, hatte ich bereits einige schmerzhafte Blasen, die jeden Moment aufzuplatzen drohten. Gertrude stach sie mir auf, schmierte sie mit Salbe ein und bandagierte mir ganz behutsam die Hand. Und bald mußte sie bei Marta, Lola, Marc und auch sich selbst ebenso verfahren. Der einzige, der ungeschoren davonkam, war Efrain, der von den Ausgrabungen in Tiahuanaco genug Schwielen an den Händen hatte. Unter diesen Bedingungen - der Dschungel troff noch vom nächtlichen Regenguß, und der Boden hatte sich in einen einzigen rutschigen Brei verwandelt, in dem unsere Füße bis zu den Knöcheln versanken - kamen wir kaum voran. Das wurde weiter erschwert, weil die Insekten an jenem Morgen, vielleicht infolge des Unwetters, besonders aggressiv waren. Ihre Angriffslust steigerte sich, je höher die Sonne stieg. Doch das eigentliche Problem waren weder die Insekten noch der Sumpf oder das Unterholz, ja nicht einmal die Bäume, inzwischen nicht mehr nur Palmen, sondern eine Mischung aus vielerlei Arten. Nein, die größte Schwierigkeit stellten die schlanken Lianen dar, die wie Weihnachtsschmuck von den Ästen hingen und solide, holzartige Wände bildeten, die wir mit einem Machetenhieb durchtrennen mußten. Das Ganze war der reinste Alptraum, ja, die Hölle. Und als wir in der Nähe eines Bächleins, das zwar auf unseren Karten als dünne hellblaue Linie eingezeichnet war, aber keinen Namen zu haben schien, zum Essen haltmachten, waren wir vollkommen fertig. Nur Marc schien auf den ersten Blick stabiler als der Rest, doch auch er war kaum noch in der Lage, ein Wort herauszubringen. Mit ausgestreckten Armen, als bäten wir um Almosen, blieben wir an dem kleinen Wasserlauf sitzen. Plötzlich brach Lola in dröhnendes Gelächter aus. Und ohne zu wissen, wie uns geschah, prusteten wir alle wie auf Kommando los. Wir bekamen aus lauter Verzweiflung einen solchen Lachanfall, daß wir gar nicht mehr aufhören konnten.
    »Ich glaube, das war das Schlimmste, was mir je im Leben passiert ist!« rief Efrain aus und ließ seinen Kopf auf Gertrudes Schulter sinken. Noch immer konnte er vor Prusten kaum reden.
    »Das glaube ich nicht nur«, sagte Marta. »Ich bin fest davon überzeugt.«
    »Was sollen erst wir dazu sagen«, brummte Marc und fuchtelte mit seinen verbundenen Händen, um die uns umschwirrenden Insekten zu verscheuchen.
    »Verstehen Sie jetzt, warum es die >grüne Hölle< heißt?« wollte Gertrude wissen.
    »Ich weiß nicht, ob ich unter diesen Bedingungen zwei Wochen durchhalte.« Ich schlug mir mit der verbundenen Hand auf den Nacken, um einen Moskito zu erschlagen.
    »Wir werden uns schon daran gewöhnen«, sagte Lola mit einem aufmunternden Lächeln. »Du wirst schon

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