Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Señor Queralt«, scherzte sie leise. »Seit wir La Paz verlassen haben, zählt Ihr bloßer Wille nichts mehr. Der Dschungel wird Ihnen das noch einbleuen. Achten Sie darauf, ihn zu respektieren, sonst werden Sie es teuer bezahlen.«
    In diesem Moment fragte Efraín: »Gehen wir?«
    Wir willigten alle ein und standen auf, um unsere Habseligkeiten einzusammeln. Es war offensichtlich, daß sich hier nirgendwo ein Parkaufseher herumtrieb, und um diese Uhrzeit würde auch keiner mehr auftauchen. Wir riskierten also nichts, wenn wir einfach in aller Offenheit hineinmarschierten.
    »Ist es nicht ungewöhnlich, daß ein Eingang unbewacht ist?« fragte Lola, während sie sich an ihrem Platz in die Reihe einordnete.
    »Ja, natürlich ist es ungewöhnlich«, sagte Gertrude, ohne weiter ihre Stimme zu dämpfen, während sie sich den Rucksack wieder auf den Rücken schnallte, »aber doch recht häufig.«
    »Vor allem an diesen Nebeneingängen, zu denen sich kaum ein Tourist verläuft.« Efrain trat entschlossen auf die Lichtung. Die Dunkelheit war so dicht, daß ich ihn kaum sehen konnte, obwohl er unmittelbar vor meiner Nase lief.
    Wir folgten dem engen Durchgang, der sich um das Schild und das leere Häuschen herumschlängelte, und gelangten schließlich in den Madidi-Park. Die Geräusche des Dschungels waren ebenso erschreckend wie die Stille, die ab und zu eintrat, ohne daß wir wußten, warum. Auf einmal und völlig überraschend konnte alles um uns her abrupt verstummen, und wir hörten unsere Schritte im Laub rascheln, doch dann waren die Geräusche, die Schreie und die seltsamen Pfiffe ebenso schlagartig wieder da.
    Sobald der Eingang ein- bis zweihundert Meter hinter uns lag, blieb Efrain stehen, und ich hörte ihn herumhantieren, bis, zunächst schwach und dann hell und kräftig, das Licht seiner Campinggaslampe aufschien und uns den Weg beleuchtete. Marc zündete seine ebenfalls an, und Marta, die hinter mir lief, tat es ihnen gleich, so daß wir rascher und sicherer vorankamen und schon bald ein freies Plätzchen im Dickicht an einem kleinen Bach fanden. Wir beschlossen, dies sei der perfekte Ort für ein Nachtlager. Seit wir die Gaslampen angezündet hatten, umschwirrten uns riesige Nachtfalter. Gertrude ließ uns das Gelände penibel absuchen, bevor wir anfingen, unsere Zelte dort zu errichten. Im Dschungel gibt es, wie sie sagte, eine ganze Reihe ziemlich gefährlicher Ameisen, und wir mußten sichergehen, daß wir uns nicht in der Nähe eines Nests oder eines wegen seiner Ausmaße leichter erkennbaren Termitenhügels niederließen. Wir stellten die Zelte in einem zum Bach hin offenen Halbkreis auf und zündeten ein Feuer an, um wilde Tiere zu verjagen, die eventuell von unserem Geruch oder dem unseres Essens angelockt würden. Laut Gertrude waren die wilden Tiere gar nicht so wild. Sie neigten zur Flucht, sobald sie Menschen in der Nähe witterten - es sei denn, sie waren hungrig und die Beute wirkte schutzlos. Dann wäre das Drama natürlich perfekt. Doch ein richtiges Feuer, beruhigte sie uns, könne uns die ganze Nacht über schützen.
    Wir aßen ausgiebig zu Abend und blieben, da es noch früh war - die Uhr zeigte erst kurz nach acht -, noch wach, um ein wenig zu plaudern und die angenehme Temperatur zu genießen. Ich war nie bei den Pfadfindern oder in einem Zeltlager gewesen und gehörte auch keinem Wanderclub an. Zum ersten Mal in meinem Leben saß ich mit anderen ums Lagerfeuer. Doch ich hätte nicht zu sagen vermocht, ob es mir gefiel. Wir sprachen nur über die Dinge, die wir drei Grünschnäbel beachten mußten, wollten wir unversehrt bleiben. Der Himmel über uns war von so großen, hell leuchtenden Sternen übersät, wie ich es noch nie gesehen hatte, und nur diese Kerle, die über die Macht der Worte verfügten, waren schuld daran, daß ich mich in dieser außergewöhnlichen Lage befand. Ich schwieg, während die anderen redeten, schaute in Marcs und Lolas vom Feuer erleuchtete Gesichter und wußte, daß sie sich wohl fühlten. Sie freuten sich, dabei zu sein. Und auf die eine oder andere Weise würden sie ihren Weg finden, die vor uns liegenden Schwierigkeiten zu meistern. Rein rationale Gründe hatten mich zu diesem Abenteuer in freier Natur bewegt. Die Lichtung in unmittelbarer Nähe des sauberen, friedlich dahinplätschernden Bächleins mochte zwar idyllisch sein, aber ich fühlte mich nicht wohl. Die Umgebung unterschied sich in meinen Augen nicht grundlegend von dem Teil der >grünen Höllec,

Weitere Kostenlose Bücher