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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Ich glaube, ich würde lieber bei dir vorbeikommen, wenn der Besuch bei Daniel ausgestanden ist. Eins nach dem anderen.«
    »Einverstanden«, antwortete ich seelenruhig.
    Sie schwieg. »Wie ...?« Es klang überrascht. »Einverstanden? Ich dachte, du würdest mich überreden wollen.«
    »Nein, überhaupt nicht. Wenn du lieber zuerst zu Daniel willst, soll es mir recht sein. Übrigens ...«:, ich wurde sehr ernst, »hat meine Großmutter eben angerufen. Ich muß ein paar Stunden zu ihm, weil die ganze Familie einkaufen gehen will.«
    Es dauerte einen Moment, bis der Groschen fiel, dann lachte sie los.
    »In Ordnung! Der Punkt geht an dich!« sagte sie, immer noch lachend. »Fahren wir also zu deinem Bruder, und dann sehen wir weiter.«
    Auf dem Weg zu ihr machte ich mir Vorwürfe, weil ich eine so idiotische Hoffnung in diesen Satz der Capacas setzte. Wenn er nicht wirkte, wenn diese Zauberei, dieser Gegenfluch oder Hexenspruch nicht hielt, was er versprach, würde Daniel weiter vor sich hin vegetieren, vielleicht sogar bis ans Ende seiner Tage. Ich gestand Marta meine Zweifel, als sie zu mir ins Auto stieg, und den Rest der Fahrt in die Calle Xiprer gingen wir hektisch die Möglichkeiten durch, die uns dann blieben: So schnell wie möglich die Goldtafeln aus der Kammer des Reisenden übersetzen. Versuchen, erneut nach Qalamana zu finden, indem wir das riesige Gebiet, in dem es vermutlich lag, aus der Luft absuchten. Daniel das Band von Gertrude Vorspielen ... Wir hatten einigen Grund, nervös zu sein, in wenigen Minuten würde sich alles entscheiden.
    »Du weißt den Satz doch noch?« fragte ich zum x-ten Mal, als wir aus dem Auto stiegen, das ich wie immer auf dem Bürgersteig an der Ecke abgestellt hatte.
    »Mach mich nicht fertig, Arnau! Ich habe dir doch gesagt, daß ich ihn noch weiß.«
    »Übrigens ...«, rief ich ihr nach, als sie schon auf das Café zusteuerte, in dem sie auf meinen Anruf warten sollte. Marta drehte sich um, und in ihrem Blick lag etwas, das mir gefiel.
    »Weißt du, daß ich deine Handynummer nicht habe?«
    Mit einem Lächeln kam sie zurück und wiederholte die Nummer zweimal, während ich mich darauf konzentrierte, mich beim Speichern nicht zu vertippen. Dann schlenderte sie langsam weg. Ich blickte ihr nach, bis sie hinter der Straßenecke verschwunden war. Schließlich gab ich mir einen Ruck, wandte mich um und ging auf den Eingang des Hauses zu, in dem mein Bruder wohnte.
    Meine Mutter drückte oben auf den Türöffner, und als ich im Treppenhaus die drei, vier Stufen zum Fahrstuhl nahm, begegnete ich wieder einem dieser rothaarigen Jabba-Klone. Er stand mit dem Rücken zu mir und wartete auf den Fahrstuhl. Eines Tages, sagte ich mir, eines Tages werde ich hierherkommen, und ihr werdet alle zurückgekehrt sein auf euren Heimatplaneten. Dann sehe ich euch nie mehr wieder. Ich kicherte in mich hinein, und der Typ schielte zu mir herüber, als hätte ich den Verstand verloren.
    Ona empfing mich in der Tür und umarmte mich fest. Sie sah viel besser aus als vor meiner Abreise nach Bolivien, hatte ihr Lächeln wiedergefunden und wirkte gelöster und fröhlich.
    »Komm rein, du Urwaldschamane!« lachte sie. »Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du schlimmer bist als dein Bruder? Einfach von einem Tag auf den anderen an den Amazonas verschwinden und zwei Monate später mit einem Zaubertrank auf der Matte stehen!«
    »Also, der tut ihm ja so gut«, erklärte meine Mutter, die mit ihrem Enkel auf dem Arm auf mich zukam. »Man könnte fast meinen, er sieht lebendiger aus, irgendwie ... Nicht, Clifford? Ich und Clifford haben heute morgen darüber gesprochen, nachdem wir ihm zum erstenmal den Tee mit den Tropfen gegeben haben, nicht, Clifford? Ich habe sofort gemerkt, daß sich etwas tut bei Daniel, daß etwas anders ist.«
    Ona verdrehte die Augen, um mir anzudeuten, daß ich besser keine Silbe von dem glaubte, was meine Mutter da faselte - als hätte ich das je. Ich schnappte mir Dani und hob ihn hoch über meinen Kopf. Selbst in dieser Lage hielt mein Neffe seine Schmusedecke fest umklammert.
    »Guck mal, was ich dir mitgebracht habe!« Ich zog den Ekeko aus der Jackentasche.
    »Ach, Arnie, ich begreife einfach nicht, wie du dem Kind so etwas kaufen konntest. Wo es doch im Dschungel ganz bestimmt viel schönere Sachen gibt! Diese Puppe ist scheußlich.«
    Im selben Augenblick schleuderte mein Neffe sie mit einem Freudenschrei in die Luft und strampelte, weil er von meinem Arm runter wollte,

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