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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ahnung, was genau Sie von mir hören wollen. Ihr Bruder hat mich nur sehr sporadisch informiert. Ehrlich gesagt, hat er mich letzten Monat nicht ein einziges Mal aufgesucht. Wenn Sie wollen, können Sie das anhand meines Terminkalenders nachprüfen.«
    Das paßte zu Daniels Geheimnistuerei.
    »Nein, ist nicht nötig«, wehrte ich ab und zog aus der Aktentasche einige der Dokumente, die ich im Büro meines Bruders gefunden hatte. »Es wäre nur schön, wenn Sie mich über dieses Material hier aufklären könnten.«
    Ohne aufzublicken, wußte ich, daß die Doctora sich wie elektrisiert aufgerichtet hatte und geradezu Funken sprühte vor Aggression.
    »Das sind Forschungsunterlagen Ihres Bruders?« fragte sie scharf.
    »Also ...«, begann ich unaufgeregt - auch meine Hand, mit der ich ihr die Kopien reichte, zitterte nicht, »ich habe mich diese Woche ein wenig in Daniels Arbeit vertieft, um Antworten auf die Fragen der Ärzte zu finden.«
    Die Doctora war gespannt wie ein Flitzebogen, und ich sah sie schon vor mir, wie sie mir gleich mit einem der Messer aus den Regalen das Herz herausschneiden und es verspeisen würde, während es noch schlug. Ich glaube, ihr gingen in diesem Moment blitzschnell alle nur möglichen Gründe durch den Kopf, warum sie mir mißtrauen, Verrat wittern mußte. Wie unzufrieden sie das machte, war ihr deutlich anzusehen.
    »Bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Señor Queralt.« Sie stand auf und kam hinter dem Tisch hervor. »Ich bin sofort wieder da, Señor - ach, wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Arnau Queralt.«
    »Womit beschäftigen Sie sich, Señor Queralt?«
    »Ich bin Unternehmer.«
    »Von welcher Art Unternehmen? Stellen Sie etwas her?« fragte sie, bereits in der Tür, drauf und dran, mich mit all den Toten allein zu lassen.
    »Das könnte man so sagen. Wir verkaufen Netzsicherheit und entwickeln Verfahren künstlicher Intelligenz für Internet-Suchmaschinen.«
    Sie ließ ein wenig überzeugendes >Oh, ich verstehe!< fallen, stürzte zur Tür hinaus und schlug sie hinter sich zu. Fast konnte ich sie auf der anderen Seite hören: »Wer zum Teufel ist dieser Typ? Weiß jemand, ob Daniel wirklich einen Bruder mit einem anderen Nachnamen hat, der Informatiker ist?« Ich dürfte mit dieser Vermutung ziemlich richtig gelegen haben, denn durch die dünnen Wände drangen dumpfes Stimmengewirr und Gelächter. Und obwohl ich die Worte nicht verstehen konnte, bestätigte mir der Tonfall in Verbindung mit der Nervosität der Doctora bei ihrer Rückkehr - vor allem die Art, wie sie mich anblickte - meinen Verdacht: Sie musterte aufmerksam meine Gesichtszüge, um die Ähnlichkeit mit meinem Bruder zu überprüfen. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen: Die Papiere, die ich in der Aktentasche hatte, waren Teil ihrer eigenen Forschungsarbeit, die laut Ona von großer akademischer Reichweite war. Und schließlich war ich ein völlig Unbekannter, der sie Dinge fragte, die ihn im Prinzip absolut nichts angingen.
    »Verzeihen Sie die Unterbrechung, Señor Queralt«, entschuldigte sie sich mit zurückgewonnener Selbstsicherheit. Sie setzte sich wieder, allerdings ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Kein Problem«, winkte ich mit freundlichem Lächeln ab.
    »Wie ich schon sagte, benötige ich von Ihnen nur einige Auskünfte. Aber zunächst möchte ich Sie beruhigen: Es besteht kein Anlaß zur Befürchtung, ich könnte dieses Material zweckentfremden. Ich möchte einfach nur meinem Bruder helfen. Wenn dies alles dazu beiträgt, dann um so besser. Wenn nicht, habe ich wenigstens ein paar interessante Dinge dazugelernt.«
    »Ich habe dahingehend keine Befürchtungen.«
    Na klar ... Und ich hieß nicht Arnau!
    »Darf ich Ihnen also einige Bilder zeigen?«
    »Natürlich.«
    »Kurz vorab: Würden Sie mir erklären, warum die Schädel, die Sie hier aufgehängt haben, so spitz sind?«
    »Ah, Sie haben es bemerkt! Die meisten Leute gucken nicht mehr hin, wenn sie sie erst entdeckt haben, sondern versuchen, mein Büro schnellstmöglich wieder zu verlassen.« Sie lächelte. »Alleine deswegen sind diese Schädel Gold wert, obwohl sie eigentlich zum Lehrmaterial des Instituts gehören, genauso wie die Mumie da« - sie deutete mit dem Blick in die Ecke. »Aber mir dienen sie als perfekter Schutz gegen Ungeziefer.«
    »Im Ernst?« fragte ich erstaunt.
    Sie blickte mich ironisch an. »Nein, natürlich nicht! Das war ein Scherz. Mit Ungeziefer meine ich unangenehmen Besuch und nervige Studenten.«
    »Ah, Leute

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